«

»

John Fairhurst / The Divided Kingdom – CD-Review

Im März 2010 erschien "Joys Of Spring". Ende 2010 kam das schlicht "Band" genannte Album und 2012 brachte der Brite John Fairhurst "Hungry Blues" auf den Markt. Diese Scheibe wurde 2013 für die British Blues Awards nominiert.
Wie bei dem letztgenannten Album, beschränkt sich das Line-up auf nur zwei Personen. Einerseits ist es natürlich John Fairhurst und andererseits beteiligt sich sein Freund Toby Murray am Schlagzeug.
Über den Drummer äußert sich der protestierende Blues-Protagonist folgendermaßen: »A true partnership. Toby is my best friend and my brother. We know each other better than anyone. […]«
Zur vorliegenden Platte sagt er: »Personal greed has far outstripped the need to support the health of society. British politics is a farce. The Government are liars.«
Wie im Informationsblatt steht, wurde die Scheibe »[…] teilweise in Murreys und Fairhursts eigenem Studio aufgenommen. […]«

Acht Songs verteilen sich auf gut vierzig Minuten Gesamtspielzeit.
John Fairhursts Zwölftakter ist definitiv keine Blues-Schonkost. Sein Protest ist laut und heftig. Kleine Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.
Würden sich Captain Beefheart und Mason Rack zu Gesangs-Übungen treffen, dann kommen wir ungefähr bei John Fairhursts Stimme raus. So gesehen ist schon für hochemotionale Dramatik gesorgt.

Das Album beginnt mit dem Titeltrack.
Nach einem Feedback-Blitzlicht schießt einem ein heftig gelagertes Blues-Konzentrat aus den Lautsprechern entgegen. So als hätte man einen Entsafter über die Maximalanzeige gefüllt und einem spritzt das ganz Zeugs unkontrolliert durch die Küche.
Wie dem auch sei, "The Divided Kingdom" ist echt heavy. Tiefergelegte Riffs schwirren wie Insekten am Hörer vorbei. Eine leichte Beruhigung ist quasi nur zum Luftholen da. Dann geht der spektakuläre Blues Rock weiter und hinterlässt eine unverkennbare Spur im Ackerboden. Mittendrin wird es heftiger, irgendwie sogar psychedelisch, wenn man will. John Fairhursts Gitarre unterhält sich mit einem Partner und dann hört man unzählige Male das Schimpfwort mit dem 'F' am Anfang. Heftig, dieser Opener. Beim dritten oder vierten Durchgang findet man Gefallen am textlichen und musikalischen Gefühlsausbruch.

Auch wenn "Blood And Fire" im Informationsblatt als »[…] wütend [..]« angekündigt wird, ruft zumindest Toby Murray einen Hochgeschwindigkeits-Groove auf den Plan. Das Stück kommt geradezu entspannt aus den Startlöchern und schmeichelt dann mit einer doch ziemlich kontrollierten Härte. Die Gitarren-Ausbrüche sind deftig. Gut!

Okay, nach den ersten zwei Nummern hat man sich an das Blues Rock-Karussell à la John Fairhurst gewöhnt. Dann kommt der Mann mit einem Rückblick um die Ecke. 2012 veröffentlicht, scheint der "Hungry Blues" 2019 ausgehungert zu sein, denn jetzt beißt der Track wild entschlossen, wie besessen zu. John Fairhursts Gitarren-Künste kennen fast keine Gnade und doch findet man sich zu einem verträumten Lagerfeuer ein. Gut!
"Lies And A 45" beendet die erste Hälfte der Platte und in verlangsamter Geschwindigkeit ist Psycho-Psychedelic angesagt. Mensch, der Protagonist kann ja auch schmeicheln und gut mit dem Bottleneck umgehen, bevor die 45-er am Ende mit einem hämischen Dracula-Lacher losballert. Okay!
Beim "Boss Man" sitzen die Sechssaiter-Riffs perfekt. Die Stimmungsnadel schlägt deutlicher in den positiven Bereich. Mit spürbarer Studio-Atmosphäre beim krachenden Solo singt der Künstler nicht immer mit diesem tiefergelegten Timbre. Ausdrucksstark!
Die letzten beiden Lieder scheinen wie aus einer anderen Zeit zu stammen. Flott bringt das "Gonna See My Baby" die Flötentöne bei. Es klingt im Alleingang wieder nach funkendem Metallröhrchen und bei dieser Nummer gibt man sich völlig aus.
Da kommt "And We Dance The Merry Dance" gerade richtig, denn John Fairhurst lässt sich doch tatsächlich darauf ein, uns zum Schluss eine Art Slow Blues zu servieren. So kommt es dann doch noch zur Blues-Schonkost nach John Fairhurst-Art, auch wenn phasenweise sozusagen die Zwölftakter-Daumenschrauben angelegt werden. Abermals ist die Slide-Gitarre zu hören und in diesem Zusammenhang ist es schon interessant, sie im Heavy Blues Rock zu erfahren.

John Fairhurst hat den Blues.
John Fairhurst hat Fantasie, gepaart mit Wut und tollen Gitarren-Klängen.
John Fairhurst bewegt sich erfrischend überzeugend am Rande des Blues-Ackers.
John Fairhurst hat sich mit "The Divided Kingdom" ordentlich Luft gemacht.


Line-up John Fairhurst:

John Fairhurst (vocals, guitars)
Toby Murray (drums)

Tracklist "The Divided Kingdom":

  1. The Divided Kingdom
  2. Blood And Fire
  3. Hungry Blues (Slight Return)
  4. Lies And A 45
  5. Fear
  6. Boss Man
  7. Gonna See My Baby
  8. And We Dance The Merry Dance

Gesamtspielzeit: 40:18, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>