«

»

John Fogerty / 50 Year Trip – Live At Red Rocks – CD-Review

John Fogerty - "50 Year Trip - Live At Red Rock" - CD-Review

Man kann wohl mit Sicherheit behaupten, dass kein auch nur im Ansatz an Rock-Musik interessierter Fan in seinem Leben an der legendären Band Creedence Clearwater Revival (CCR) vorbei gekommen ist. Denn selbst wenn er keines der Alben dieses Quartett aus Kalifornien im Schrank stehen hat, kennt er alleine Stücke wie beispielsweise "Bad Moon Rising", "Proud Mary", "Down On The Corner" oder "Have You Ever Seen The Rain?" fast schon auswendig, weil er sie so oft im Radio gehört hat. Denn dort werden die gerade genannten und noch einige mehr auch fünfzig Jahre nach ihrem Entstehen immer noch rauf und runter gespielt. Ein Qualitäts-Merkmal, bei dem neben den Beatles und den Stones in dieser Quantität ansonsten nur noch ganz wenige Acts mithalten können. Was für ein unglaublicher Kreativ-Schub, den der Bandleader und Songwriter John Fogerty damals in gerade mal vier Jahren (1968 bis 1972) genoss. In dieser Zeit wurden sieben Studioalben produziert, denen man bis heute nicht müde wird, zuzuhören.

Nach dem Ende der Band (für die er im Studio auch sämtliche Instrumente zu fast allen Songs im Alleingang einspielte) kamen von John Fogerty zwar noch Soloalben, allerdings eher sporadisch und von langen Pausen geplagt. Die Gründung von CCR wollte der Amerikaner offensichtlich nicht groß feiern, dafür allerdings das Jahr 1969, in dem er (und die Band) mit "Fortunate Son", "Proud Mary", "Born On The Bayou", "Bad Moon Rising" sowie "Who’ll Stop The Rain" gleich fünf Monster-Hits landen konnte. Welche Bedeutung die damalige Zeit für ihn hatte, zeigt sich alleine schon an der Setlist des am 20. Juni 2019 im Red Rock Amphitheater in Morrison, Colorado aufgenommenen Gigs, für den ganze 16 der insgesamt 19 Tracks aus Creedence-Nummern bestanden. Aus seinen Solojahren schafften es dagegen gerade mal drei Stücke (allesamt aus seinem erfolgreichsten Alleingang Centerfield) ins Programm. Aber das ist auch gar nicht schlimm, denn – ohne despektierlich sein zu wollen – erwartet man Fogerty auch gar keine großen Innovationen bzw. will man von ihm auch ganz genau diese Titel vorgesetzt bekommen.

Und so geht es dann auch gleich ganz flott mit "Born On The Bayou" los. Die Band ist zwar mit einem Keyboard sowie drei Bläsern etwas aufgepeppt, aber die gerade genannten Instrumente halten sich erfrischend zurück, sind bei weitem nicht während jedem Song zu hören und bei den Stücken, in denen sie dabei sind, passen sie perfekt. Mit "Green River" und "Lookin' Out My Back Door" zieht die Party in die nächste Runde, wenn sich auch bei Fogerty das Dilemma eines jeden Sängers (Ausnahmen bestätigen die Regel) eingeschlichen hat, nämlich dass seine Stimme im höheren Alter dann doch etwas schwächer geworden ist. Aber dafür hat er ja seine beiden Söhne Shane und Tyler dabei, die ihn manchmal tatkräftig unterstützen und manchmal sogar die Co-Lead Vocals übernommen haben. "Hey Tonight", "Up Around The Bend", "Down On The Corner" … es gibt weder ein Entrinnen, noch dauert es erwähnenswert lange, bis man sich automatisch beim Mitsingen ertappt. Ach ja, bei der vielleicht unbekanntesten hier vertretenen CCR-Nummer handelt es sich um "Keep On Chooglin'", über das sich aber zumindest der Rezensent sehr gefreut hat.

Bei den drei Solo-Tracks handelt es sich um "The Old Man Down The Road", "Centerfield" sowie "Rock And Roll Girls", von denen man zumindest an den ersten beiden als Radiohörer nicht vorbeikommen kann. Das große Finale bilden dann "Fortunate Son" (ein bis heute erschreckend aktueller Anti-Kriegs-Song), "Bad Moon Rising" sowie das unvermeidliche "Proud Mary". Und wenn ich oben schrieb, dass Fogertys Stimme gegenüber früher nachgelassen hat, so muss auch erwähnt werden, dass der Mann trotzdem nach wie vor ein herrlich raues und mächtiges Organ hat. Die Band (speziell Kenny Aronoff am Schlagzeug fällt immer wieder positiv auf) ist klasse (selbst wenn nicht alles 100 %ig rund gelaufen ist, aber das ist eben live) und so bildet "50 Year Trip – Live At Red Rocks" knappe siebzig Minuten allerbeste Unterhaltung.

Eigentlich ein echte 'Best of'-Scheibe, live gespielt und gefüllt mit Songs, die man zwar bereits unzählige Male gehört hat, die aber so gut sind, dass man sie sich noch gefühlt unzählbar weitere Male anhört. Und so agil und spielfreudig wie das alles kommt, ist John Fogerty noch ewig weit davon entfernt, "The Old Man Down The Road" zu sein.


Line-up John Fogerty:

John Fogerty (guitars, harmonica, lead vocals)
Shane Fogerty (guitars, vocals)
Tyler Fogerty (vocals)
Bob Malone (keyboards)
James Lomenzo (bass)
Kenny Aronoff (drums)
Nate Collins (saxophone)
Julian Dessler (trumpet)
Adam Miller (trombone)
Trysette Loosemore (background vocals)
Lavone LB Seetal (background vocals)

Tracklist "50 Year Trip – Live At Red Rocks":

  1. Born On The Bayou
  2. Green River
  3. Lookin' Out My Back Door
  4. Suzie Q
  5. Who’ll Stop The Rain
  6. Hey Tonight
  7. Up Around The Bend
  8. Rock And Roll Girls
  9. I Heard It Through The Grapevine
  10. Long As I Can See The Light
  11. Run Through The Jungle
  12. Keep On Chooglin'
  13. Have You Ever Seen The Rain?
  14. Down On The Corner
  15. Centerfield
  16. The Old Man Down The Road
  17. Fortunate Son
  18. Bad Moon Rising
  19. Proud Mary

Gesamtspielzeit: 68:09, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Manni

    John Fogerty… Creedence Clearwater… na ja, er nimmt immer noch und verständlicherweise Bezug auf und spielt die Songs von CCR. Seine Songs, wohlgemerkt!

    Für mich kommt aber nichts – wirklich gar nichts – an die Studioaufnahmen von CCR ran. Ich hab das komplette Woodstock-Konzert und auch die besser (von wem?) beurteilte "The Concert" aus dem Oakland Coliseum in Kalifornien Monate später. Beide sind für die Bedingungen von Live-Aufnahmen jener Zeit ganz ok anzuhören, wobei Woodstock gegenüber Oakland abfällt. Kein Wunder bei den Bedingungen mitten in der Nacht beim legendären Open-Air.

    Aber nochmal – ist mir wichtig – die Songs von CCR in ihren Studioversionen sind sehr überlegen. Dass sie mir auch besser gefallen, liegt eventuell daran, dass ich sie 1969 als 14-Jähriger im Radio hörte… das hat geprägt…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>