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Joe Lovano & Dave Douglas Sound Prints / Other Worlds – CD-Review

Joe Lovano & Dave Douglas Sound Prints / Other Worlds

Mit dem Saxofonisten Joe Lovano und dem Trompeter Dave Douglas, beide aus den USA, treffen zwei bedeutende Jazzmusiker für diese Platte, "Other Worlds", zusammen. Der 1952 geborene Lovano hat stilistisch einiges aus der Jazz-Geschichte aufgesogen, so ist er sicherlich auch geprägt vom wilden Sound des Bebop, klingt aber mittlerweile recht eigenständig und ich sehe ihn mehr in Richtung solcher Kollegen wie Wayne Shorter, und er scheint auch ständig weiter zu forschen, war er unter anderem doch Veröffentlichungen des Labels ECM auch anders unterwegs, mit ruhigeren Tönen, dann wieder gibt es Spuren von Joe Henderson, auch freiere Spielweisen waren ihm nie fremd.

So auch nicht mit dieser Formation, Sound Prints, seit 2015 im Zusammenspiel mit dem Trompeter Dave Douglas (Jahrgang 1963). Auch Douglas ist stilistisch bereits vielfältig unterwegs gewesen, und man rechnet ihn zwischenzeitlich zu einem der innovativsten Jazz-Trompeter der Gegenwart. Gemeinsam spielen die Musiker etwas, das mich wiederum stark an die Musik Wayne Shorter’s erinnert. Nun, damals, 2015, lieferten sie mit "Live At Monterey Jazz Festival", ja auch ein Tribut-Album an den Genannten ab. Das scheint abgefärbt zu haben und sich mittlerweile auch weiterentwickelt.

Ferner liegen die Wurzeln der Band und der Musiker auch im sich neu formierenden Jazz der Achtziger und Neunziger, vornehmlich in der Jazzszene New York’s. So paaren sich mehrere stilistische Elemente, zwischen Post Bop, Avantgarde und Anleihen an der Musik Ornette Colemans. In diesem Zusammenhang finden wir dann auch einiges an Kühle, Musik, die mitunter nüchtern, sachlich und technisch wirkt. Auch die frühen Sechziger schwingen mit, zu Zeiten, als auch Eric Dolphy den Jazz in eine andere Richtung mitlenkte.

Harmonisch offene Klangflächen, fließende Bilder, forschende Ansätze, kammermusikalische Anflüge, abstrakte Passagen, mitunter aber auch einige wenige 'erdige' Ausprägungen, wenn sich Fetzen von Blues durchschlängeln. Diese Musik animiert dazu, sich mit verklärter Sicht darin zu verlieren und sie einfach fließen zu lassen. Miles Davis hatte auch Anfang der Sechziger eine ähnlich klingende Phase, und auch damals war – genau – Wayne Shorter beteiligt, recht modal klingt es also.

Insofern legt die Band keine leichte Kost vor, und nicht nur Lovano und Douglas sind dafür verantwortlich, denn auch die Übrigen, allen voran der Pianist Lawrence Fields sorgen dafür, dass etwas entstanden ist, dass wie Augenblicken zu entsprungen scheint, auf der Basis eines Konzepts und einer losen Struktur. Würde man nicht wissen, wer musiziert, wäre es ein Leichtes, "Other Worlds" in die Zeit um 1963-1965 zu verorten, Einiges erinnert stark daran. Wichtig waren beim Entstehen dieses Sounds offensichtlich die ständigen Interaktionen der Musiker untereinander, die sich in einem ständigen gemeinsamen Gespräch befinden. Es ist kompliziert, es klingt alt und auch neu zugleich, es fordert Aufmerksamkeit und Muse, um genießen zu können, so etwas kann man nicht nebenbei laufen lassen.


Line-up Joe Lovano & Dave Douglas Sound Prints:

Joe Lovano (tenor saxophone)
Dave Douglas (trumpet)
Lawrence Fields (piano)
Linda May Han Oh (bass)
Joey Baron (drums)

Tracklist "Other Worlds":

  1. Space Exploration (9:59)
  2. Shooting Stars (1:04)
  3. Life On Earth (7:34)
  4. Manitou (5:59)
  5. Antiquity To Outer Space (7:44)
  6. The Flight (8:31)
  7. The Transcendentalists (5:42)
  8. Sky Miles (7:32)
  9. Pythagoras (8:23)
  10. Midnight March (7:25)

Gesamtspielzeit: 70:00, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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