Irgendwie war das ehemalige Creedence Clearwater Revival-Mastermind John Fogerty Mitte der achtziger Jahre aus dem Sumpf legaler Fesseln und Verstrickungen mit dem damaligen CCR-Label Fantasy Records wieder aufgetaucht und hatte mit Centerfield (1985) ein superstarkes Comeback vorgelegt. Nur ein Jahr später erschien das deutlich schwächere Eye Of The Zombie , das sich trotz Aufmerksamkeit zu erregen mangels Verkaufszahlen auf die Psyche des Amerikaners niederschlug und er anschließend wieder in seine Privatshpäre abwanderte. Mit dem bärenstarken Blue Moon Swamp erkämpfte er sich im Jahr 1997 dann wie Phoenix aus der Asche ein weiteres Comeback. Vielleicht wollte der gute John nicht denselben Fehler wie bei "…Zombie" machen und einen weiteren Schnellschuss raus hauen, jedenfalls dauerte es weitere sieben Jahre, bis er 2004 mit "Deja Vu All Over Again" erneut auftauchte. Üppig war die Quantität nicht gerade, wenn man sich die auf dem Backcover aufgeführten zehn Tracks mit einer Spielzeit von gerade mal 34 Minuten so anschaut. Worüber der Musik-Liebhaber jedoch gerne mal hinweg sieht, wenn das vertretene Material die entsprechende Qualitätsstufe vorweisen kann.
Wer das Lebenswerk Fogertys kennt, wird zunächst je nach Gusto positiv oder negativ beurteilen, dass sich der Kalifornier für diese Scheibe erneut jede Menge Musiker ins Studio eingeladen hatte, statt wie bei (fast) jeder Creedence– und einigen Soloplatten alles selbst einzuspielen. Treuer und zu diesem Zeitpunkt bereits jahrelanger Begleiter des Protagonisten war der Drummer Kenny Aronoff, der auch auf dieser Scheibe fast auf jedem Track zu hören ist. Auf je vier Titeln sind die Bassisten Paul Bushnell sowie Viktor Krauss zu hören, ansonsten war es ein munteres Kommen und Gehen im Aufnahmeraum.
Wie auch immer, auf "Deja Vu…" war durchaus Licht, leider aber auch ein wenig Schatten zu finden. Der eröffnende Titelsong setzt erstmal eine ganz feine Duftmarke, beginnt mit einer akustischen Gitarre und Fogertys so eigenwilligem wie unverkennbarem Gesang, bis es nach ca. 45 Sekunden etwas flotter wird. Eine richtig schöne Country Rock-Nummer, in deren Stil es absolut weiter gehen könnte. Der Sänger gibt sich auf diesem Anti-Kriegs-Track erneut sehr gesellschaftkritisch, was er ja auch zu Zeiten von CCR ("Fortunate Son") oder vorherigen Soloalben tat. Der Folgetrack bleibt bei der eingeschlagenen musikalischen Linie, allerdings ist mir hier der Refrain – wie es der Songtitel "Sugar-Sugar" schon andeutet – zu süßlich und flacht nach guten Strophen etwas ab. Mit "She’s Got Baggage" folgt anschließend jedoch ein handfester Rocker, der den kleinen Mangel des vorherigen Songs wieder mehr als wett macht. Witzig hingegen kommt "Honey Do" und handelt darüber, wie es halt so für einen Mann im Alltag seines Ehelebens laufen kann. Wie viele andere Stücke dieser Scheibe ist auch dieses von der akustischen Gitarre (statt einer elektrischen) bestimmt. Cooler Song!
Seine Wurzeln tief in der Country-Musik hat "I Will Walk With You", dessen locker-flockige Gitarre neben der Gesangsmelodie fast schon automatisch die Fußwippe zum Einsatz bringt. Auf diesem Track war übrigens ein gewisser Mark Knopfler im Studio zu Gast, um eine Lead-Gitarren-Spur beizusteuern. Ländlich bleibt es auch bei "Rhubarb Pie" (Rabarberkuchen, Anm. d. Verfassers), was sowohl die musikalische Auslegung, als auch die des Textes angeht. Beim abschließenden "In The Garden" wird zwar nochmal ein deutlich druckvollerer Beat vorgelegt, aber der Song an sich haut aufgrund seines etwas uninspirierten Refrains nicht unbedingt vom Hocker. Ein echtes Highlight und neben dem Titeltrack mein Favorit auf dieser Platte ist "Nobody’s Here Anymore", das zwar keine noch nie gehörten Melodien aus dem Hut zaubert, aber dennoch die Songwriter-Qualitäten Fogertys noch einmal ins rechte (sprich korrekte) Licht rückt.
Letzten Endes ist "Deja Vu All Over Again" ein gutes Album, wenn es auch nicht zu den besten (wie "Centerfield" oder "Blue Moon Swamp") in John Fogertys Solo-Diskografie zu zählen ist. Der Fokus lag hier musikalisch eindeutig auf von akustischer Gitarre vorgetragenem Country-/Roots Rock, der mit "She’s Got Baggage" eigentlich nur einen waschechten Rocker vorweisen kann. Insgesamt eine recht entspannte Scheibe, die aber durchaus Spaß macht.
Line-up John Fogerty:
John Fogerty (rhythm & lead guitars, banjo, pump organ, organ, keyboard, percussion, lead & background vocals)
Bob Britt (electric slide guitar – #1)
Dean Parks (rockabilly guitar – #5, slide guitar – #8)
Mark Knopfler (additional lead guitar – #6)
Jerry Douglas (Dobro – #7)
Bob Applebaum (mandolin – #7)
Michael DeTemple (mandolin – #7)
Benmont Tench (organ – #1)
Paul Bushnell (bass – #1,3,6,10)
Viktor Krauss (bass – #2,5,7,8)
David Santos (bass – #4,9)
Kenny Aronoff (drums – #1,3-6,8-10)
John O’Brian (drums & programming – #2)
Alex Acuna (percussion – #1)
Aaron Plunkett (percussion – #5, spoons – #8)
George Hawkins Jr. (Backgrund vocals – #4)
Billy Burnette (background vocals – #4)
Kelsy Fogerty (additional vocals – #4)
Tracklist "Deja Vu (All Over Again)":
- Deja Vu (All Over Again)
- Sugar-Sugar (In My Life)
- She’s Got Baggage
- Radar
- Honey Do
- Nobody’s Here Anymore
- I Will Walk With You
- Rhubarb Pie
- Wicked Old Witch
- In The Garden
Gesamtspielzeit: 34:02, Erscheinungsjahr: 2018 (2004)
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