Wie auf dem Cover abgebildet, kommt einem im "The Big Engine"-Starter "Conjunction Dysfunction" der Sound einer Dampflokomotive entgegen.
Joe Candelario ist ein Musiker aus Colorado, genauer Denver. Während der Achtzigerjahre spielte er dort in diversen Coverbands.
Joe Candelario ist schon einen großen Zeitraum im Musikbusiness aktiv.
Er »[…] began composing his own music in the early 90’s focusing within the prog-metal genre, however with the changing tide of music, Joe moved towards a more blues-based roots project, and started the Joe C. Wails Gang in the fall of 1994. Joe C. Wails was a highly successful 3-piece blues rock outfit lasting close to 18 years, the group released 3 solid CD’s and performed regionally in the western U.S. […]«
Wie aus Joe Candelarios Werdegang hervorgeht, veröffentlichte er 2008 die »[…] limited edition instrumental CD […]« mit dem Titel "Delicate Nature Of Entropy". Weitere Alben sind "Blackwater Recital" (2016) und 2018 folgte "Pangea". "The Big Engine" spielte der Protagonist als Alleinunterhalter ein. Alle Instrumente und der Gesang gehen auf seine Kappe.
Was zum ersten Track bereits zu Beginn dieser Rezension angerissen wurde, macht der Amerikaner durch seinen Gitarren-Einsatz zu einer Angelegenheit, bei der er die Dampflok in der Fretboard-Geschwindigkeit eines ICE-Zuges locker überholt. Hört her, wie schnell meine Finger über das Griffbrett fliegen. Mit scharf gewürztem Sechssaiter-Klang treibt "Conjunction Dysfunction" den Blues Rock in die heftige Richtung.
Dem Gitarren-Sound bleibt Joe Candelario bei "Bad Mojo Rising" treu. Dank der Studiotechnik gibt es gleich mehrere Lagen E-Gitarre auf die Trommelfelle. Der Rhythmus bringt die Masse eines Schwergewichts auf die Waage. Gesanglich ist Joe Candelarios Stimme erträglich. Durch die Heftigkeit der beiden ersten Nummern soll der Hörer wohl beeindruckt werden. Dieses Vorhaben hält sich aus meiner Sicht in überschaubaren Grenzen.
Okay, dann wird sich das Blatt vielleicht durch "Hell-Bound Train" wenden.
Ah, jetzt aber! Die akustische Gitarre übernimmt die Herrschaft und es groovt verdammt gut. Zum treibenden Blues kann jetzt der Gesang punkten. Das Solo auf der Akustischen ist klasse. Aus meiner Sicht geht die Platte erst mit dem dritten Track so richtig los. Hoffentlich bleiben die nun geweckten Erwartungen im positiven Bereich.
Über einen "From The Sun"-Zwölftakter-Rock, der sich in der Abteilung der ersten beiden Songs einreiht, geht der Musiker in "Way 2 Go" – abermals auf der akustischen Gitarre – in Richtung Country Blues. Komisch, auch hier passt die Stimme besser, als bei den bisherigen heavy Tracks. Bei der balladesken Luftigkeit darf man bei diesem Lied von einem Hinhörer sprechen.
Was ist denn jetzt los? Fiktiv macht Joe Candelario Urlaub auf Jamaika. In einem Club in Kingston zeigt er dem Publikum, was er unter einem Reggae versteht. Eine laut krachende E-Gitarre mit Hang zur Frickelei macht die Nummer irgendwie zerbrechlich.
Die akustische Ballade "Back 4 More" kann gefallen.
Wer auf vehemente E-Gitarre steht, wird das unter dreiminütige Instrumental "Crocodile Smile (Alligator Shoes)" nicht nur ein Mal hören.
Für "Banks Of Salvation" lässt sich Joe Candelario am längsten Zeit. Im Midtempo zeigt er, dass er sein Arbeitsgerät durchaus auch gefühlvoll einsetzen kann. Zum Schluss dampft die Lok wieder und entfernt sich in einem Fade-Out.
Joe Candelario-Fans werden "The Big Engine" definitiv in ihre Sammlung aufnehmen.
Bei Leuten, die über die vorliegende Platte einen Erstkontakt mit dem Musiker haben, sollten vor einem Kauf in die Scheibe reinhören. Eine deutliche Empfehlung kann es aus Sicht des Rezensenten nicht geben.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Joe Candelario:
Joe Candelario (vocals, all instruments)
Tracklist "The Big Engine":
- Conjunction Dysfunction
- Bad Mojo Rising
- Hell-Bound Train
- From The Sun
- Way 2 Go
- C’mon Man
- Big Engine
- Back 4 More
- Crocodile Smile (Alligator Shoes)
Banks Of Salvation
Gesamtspielzeit: 42:09, Erscheinungsjahr: 2020
Neueste Kommentare