Jimmy Reiter Band live in Anderten
Die sogenannte 'warme Jahreszeit' war im Jahr 2016 ja wohl mehr ein Witz. Regen, Sturm und Unwetter waren fast an der Tagesordnung, was sich ja auch an den zahlreichen Absagen oder Abbrüchen von diversen Open Air-Veranstaltungen zeigte. Dafür entschädigte uns der Spätsommer dann umso mehr. Wochenlang verwöhnten uns Sonnenschein pur und hohe Temperaturen im August und September nach Strich und Faden. So konnten wir am 3. September beim Blues in Lehrte-Festival einen tollen Tag erleben, und auch eine Woche später kamen wir bei über dreißig Grad in Anderten an, um die Jimmy Reiter Band auf der Bühne zu sehen. Zum ersten Mal konnten wir nach dem Einchecken den »schönsten Biergarten Hannovers« ausgiebig testen und verbrachten die Stunden bis zum Konzertbeginn ganz entspannt bei kalten Getränken im Schatten dieser kleinen, wunderschönen Oase.
Moritz 'Mo' Fuhrhop
Doch dieses subtropische Klima hatte auch einen großen Nachteil. Es fiel richtig schwer, sich vor der Bühne einzufinden und diesen 'Brutkasten' zu betreten. Schon beim Aufbauen der Anlage lief der Schweiß bei der Band in Strömen, was sich auch während des Konzertes nicht änderte. Schade war nur, dass viele Bluesfans bei dieser Hitze den Weg in den Alten Bahnhof erst gar nicht erst antraten und sich wahrscheinlich lieber den verschiedensten Erfrischungen hingaben und auf das Konzert verzichteten. So blieb die Besucherzahl doch in einem sehr überschaubaren Rahmen. Und das, obwohl der letzte Gig des Osnabrücker Sänger/Gitarristen schon fast zwei Jahre zurücklag. Aber, um es gleich vorweg zu nehmen, der Stimmung tat das keinerlei Abbruch, und die Band kniete sich ebenfalls voll rein.
Jasper Mortier
Pünktlich um 20.30 Uhr enterte die Jimmy Reiter Band die Bühne des Alten Bahnhofs und das auch in der gewohnten Besetzung, bestehend aus Jasper Mortier, der mal wieder extra für diesen Gig aus den Niederlanden angereist war und dem Hamburger Björn Puls am Schlagzeug. Und auch Mo Fuhrhop war mit dabei, der eine Woche vorher noch mit Kai Strauss & The Electric Blues Allstars beim Blues in Lehrte-Festival das Publikum begeistert hatte. Besonders gespannt waren wir auf die neue Setlist des Vierers, denn nachdem wir die Jimmy Reiter Band das letzte Mal gesehen live hatten, erschien das aktuelle Studio-Album Told You So, das bei dieser Tour promotet werden sollte. Wie würden die neuen Songs live rüberkommen und welche Titel der CD würden überhaupt Einzug in die Setlist finden?
Björn Puls
Das waren die offenen Fragen, als die Band, schon vor dem ersten Ton völlig verschwitzt, mit ihrem zweiteiligen gut zweistündigen Set begann. Und es bleibt festzuhalten, dass die Mischung zwischen neuen und alt bewährten Titeln absolut stimmte. Das neue Album war gleich mit acht Songs vertreten. Kein Wunder, sind doch eigentlich alle Kompositionen total bühnentauglich. Und sie zeigten gleichzeitig die ganze Vielseitigkeit der Truppe. Vom balladesken "Can’t Stop Thinking Of You" über die funkigen "Woman Don’t Lie" und "Out Of My Mind", bis hin zu den 12-Taktern "Waiting For My Luck To Change", "Hard Times" und "I’m Givin' In", alle diese Songs klangen perfekt, wobei die beiden letztgenannten Stücke auch sehr gut ohne die Saxofon-Einsätze auskamen (sorry Jimmy, der kleine Seitenhieb musste jetzt sein). Jedenfalls überzeugten die vier Musiker wieder mal durch ein perfektes Zusammenspiel und jeder Menge Spielfreude.
Jimmy Reiter
Der Rest des Programms bestand aus einigen Titeln des Vorgängeralbums High Priest Of Nothing. Aber auch einige seiner bewährten Coverversionen von Johnny Heartsman ("Move On Down The Line") und Freddie King ("Sitting On A Boat Dock" u. a.) waren wieder mit dabei. Doch diesmal war für mich "You Got To Move" das Highlight dieses Konzertes. Der Song brodelte und kochte nur so vor Energie und Rhythmus und stellte diesmal sogar den abschließenden Instrumental-"Boogie" in den Schatten. Noch nie habe ich diesen Song so intensiv gehört. Klasse Jimmy! Ganz großes Kino! Genau wie die Soloparts der einzelnen Musiker, die natürlich auf gar keinen Fall fehlen durften. Es macht immer wieder Spaß, Jasper, Björn und Mo bei ihren Einlagen zu beobachten.. Und über Jimmys Fähigkeiten am Sechssaiter brauche ich wohl kein Wort mehr zu verlieren. Der Mann ist einfach gut und hat den Blues. So viel steht fest.
So endete ein wahrhaft 'heißes' Konzert im wahrsten Sinne des Wortes. Wir bedanken uns ganz herzlich bei der Jimmy Reiter Band für einen tollen Gig und die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Jimmy Reiter (guitar, vocals)
Moritz 'Mo' Fuhrhop (keyboards)
Jasper Mortier (bass, backing vocals)
Björn Puls (drums)
Neueste Kommentare