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Joe Macre / Bullet Train – CD-Review

Wer die Progressive Rock-Band Crack The Sky kennt, kennt auch Joe Macre.
Anfang der Siebzigerjahre gegründet, existiert die Gruppe in zeitlichen Etappen bis in unsere Gegenwart.
Zur Mitgliedschaft des Protagonisten heißt es: »[…] Joe Macre was a member of Crack The Sky from 1975–1980 and 2004-2009. […]«
Bemerkenswertes aus der Presseinformation, denn Crack The Skys Debütalbum: »[…] was voted album of the year in Rolling Stone Magazine and is still included in the top 50 progressive rock albums of all time. […]«

Joe Macres Zusammenarbeit reicht von The B.E. Taylor Group, Wild Cherry, Jim Croce über David Sanborn bis hin zu The Brecker Brothers oder Andy Timmons.
Seine weiteren Tätigkeiten lesen sich wie folgt: »[…] Joe’s award-winning Mixing/Composing credits in films and commercials include "Monster in Law," "House of D" and "Fire Down Below." Super Bowl Tabasco’s "Mosquito", Corona’s "Ship in a Bottle", Nickelodeon, Showtime, Ford, McDonald’s, Corona, Hyundai, and Oprah Winfrey to name a few. […]«

Bei fast achtunddreißig Minuten Gesamtspielzeit kann doch nichts schief gehen.
Oder vielleicht doch?

Was mit einem richtig guten, hochoktanigen Hard Rock-Song namens "Drag It Down", der auch ein wenig in den Funk Rock getaucht wird, beginnt, endet bei einem "Goodbye" von Lennon/McCartney. Durchaus schön arrangiert, treibt einem Pete Hewletts Stimme doch einige Sorgenfalten auf die Stirn. Auch wenn der Lead-Gitarrist Chris Elliott seinem Arbeitsgerät einen The Beatles-Touch gibt, schießt diese Interpretation am Ziel vorbei.
Wenn wir schon bei der Kritik sind, wundert man sich doch, warum es "If I Only Had Brain", ein Song aus dem Film "The Wizard Of Oz", auf die vorliegende Platte geschafft hat. Bestimmt gut gemeint, passt diese Nummer nicht in den Gesamtzusammenhang des Albums.

Joe Macre hat sich Weggefährten aus der Crack The Sky-Zeit ins Studio geholt.
John Palumbo, Rick Witkowski, Bobby Hird und Jim Griffiths machen hier mit und um die Progressive Rock-Band auch anders zu ehren, hat man gleich einen Song der Combo in die Tracklist verpflanzt. "Safety By Numbers" stammt vom Ende der Siebzigerjahre. Man hat die Nummer klanglich einfach nur entstaubt. Ein Gary Chappell singt sehr schön. Ein Gary Lee Chappell war einst bei Crack The Sky.
John Palumbo schrieb "At The Roadhouse" und singt es auch. Da sind wir jetzt mittendrin im Blues. Und wie! Al Macre spielt die Harp, John Palumbo serviert eine super Stimme dazu und Bobby Hird gleitet mit dem Bottleneck über das Fretboard. Highlight!

Konzentrieren wir uns auf Al Macre, der ansonsten für Tasteninstrumente zuständig ist, und den Einsatz seines kleinen Instruments, dann stoßen wir häufiger auf den Zwölftakter. So zum Beispiel bei "You Can’t Take It With You", allerdings in etwas dickeres Rückblick-Papier verpackt, kommt der Blues nicht so ganz zur Blüte. Trotzdem ein guter Track.
Gleich danach kommt der "Slow Ryder" um die Ecke. In schleppendem Tempo voran schleichend, wird auch dieses Lied auf der Habenseite verbucht, selbst wenn es Chris Elliott mit seinem Alleingang etwas übertreibt.
Der "Slow Ryder" hat sein Ziel erreicht und wird von "Diesel Locomotive" abgelöst. Hier versteckt man den Albumtitel "Bullet Train". Pete Hewletts Gesang kommt hier viel besser an. Das Stück hat den Charme der Endsechzigerjahre. Abermals muss es Chris Elliott, der Saiten-Frickler, allen beweisen. Ja, es rockt. Aber insgesamt bekommt man den Daumen nur bis zur Waagerechten.
"That’s Summer" kann man so stehen lassen. Sonne, Wind, gute Laune, ein Eis auf der Hand, weißer Sandstrand, Groove und diese Musik, bei der Chris Elliott passend soliert, im Ohr.

Joe Macres "Bullet Train" ist so etwas wie ein Gemischtwarenladen.
Eine eindeutige Handschrift lässt sich nicht erkennen.
Hinzu kommen Songs, die nicht voll überzeugen.
Da kann es keine eindeutige Kaufempfehlung geben.
Der Promoter kündigt an: »[…] Joe’s second album entitled "The Dream Is Free" is scheduled for a spring release. […]«
Hierfür wird sich der Rezensent nicht melden.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Joe Macre:

Joe Macre (bass – #1-10, guitars – #1,4,5,10, rhythm guitars – #3,6, synthesizer – #2, keyboards – #5, drums – #6-8,10, vocals – #3-6, backing vocals – #1,2)
Vince Guamere (vocals – #1,2, backing vocals – #3,9)
Pete Hewlett (vocals – #5, lead vocals – #10)
John Palumbo (vocals – #7, keyboards – #7, jazz guitar – #7)
Jim Griffiths (vocals – #8, acoustic guitars – #8, electric guitars – #8)
Gary Chappell (vocals – #9)
Chris Elliott (lead guitar – #1-6,10, rhythm guitar – #1,2,6, guitars – #9)
Jeff Adams (lead guitar – #2)
Rick Witkowski (lead guitar – #2)
Dan Pinciaro (rhythm guitar – #5)
Bobby Hird (slide guitar – #7)
Sam Romagnoli (Hammond B3 – #1,6)
Al Macre (Hammond Sk2 – #1, Hammond B3 – #2,6, keyboards – #3-5,9,10, Synthesizers – #6, cello – #8, bells – #8, harmonica – #3-5,7)
Johnny McKay (drums – #1-4)
Jerry Oxendyne (drums – #9)
Stacie Vournas (finger snaps – #8)
Judy Griffiths (finger snaps – #8)

Tracklist "Bullet Train":

  1. Drag It Down
  2. Bring On The Night
  3. You Can’t Take It With You
  4. Slow Ryder
  5. Diesel Locomotive
  6. That’s Summer
  7. At The Roadhouse
  8. If I Only Had Brain
  9. Safety In Numbers
  10. Goodbye

Gesamtspielzeit: 37:53, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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