Man nannte ihn – und das zu Recht – den »Godfather of British Blues«.
Schon früh kam der kleine John mit Musik in Berührung, da sein Vater dem Jazz frönte und ihm das Spiel auf Saiteninstrumenten beibrachte. Bevor an Fleetwood Mac zu denken war (und die gibt es wahrlich schon lange), spielte John McVie in Mayalls Band Powerhouse Four bzw. Blues Syndicate.
Dann wurde der andere 'Godfather des britischen Blues', Alexis Korner (wie für Mayall, gibt es auch für Korner noch die Bezeichnung 'Vater des weißen Blues') auf John aufmerksam und gab ihm den Tipp, in London als Musiker zu arbeiten. Der Rest ist Musikgeschichte und heißt Bluesbreakers.
John Mayall & the Bluesbreakers – wenn man sich vor Augen hält, wer da bei Mayall alles schon in Diensten stand: z. B. Eric Clapton, Peter Green, Mick Taylor, John McVie, Walter Trout, Coco Montoya, Robben Ford, Aynsley Dunbar, Keith 'Keef' Hartley, Jon Hiseman, Mick Fleetwood, Andy Fraser, Jack Bruce, Larry Taylor, Don 'Sugarcane' Harris oder Dick Heckstall-Smith. Der Godfather of British Blues hat die Werdegänge so vieler Musiker beeinflusst.
Ich habe den Meister nur einmal live gesehen und kann mich leider nicht mehr erinnern, wer da mit ihm auf der Bühne stand, aber dass es eine Show war, die uns Fans zum Schwitzen brachte, weiß ich noch. Die Bluesbreakers hatten bekannter Weise einige Besetzungswechsel, was zum einen gut für viele Musiker war, denn dadurch entstanden viele Karrieren. Zum anderen war das sicher auch mit ein Grund, dass nicht stoisch an einem engen musikalischen Stil festgehalten wurde.
Wenn man sagt, dass es ohne Mayall mau mit Blues und Blues Rock in England ausgesehen hätte, liegt man mit Sicherheit richtig. Nicht alleine, dass er vielen späteren großen Namen durch das Spielen in seiner Band auf die musikalischen Sprünge half, er war vielen auch ein Mentor und brachte ihnen in seinem Haus bei Besuchen den Blues näher. Eher untypisch war dann wohl sein eigenes Musikerleben, denn wie Eric Clatpon in seiner Biografie schreibt, blieb Mayall dem Alkohol fern und ernährte sich gesund. Eric bezeichnet ihn als den ersten Vegetarier, den er kannte.
Als sich die Band Ende der 1960er auflöste, war von Mayall weiterhin zu hören – auch mal gerne Bues-erweiternd. Das großartige Album Blues From Laurel Canyon etwa. Zwar überwiegend bluesig, aber doch mit psychedelischen Untertönen. Im Prinzip kann man diese Platte vielleicht sogar als Konzeptalbum bezeichnen, denn es beschreibt eine Reise. Die Reise an seinen späteren Wohnort Laurel Canyon in Los Angeles. Dort wohnte er erst mal bei seinem Buddy Bob Hite. Ihm, 'The Bear', widmete Mayall den gleichnamigen Track und dass da Boogie-Sound drin steckt, dürfte nicht überraschen.
Ein anderes für mich herausragendes Mayall-Album ist "The Turning Point", auf dem der Blues auch einige andere Nebentöne bekommt. Auf diesem Live-Album fehlt vor allem das Schlagzeug, was aber der Qualität keinen Abbruch tut, denn mit Jon Mark an der Akustischen und Johnny Almond an Alt-, Tenorsaxofon und Flöte geht da auch ordentlich die Post ab. Trotz starkem Einsatz der Blues Harp findet sich eine gute Prise Jazz in der Platte. Dieser Liveplatte folgte "Empty Rooms" in der gleichen Besetzung, jedoch mit einem eher folkigen Touch – und wieder ohne Schlagzeug. Nach dieser Veröffentlichung stiegen Mark und Almond aus und gründeten Mark-Almond. Aber das ist eine andere Geschichte ,,,.
Schwachstellen in Mayalls Œuvre sind nicht auszumachen, weder solo noch in seinen Bandwerken. Die Bluesbreakers starteten in den 1980ern wieder durch und bis 2021 tourten sie regelmäßig immer wieder durch die Welt. Gegen Ende des Jahres 2021 musste Mayall jedoch kürzer treten und stellte das Tourleben ein. Wenn wundert es, da war der Mann 88 Jahre alt.
Der Autodidakt Mayall war auch ausgebildetet Grafikdesigner und veröffentlichte in seiner 60-jährigen Karriere fast siebzig Alben. 2005 erhielt er die Ernennung zum Officer of the Order of the British Empire. Dieser britische Ritterorden entspricht in etwa unserem Bundesverdienstkreuz.
Nun ist die Blues-Legende am 22. Juli 2024 im Kreise seiner Familie in Kalifornien verstorben.
»Gesundheitliche Probleme, die John dazu zwangen, seine epische Tournee-Karriere zu beenden" hätten "letztendlich zum Frieden" für einen der größten Live-Musiker dieser Welt geführt« so die Worte aus dem familiären Umfeld.
»When I go will you believe
How much it hurts to have to leave
…
Then when I go
I’ll feel I haven’t really gone«
[John Mayall – "When I Go" (1969)]
R.I.P. John
10 Kommentare
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Ulli Heiser
27. Juli 2024 um 12:28 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Uh, bei Status Quo war ich – glaube ich – nicht dabei. Bei Kansas bin ich unsicher
Warst du bei Barclay James Harvest in LU dabei? Das müsste auch zu der Zeit gewesen sein
Manni
27. Juli 2024 um 18:08 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Bei Kansas warst du auch dabei, bin ziemlich sicher.
Ja, bei BJH in LU war ich auch, die Karte zeigt: 31.10.78 (Hab BJH dann nochmal 1980 in Saarbrücken gesehen).
Dann noch die beiden Open Airs
Rock Festival ’77 4.9.77 Wildparkstadion Karlsruhe – Da warst du glaub ich nicht dabei (?)
Summertime Open Air 3.9.78 Ludwigsparkstadion Saarbrücken (Ich erinnere mich, das zumindest Helmut und Rosi dabei waren, du auch?)
Jethro Tull 30.5.77 Saarlandhalle
Ich hab am 4.4.77 nach dem Wehrdienst die Lehre angefangen, vor "unserer" Zeit hab ich meine Tickets für
German Rock Super Concert 19.5.73 Festhalle Frankfurt
Rolling Stones 30.9.73 Festhalle Frankfurt
Traffic 18.3.74 Jahrhunderthalle Frankfurt
Yes 11.4.74 Festhalle Frankfurt
Pink Floyd 27.1.77 Festhalle Frankfurt
und nach der Kratz-Zeit ab 1979 Led Zeppelin/Bob Seger/Rush/Styx/ZZ Top/Lake und etliche andere. Bin froh, meine Ticksts noch zu haben 🙂
——
Jetzt genug davon und: Now playing zum Gedenken an den großartigen John Mayall: "Bare Wires" aus 1968 mit Jon Hiseman, Dick Heckstall-Smith, Mick Taylor, Tony Reeves et al)
Ulli Heiser
28. Juli 2024 um 8:07 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Yep, auf den beiden 77er Festivals war ich nicht dabei
Helmur und Rosi … Jesses, eine andere Zeit …
Max
27. Juli 2024 um 0:56 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
John Mayall. Immaculate. for ever.
Jürgen aus Bonn
26. Juli 2024 um 12:52 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Hallo Ulli,
herzlichen Dank für den berührenden Nachruf auf John Mayall.
Für mich ist ebenfalls "The turning point" ein herausragendes Album aus seinem umfangreichen Gesamtwerk, wenn nicht sogar 'das' herausragendste! Ich habe es gestern nach Bekanntwerden seines Todes direkt wieder aufgelegt; für seine exakt 55 Jahre klingt es nach wie vor sehr frisch.
Vor fünf Jahren hatte ich die für mich einmalige Chance, John Mayall live zu erleben, denn er war zur selben Zeit wie ich in Berlin. Doch eine berufliche Abendveranstaltung verhinderte einen Konzertbesuch; ich könnte mich heute noch kneifen, denn das Konzert war laut Presseberichten wirklich gut. Seine letzte geplante Tournee, die ihn im Jahr 2022 wieder nach Berlin geführt hätte, musste bekannterweise leider abgesagt werden. So bleibt er für mich auf ewig ein "Unbesuchter"!
Aber seine Musik wird weiterleben und ein Vermächtnis für viele Musiker nach ihm bleiben.
Jürgen aus Bonn
Manni
25. Juli 2024 um 19:57 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
n’Abend Ulli,
schöner Nachruf!
wir beide waren beim John Mayall Konzert am Samstag, 21.3.1992 in der Festhalle in Sulzbach/Saar. Sein Gitarrist war Coco Montoya, an dessen herausragende Performance kann ich mich noch erinnern. Seltsam, dass für diesen Termin auf setlist.fm ein Sulzbach in Bayern vermerkt ist. Die Info dort ist falsch, ich hab hier noch meine Eintrittskarte…
uh
25. Juli 2024 um 20:18 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Saucool. Dann ist das auch geklärt.
Ich könnte verrückt werden wenn mir bewusst wird, dass alle Konzerttickets unauffindbar sind. Irgendwann habe ich die wohl bei einem Umzug verschlampt.
Tausend Dank und pass auf deine Tickets auf, bei einigen war ich ja auch dabei 🙂
Manni
25. Juli 2024 um 22:36 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Ja, z.B:
12 Mai 1978 Novalis, Uni Saarbrücken
15 Mai 1978 Blue Öyster Cult, Friedrich-Ebert Halle, Ludwigshafen
Ulli Heiser
26. Juli 2024 um 7:09 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Genau. Spntan fallen mir auch Ry Cooder in Frankfurt sowie Doc Holliday in Kaiserslautern ein
Manni
26. Juli 2024 um 12:32 (UTC 2) Link zu diesem Kommentar
Stimmt, dazu kommen auch noch diese aus der Saarlandhalle im Saarbrücker Ludwigspark:
Status Quo (18.2.78)
Kansas (17.3.78) (Das war die Fahrt hinten in einem Ami-Van direkt nach Feierabend beim Kratz)