"StratoSlider" ist eine weitere Veröffentlichung des Bottleneck-Meisters Joe Colombo.
Wer sich von den Bühnen-Qualitäten des aus der Schweiz stammenden Blues-Rockers überzeugen möchte, greift zu Live At Tacos, einer Scheibe, die die instrumentalen Fähigkeiten des Künstlers in purer Form offenbart.
Was das Line-up betrifft, ist die vorliegende Scheibe ziemlich stark reduziert, denn außer beim einleitenden Track "Delta Boy", in dem Luca Tonani den Bass zupft, gibt es keine weiteren Tieftöner-Erzeugnisse. Am Schlagzeug wird Joe Colombo begleitet von Tony Rotta.
Serviert werden uns neun Lieder, die sich im Wesentlichen auf Eigenkompositionen konzentrieren. Nur das abschließende Traditional "St. James Infirmary" bildet auf "StratoSlider" somit die Ausnahme.
Die im San Pedro Studio, Mailand, aufgenommenen Nummern kommen auf eine Gesamtspielzeit von dreiundvierzig Minuten und wer auf Slide-Sounds steht, kommt hier natürlich voll auf seine Kosten.
Ob flott rockend oder in der nachdenklichen Auslage, Joe Colombo hat viele verschiedene musikalische Kreationen zu bieten. "StratoSlider" ist ein aussagekräftiges Statement in Sachen Bottleneck-Einsatz.
Ein bisschen psychedelisch beginnt die Album-Eröffnung bei "Delta Boy".
Nach wenigen Momenten macht das Trio den Platz frei für Blues Rock mit Metallröhrchen-Würzung. Man ist voll dabei und die mächtig funkige Richtung des Tracks motiviert und aktiviert ohne Probleme die Fußwippe. Besonders bemerkenswert ist die Latin-ausgerichtete Percussion-Einlage von Tony Rotta, der dann auch noch ein Solo-Blitzlicht abliefert. Dieser Opener erfreut die Blues-Dynamiker. Klasse!
Bei diesem Protagonisten stellt sich ja immer fast wieder die Frage nach dem Gesang. Okay, bei Deltachrome übernahm Franco Campanella die Rolle des Shouters. Rein instrumental kann der Künstler voll überzeugen, denn er versteht es wie kaum ein anderer Blueser, seine Gitarre so einzusetzen, dass man die Vocals über die Platten-Länge gar nicht vermisst.
Mag man die rockende Spannkraft des Genres, dann gilt dies auch für "Stones In My Boots". Noch nie machte Störendes im Laufwerk so viel Spaß. Das Gaspedal geht in Richtung Endpunkt und die nun zum Duo geschrumpfte Formation macht ordentlich Dampf im Kessel. Ein Hammer Blues Rock, der auch noch über eine verführerische Melodie verfügt.
Joe Colombo zieht allerdings auch die 12-Takter-Zügel an, der Blues wird in "Sweet November" beruhigt. Herrlich, wie es der Musiker schafft, nicht nur durch dieses Stück Bilder im Kopf entstehen zu lassen. In diesem Herbstmonat schien definitiv auch die Sonne durch etwas verklärende Nebelschwaden. Highlight!
"Minor Twang" kommt ebenfalls aus der Kategorie Slow Blues. In dieser Nummer – der längsten auf dem Album – gibt das Bottleneck diesen gewissen Hauch von Wehmut und Melancholie frei. Dieses Lied ist ein weiteres Joe Colombo-Aushängeschild in Sachen Slide-Einsatz. Die Repeattaste ist gefordert.
Faszinierend ist die Kombination aus Latin-Rumba sowie Blues. Der Songtitel belegt es bereits: "Rumba Moon" ist das perfekte Liebeswerben zweier Musikstile.
Über das treibende Rock’n’Roll-Metallröhrchen-Stück "In The Mood" versprüht der Schlusspunkt der Scheibe innerhalb von fast sechs Minuten nochmals Besinnlichkeit in den heimischen vier Wänden. So ist "St. James Infirmary" das besondere Ende einer besonderen Platte.
Vielleicht nicht nur für die Anhänger des Bottleneck ist "StratoSlider" eine kräftige Empfehlung. Hats off, Joe Colombo!
Line-up Joe Colombo:
Joe Colombo (slide guitar)
Luca Tonani (bass – #1)
Tony Rotta (drums, percussion)
Tracklist "StratoSlider":
- Delta Boy (4:31)
- Stones In My Boots (3:54)
- Sweet November (5:45)
- Johnny D. (5:10)
- Minor Twang (6:49)
- Delta Revisited (3:56)
- Rumba Moon (3:53)
- In The Mood (3:02)
- St. James Infirmary (5:52)
Gesamtspielzeit: 43:00, Erscheinungsjahr: 2017
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