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Joanna Connor & The Wrecking Crew – Konzertbericht, 29.06.2022, To Hoop, Rheinberg

Joanna Connor war für nur zwei Konzerte in Deutschland unterwegs.
Am 29. Juni 2022 trat sie mit ihrer amerikanischen Band The Wrecking Crew in Rheinberger To Hoop auf.
In der Vorankündigung der schönen Location heißt es: »[…] Einziges NRW Konzert! […]«

Auf der To Hoop-Website lesen wir über Joanna Connor:
»[…] Wer Joanna Connor kennt, dem braucht man nichts mehr zu sagen. Wer Joanna Connor noch nicht kennt, dem sei gesagt, nutze die Chance. Seit 1989 hat die US Amerikanerin aus Chicago zwölf Alben veröffentlicht. Ihr aktuelles Album "4801 South Indiana Avenue" wurde von Joe Bonamassa produziert. Joanna Connor ist nicht nur eine hervorragende Sängerin, sondern gilt weltweit als einer der besten Slide Gitarristinnen. Neben ihren neuesten Album, bringt sie natürlich auch ihre US Band mit. […]«
Tja, bei dem neuen Album "4801 South Indiana Avenue" war dann wohl auch bei den zahlreich erschienen Zuschauern eher der Wunsch der Vater des Gedankens das Album zu kaufen, denn die sympathische »[…] Queen of Blues Rock Guitar […]« hatte weder die gerade erwähnt Veröffentlichung noch andere Dinge für den Verkaufstisch mitgebracht.

Joanna Connor & The Wrecking Crew im Juni 2022 im To Hoop Rheinberg

Joanna Connor & The Wrecking Crew im Juni 2022 im To Hoop Rheinberg

Zum gut über zweistündigen Joanna Connor & The Wrecking Crew-Konzert im To Hoop, Rheinberg lässt sich das Folgende berichten:
"4801 South Indiana Avenue"-Lieder waren gar nicht so sehr Thema des tollen Konzerts. Bei genauerem Hinschauen kam als Album-Appetizer "Destination" zum Zuge. Dennoch hatte es die Setlist in sich.
Gleichzeitig war diese Nummer dann auch eine der wunderschönen Slide-Gitarren-Ereignisse der amerikanischen Künstlerin aus Chicago. Sowohl am Gesangsmikrofon als auch auf dem Fretboard schüttete Joanna Connor ein volles Fass an Emotionen aus. Ein ums andere Mal begeisterte sie die Zuschauer mit ihren gefühlvollen Griffbrett-Fahrten, ganz gleich ob von einer schieren Energie angetrieben oder im Slow Blues-Sektor mit dem entsprechenden Feeling in den Fingerkuppen.

Ja, es bestätigte sich, dass sie als eine »[…] Queen of Blues Rock Guitar […]« bezeichnet wird.
Alle Mitglieder von Joanna Connors Band The Wrecking Crew beeindruckten durch eine enorme Vielfalt und Komplexität. Man spürte, dass es sich im positiven Sinn um eine eingespielte Formation handelte. So sollte der Konzert-Einstieg mit "Cissy Strut" von The Meters irgendwie richtungsweisend für den gesamten Auftritt sein. Alle im Quartett stellten sich gewissermaßen durch ein Solo vor. Die Alleingänge begannen bei einem virtuos aufspielenden Daniel Souvigny, der seine Finger quasi über die schwarzen und weißen Tasten fliegen ließ. Mit ihrer energischen Art ebnete Joanna Connor den Weg für ihren Bassisten Shaun Gotti Calloway, der das Publikum mit seiner extrem funkig-geslappten Spielweise begeisterte. Jason Jroc Edwards trommelte differenziert drauf los.

Joanna Connor (guitar, lead vocals)

Joanna Connor (guitar, lead vocals)

Ein Solo, mehrere Solos, ganz viele Soli.
Das große Musterläppchen des Gigs waren die Alleingänge. Wenig Gesang, ziemlich viel Blues. Joanna Connor & Co. stellten ihre instrumentale Wandlungsfähigkeit immer wieder in den Vordergrund.
Eine weitere Qualität der Combo war die Interpretation der Coversongs. So beinhaltete Elmore James' "Shake Your Moneymaker" die individuelle Klasse einer schrill-furios slidenden Joanna Connor, die in einer ruhigeren Phase des Songs den Bottleneck-Bereich um den Country-Flair erweiterte. Daniel Souvigny verfügte über viel Raum für sein tolles Solo. Rock’n’Roll im Joanna Connor & Co-Stil.

Es blieb kaum Zeit zum Luftholen, da gab es schon den nächsten Kracher à la Joanna Connor, denn "Goin' Down" von Don Nix schloss sich nahtlos an. Logisch, dass auch der Chicago Blues mit "You’re So Fine" seine Berechtigung anmeldete und als die Bandleaderin den Drummer Jason Jroc Edwards als guten Sänger vorstellte, sollte 'gut' noch untertrieben sein. Wie der Schlagzeuger Bill Withers' "Ain’t No Sunshine" soulig intonierte, erzeugte eine Gänsehaut. Auch die Lesung des Klassikers war überzeugend. Wow! Ein weiterer Lead-Sänger-Auftritt folgte im zweiten Teil des Gigs. Tanzen war angesagt, weil es so einige Leute im Publikum nicht mehr auf ihren Sitzen hielt, denn nicht erst bei "Papa Was a Rolling Stone", im Original von The Temptations, nutzten man den Raum vor der Bühne für rhythmische Freiübungen. Daniel Souvignys Hammond-Töne rollten das Manual rauf und runter. Willie Dixons Komposition "I Wanna Make Love To You" motivierte ebenfalls zum Tanzen. Abermals slappte Shaun Gotti Calloway seinen Tieftöner gekonnt sowie herausfordernd. Die farbenfrohen Soli, in denen der Tastenmann auch dem Jazz zugeneigt war, erreichten ihren Sättigungsgrad tatsächlich erst am Ende des Konzerts.

Jason Jroc Edwards  (drums, vocals)

Jason Jroc Edwards (drums, vocals)

Beeindruckend verlangsamte das Quartett die Blues-Fahrt, als der auch durch Stevie Ray Vaughan bekannte Slow Blues "The Sky Is Crying" geradezu zelebriert wurde.
Für "Destination" sowie den "Walkin' Blues" aus der Feder von Son House aktivierte Joanna Connor ihr Bottleneck und puschte das Publikum zu weiterem Szeneapplaus.
Bei der Blues-Spielform Boogie kommen oft ZZ Top oder Canned Heat in Betracht. Die Formation lockerte quasi alle Zügel, als man Magic Sams "Magic Sam’s Boogie" frisches Boogie-Leben injizierte. Hammer!
Ein Highlight unter vielen anderen war auch "Dr. Feelgood" von Aretha Franklin. Mit Sehnsucht und Melancholie ließ Joanna Connor ihre Les Paul sprechen und so war dieses Stück wahrlich zum Wohlfühlen.
Zeitweise ließ sich Shaun Gotti Calloway gar nicht stoppen. So als wolle er allen Anwesenden beweisen, was man so alles auf einem fünfsaitigen Bass zaubern kann, waren seine Beiträge Songdienlich-melodiös gezupft und in den Soli heiß geslappt.

Bei diesem grandiosen Konzert kam die Combo um eine Zugabe natürlich nicht herum. Da ging es dann ganz weit zurück in der Blues-History, denn "When The Levee Breaks" komponierte seinerzeit Memphis Minnie gemeinsam mit Joe McCoy. Sehr gefühlvoll und eindringlich führte uns die Protagonistin solo slidend in den Track ein. Danach mischte die Band mit. Ein toller Abschluss eines faszinierenden Joanna Connor & The Wrecking Crew-Auftritts. Beide Daumen hoch, CJ, Daniel, Joanna und Shaun!
Randbemerkung: Die Begeisterung bei diesem Konzert war bei allen Leuten vorhanden. Niemand würde sich beschweren, wenn Zuschauer nach vorne zur Bühne gehen und ein oder mehrere Fotos machen. Allerdings sollte man sich – gerade bei einem Club-Konzert – doch an so etwas wie Anstand halten und nicht unmittelbar vor der Bühne verweilen und für längere Zeit einem Musiker das Handy quasi auf die Finger halten.

Wir bedanken uns bei Sami Durak für den Platz auf der Gästeliste.
Am 02. September 2022 werden The Blueanovas im To Hoop, Rheinberg spielen und für den 29. Oktober 2022 wird Vanesa Harbek erwartet.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Live-Musik.


Line-up Joanna Connor & The Wrecking Crew:

Joanna Connor (guitar, lead vocals)
Daniel Souvigny (Hammond organ, keyboard)
Shaun Gotti Calloway (bass)
Jason Jroc Edwards (drums, vocals)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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