Dieser Bericht wurde uns freundlicherweise von André Wittebroek (bluesmagazine.nl) zur Verfügung gestellt und ins Deutsche übersetzt.
Vielen Dank!
Joe Bonamassa startete das Non-Profit Keeping The Blues Alive At Sea (KTBA) Projekt im Jahr 2011 mit dem Ziel Geld für Musikprojekte für Schüler, Lehrer und Schulen in Amerika einzusammeln. Man machte eine Blueskreuzfahrt, auf der viele Künstler spielten und jammten. Bis jetzt wurde 63.000 Studenten geholfen.
Joe möchte mit diesem Projekt den Blues wieder bekannter machen, speziell unter der Jugend. Dazu hat man eine Zusammenarbeit mit dem sehr hoch angesehenen Berkley College Of Music in Amerika gesucht und sie nun erweitert mit dem BCOM in Valencia. Dass Joe alles sehr seriös nimmt, zeigt sich auch dadurch, dass er schon in 2008 auf meiner damaligen Schule De Driemark in Winterswijk einen Blues In The Schools gemacht hat. Nachdem ich ihn damals danach gefragt hatte, stimmte er direkt zu. (Steht noch auf You Tube)
Nachdem Joe Bonamassa fünf Mal eine Cruise in Amerika organisiert hatte, ist man jetzt zum ersten Mal nach Europa gekommen. Letztes Jahr hat Joe Bonamassa über die Medien gefragt, ob es Interesse für eine Blues-Cruise in Europa geben würde und das gab es. Mit 2.100 zahlenden Bluesliebhabern aus 60 Nationen war die Cruise restlos ausverkauft. Die Folge: Nächstes Jahr wird es wieder eine Blues-Cruise geben, die vom 14.-19. August stattfindet und jetzt ist schon bekannt, dass Ana Popovic und Walter Trout dabei sein werden.
Die Cruise
Das Schiff fuhr in Barcelona ab, während Joanne Shaw Taylor mit einem prima Auftritt und Bob Fridzema am Keyboard die erste Show auf dem Pooldeck spielt. (Bob sagte mir später, dass er große Probleme mit den Tonhöhen der Hammond hatte, aber ich habe es nicht bemerkt).
Insgesamt gab es fünf Bühnen auf dem Schiff und viele Bands spielten gleichzeitig. Weil jede Gruppe mehrmals auftrat, gab es doch die Möglichkeit, alle zu sehen. Bei vielen Auftritten wurde gejammt und Musiker traten mit anderen Bands auf. Die Spielfreude war fantastisch, sehr schön anzusehen. Wenn man nicht sein eigenes Repertoire, aber mit anderen Topmusikern spielte, dann gab es mehr Freiheit im Spiel. Total anders als mit den eigenen Leuten.
Die erste Fahrt ging nach Monaco und Peter Frampton spielte abends als erster auf dem Pooldeck. Dort befand sich die größte Bühne. Hinterher stellte sich heraus, dass sein Aufritt einer der Höhepunkte der Cruise war. Seine Stimme und Gitarrenspiel hatten nichts an Glanz verloren, alles war noch so gut wie bei seinem Mega-Erfolg "Frampton Comes Alive" aus dem Jahr 1976! Durch eine unheilbare Muskelkrankheit verliert er immer mehr die Kraft in Fingern, Armen und Beinen und machte nun seine Abschiedstour. Er sah sehr gebrechlich aus, aber hatte einen Riesenspaß, auch weil die begeisterten Fans fast alle Songs textsicher mitsangen. Ein wertvoller und sehr emotionaler Moment, der mit einer Standing Ovation endete. Zu Recht! Dann sahen wir Larkin Poe, die genauso gut wie ihre Show auf dem Grolsch Blues Festival in Schöppingen 2016 war. Dort hatten sie damals ihren ersten Aufritt außerhalb von Amerika. (Wieder gut gesehen Richard Hölscher vom Grolsch Blues Festival! Der hat immer die Nase vorn, wenn es um unbekannte Musiker geht). Die werden sehr erfolgreich sein, so die Meinung nach der Cruise. Später am Abend folgte die Kenny Wayne Shepherd Band mit einer hervorragender Show, in der Joe Bonamassa zwei Songs mitspielte. Der Hammer!
Nun zur anderen Bühne, wo Eric Gales auftrat: Öfter gesehen, immer gut!
Dann direkt weiter zu Robert Jon & The Wreck, die ich noch nie gesehen, aber viel von denen gehört habe. Super Southern Rock mit Henry James als herausragenden Gitarristen. Live auf der Bühne noch besser als auf CD. Eine echte Live-Band.
Am Samstag statteten wir erst Monaco einen Besuch ab und abends fanden wieder die Shows statt. Den Anfang machten King King, die das Publikum mit ihrem Stil gnadenlos umbliesen. Sänger/Gitarrist Alan Nimmo beeinflusst das Publikum auf seine eigene geniale Weise und sein schottisches Outfit half dabei mit. Tastenspieler Jonny Dyke erzählte nachher, dass es der beste Auftritt in neuer Besetzung war, die Band jetzt ein neues Management in Amerika hat und da hoffentlich auch Erfolg haben wird. Angesichts der Reaktionen des hauptsächlich amerikanischen Publikums, und Alan auf dem Schiff guten Kontakt mit Joe Bonamassas Manager Roy Weisman hatte, wird das sicher klappen.
Dann war der Moment da, worauf alle gewartet hatten: Joe Bonamassa mit Band auf der Bühne für seine erste Show. Wie immer in den letzten Jahren ebenfalls mit Bläsern und Sängerinnen. Die Show war perfekt und professionell. Musikalisch fantastisch, aber der Autor dieses Artikels bevorzugt doch den 'alten' Joe: rau, unpoliert und spielerisch freier. Aber das ist natürlich Geschmacksache. Er bleibt immer Spitze. Die Atmosphäre war himmlisch: Die Show fing an, Monaco im Hintergrund und langsam wurde es dunkel, die Lichter in der Stadt gingen an, sehr langsam, fast ohne es zu bemerken, fährt das Schiff zum Meer mit Aussicht auf die Stadt, herrliches Wetter, Sterne und die Musik. Ein wirklich magischer Moment.
Am Sonntag gab es viele Shows. Philip Sayce spielt (zu) laut und sehr rockig. Prima Gitarrist aber zu viele Noten und zu wenig Abwechslung in seinem Spiel. Mehr für die Die-Hard-Fans, die das lieben. Vor der Bühne befanden sich auch beachtlich wenige Leute. Es war einfach zu laut. Ryan McGarvey mit seiner zweiten KTBA-Einladung hatte danach seine erste Show und kam sehr gut an. In der Mitte des Auftritts platzierte er drei akustische Songs. Bernie Marsden (Ex-Whitesnake) beeindruckte mit herrlich bluesrockigem Gitarrenspiel und sehr gutem Sound. Jerry 'Blind Boy' Paxton spielte seinen traditionellen akustischen Blues aus den Jahren 1920-1930 solo. Mit wunderbar, tiefer, voller Stimme und Banjo blieb bei ihm der alte Blues lebendig. Ein toller 'Leiseauftritt' auf der Cruise.
Montag in Malta. Wer Lust darauf hatte, konnte an Land gehen. Robert Randolph and The Cruise Family Jam ist bei jeder Cruise dabei. Es wurde gejammt, man spielte bekannte Songs (siehe Foto rechts) und die Besetzung wechselte bei jedem Song – alle, also auch Bassisten, Schlagzeuger, Sängerinnen, Tastenspieler. Wunderbar, die Spielfreude als auch den Spaß der Artisten mitzuerleben und wie gut die waren. Zum Beispiel: Randolph sah, dass ein Bassist fehlte: Er rief nach hinten: »Ist da noch ein Bassist?« »Ja, ich«, antwortete einer. »Ok, komm und spiel mit«, und ohne Probleme machte er das. Wahnsinn!
Danach kam Bonamassa für seine zweite Show in gleicher Besetzung wie beim erste Auftritt. Aber dann passierte etwas Historisches, für viele der absolute Höhepunkt der Cruise: Joe ruft Eric Gales auf die Bühne und sie spielten "Who Killed John Henry?". Was folgte war außerirdisch. Das Duell, das sie sich lieferten war sensationell. Sie hatten unendlichen Spaß, der alte Joe war zurück, so wie ich ihn 2004 kennengelernt hatte. Lächelnd, rockend, rau und pur und Eric hält mit. Joe sagte später: »Der beste John Henry ever«.
Toronzo Cannon spielte Chicago Blues. Er hatte herrliche Grooves, Funk-Blues und Slow Blues in seinem Set. Eine schöne, warme, tiefe Stimme vollendete den Gig.
Dienstag war der letzte Tag und wir fuhren von Malta zurück nach Barcelona.
Wir sahen nochmals King King und Joanne Shaw Taylor. Kurz trat Little Billie aus Australien mit ihrer Rock-meets-Rockabilly-Show auf. Die Band war voller Energie und es war ein guter Auftritt. Als letzter der Cruise war Ryan McGarvey an der Reihe und wieder lieferte er eine sehr solide, gute Show ab.
Viele Bands hatten während der letzten zwei Tage ihre zweite oder dritte Show und davon gibt es keinen Bericht mehr. Verpasst habe ich die Auftritte von Vintage Trouble, Jade Macrae, Jonathan Long und Curtis Harding sowie John Németh. Aber alle traten ja bei der Robert Randolph Cruise Family Jam auf, nur John Németh nicht.
Es gab für die Künstler noch viel mehr zu tun auf dem Schiff.
Unterschriften-Sessions, Interviews, bei denen man Fragen an die Musiker stellen konnte, Radioprogramme, Fan-Jams, Casino, Whiskeyproben (vom Sponsor), großer Merchandise-Shop. In verschiedenen Restaurants konnte man all inclusive (im Ticketpreise enthalten) schlemmen. In Restaurants mit zum Beispiel asiatischer oder französischer Küche musste man allerdings bezahlen. Alles in allem hatte es einen hohen Las Vegas-Gehalt. Viele Besucher kombinierten die Musik mit Ferien und liebten es. Man konnte auch schwimmen, in der Sonne liegen, ausruhen. Eine gute Kombination oder?
Am Mittwochmorgen, dem 21. August, kamen wir wieder in Barcelona an und dann war die Cruise Geschichte. Was bleibt ist eine wunderbare Erfahrung mit Topmusik und sehr nette Blues-Liebhabern.
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