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Joey Stuckey Trio / In The Shadow Of The Sun – CD-Review

Joey Stuckey Trio - "In The Shadow Of The Sun" - CD-Review

Der in Macon, Georgia beheimatete Songwriter, Komponist, Sänger, Produzent und Radio-DJ Joey Stuckey ist ganz sicher jemand, der nicht unbedingt von Geburt an vom Leben bevorteilt wurde. Bereits als Kleinkind verlor er aufgrund eines Hirntumors sowohl sein Augenlicht, als auch seinen Geruchsinn und als Jugendlicher wurde er durch eine schwere Lungenentzündung für ein volles Jahr komplett aus dem Verkehr gezogen. Mit 17 Jahren begann er schließlich Gitarren-Unterricht zu nehmen und 1995 erschien dann sein Debütalbum "Take A Walk In The Shadows", dem noch einige folgen sollten. Die erste Rückschau mit dem Titel So Far hat mein Kollege Wolfgang bereits vor Jahren in diesem Magazin vorgestellt. Im vergangenen Jahr 2018 nutzte das Trio einen Day Off während einer US-Tour, um in die heiligen Sun Studios einzukehren, wo einst alte Helden wie Johnny Cash, Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, Carl Perkins und viele weitere ihre ersten Aufnahmen machten.

Zeit hatte die Band nicht gerade üppig und so zockte sie einfach darauf los, ohne Druck und mit viel Spaß unter dem Motto 'Wenn’s nix wird, wird’s nix und wenn’s was wird, dann umso besser!'. Ganz im Session-Charakter startet die Scheibe dann auch mit ein paar Studio-Geräuschen (wie ein rauschender Verstärker, umgestoßene Gegenstände), bis der Dreier in die erste Nummer "You’re So Wrong" eintaucht. Das hört sich für eine mehr oder weniger spontane Session alles sehr gekonnt und routiniert an, was aber auch daran liegen mag, dass die Band durch die laufende Tour ohnehin bestens eingespielt war. Von diesem flotten Blues-Rocker geht es dann umgehend weiter zu Van Morrsions "Domino". Auch dieses Stück kommt ganz locker aus dem Handgelenk blues-rockig daher, wenn Stuckey gesanglich auch nicht die Intensität des Nordiren erreicht (aber wie viele Sänger erreichen diese auch?). Der volle Sound klingt herrlich erdig und auch vor dem Mikro legt der gute Joey alles rein, was er hat.

Im Verlauf der Platte erobert sich der Protagonist das Herz des Hörers Stück für Stück und Song für Song. "Good Time Charlie" hat einen deutlichen Country-Unterton, selbst wenn es – zumindest in dieser Version – kein Country-Song im eigentlichen Sinne ist. Ein echter Brocken ist natürlich "Whippin' Post" von der Allman Brothers Band, das stilecht mit dem bekannten Bass-Lauf startet, anschließend durch die etwas zu 'dünn' klingende Gitarre und den Gesang allerdings etwas verliert. Schlecht gebracht ist das keinesfalls, aber als Fan hat man natürlich immer die Original-Version im Kopf und gegen die anzukommen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Dennoch ist auch hier die pure Spielfreude herauszuhören, die Drums trommeln geradezu um ihr Leben, der sehr lebendige Bass hält alles zusammen und Stuckey tobt sich darüber mit seinen Soli und seinem Gesang aus. Mit knapp fünf Minuten Spielzeit ist der Titel dann auch etwas kürzer als die allseits bekannte Version ausgefallen.

Sehr gefühl- und dennoch kraftvoll kommt "Still Me, Sane & Free" und spätestens hier wird klar, dass der Südstaatler so einige Power auf den Stimmbändern hat. "Ain’t It Good To Be In Love" ist eine feine bluesige Ballade mit einem komplexen Anfangs-Lick auf der Sechssaitigen, das dann aber in einen wieder runden Ablauf einbiegt, über zum Mitsingen animierende »Sha-la-la«-Refrains verfügt und durch die Mitwirkung von dem Gast Al Chez an der Trompete eine zusätzliche Klangfarbe hinzugefügt bekommt. Abgerundet wird dieses insgesamt sehr coole Album von "Truth Is A Misty Mountain" sowie "Troubles Come In Threes", wobei Joey Stuckey beim letztgenannten (sehr emotionalen) Titel noch einmal all seine Gefühle auf der Gitarre auslebt, während er bei diesem Track prominente Unterstützung durch Randall Bramblett an den Tasten mit fettem Orgel-Sound erhält. Eine sehr spontane, dafür aber auch spannende Scheibe, die mit so einigen 'First Takes' sehr viele Stärken ins Spiel bringt und lediglich ein paar wenige Abzüge in der B-Note akzeptieren muss.

Die Gesamtspielzeit von knapp siebzig Minuten ist natürlich relativ zu sehen, da die acht (bzw. neun) Tracks hier doppelt, jeweils einmal in Stereo sowie Mono, enthalten sind. Seinen Favorit darf sich dabei selbstverständlich jeder selbst aussuchen.


Line-up Joey Stuckey Trio:

Joey Stuckey (guitars, synthesizers, vocals)
Charles Arnold (drums)
Nestor Jaenz (bass, piano, percussion, vocals)

With:
Randall Bramblett (organ – #5,14)
Tom Rule (keyboards – #6,7,15,16)
Al Chez (trumpet – #3,12)
Darrel Hendricks (trombone – #3,12)
Howard Middle School Concert Choir (choir – #3,12)

Tracklist "In The Shadow Of The Sun":

  1. You’re So Wrong (album version) (stereo mix)
  2. Domino (stereo mix)
  3. Ain’t It Good To Be In Love (stereo mix)
  4. Good Time Charlie (stereo mix)
  5. Troubles Come In Threes (stereo mix)
  6. Still Me, Sane & Free (stereo mix)
  7. Truth Is A Misty Mountain (stereo mix)
  8. Whippin' Post (stereo mix)
  9. You’re So Wrong [radio edit] (stereo mix)
  10. You’re So Wrong (album version) (mono mix)
  11. Domino (mono mix)
  12. Ain’t It Good To Be In Love (mono mix)
  13. Good Time Charlie (mono mix)
  14. Troubles Come In Threes (mono mix)
  15. Still Me, Sane & Free (mono mix)
  16. Truth Is A Misty Mountain (mono mix)
  17. Whippin' Post (mono mix)
  18. You’re So Wrong [radio edit] (mono mix)

Gesamtspielzeit: 69:02, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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