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John Mayall / Three For The Road – CD-Review

Wenn man einen Musiker mit Fug und Recht als lebende Legende bezeichnen kann, dann ist es mit Sicherheit der britische Sänger, Keyboarder, Gitarrist und Harmonikaspieler John Mayall. Immerhin feiert der Mann am 29. November dieses Jahres seinen 85. Geburtstag und steht seit weit mehr als 50 Jahren auf den Bühnen rund um den Erdball.

Unzählige Alben erblickten in diesem Zeitraum das Licht der Blues-Welt, und bis in die Gegenwart erscheinen neue Longplayer in schöner Regelmäßigkeit. Zusätzlich gibt es auch immer wieder mal Griffe in den unerschöpflichen Fundus seiner einmaligen Karriere. Und nach wie vor tourt der Altmeister des 12-Takters jedes Jahr durch Europa und Amerika.

So auch im letzten Jahr, als er mit seiner zum Trio geschrumpften Band (2016 verließ Gitarrist Rocky Athas die Gruppe) auch für etliche Shows nach Deutschland kam. Dabei wurden die beiden Gigs in Dresden am 26. März und in Stuttgart am 24. März, bei dem unser Magazin auch anwesend war, mitgeschnitten und zu einer neuen Live-CD mit Namen "Three For The Road" zusammengedröselt. Die auf dem Silberling enthaltenen neun Songs sind allesamt Fan- bzw. Personalfavoriten aus der langen Karriere des 'Vaters des weißen Blues'. Die Qualität der Aufnahmen ist richtig gut. Auch die Publikumsreaktionen sind prima eingefangen und belegen, wie gut die Stimmung bei den Konzerten gewesen sein muss.

Zudem gelingt es dem Dreier spielend, jedenfalls auf den hier veröffentlichten Titeln, die fehlende Gitarre vergessen zu machen. John Mayall schafft es mal mit Piano-, mal mit Orgelklängen, jedem Song die nötige Ausstrahlung zu verpassen. Und wenn dann auch noch die Bluesharp ertönt, denkt niemand mehr an den Sechssaiter.

So zum Beispiel gleich beim Opener "Big Town Playboy", bei dem John Harp und Tasten oftmals gleichzeitig bedient und natürlich auch jedes Instrument einzeln solieren lässt. Dabei erweisen sich Greg Rzab und Jay Davenport mit knackigen Bassläufen und filigraner Schlagzeugarbeit als der perfekte Generator der Auftritte und sorgen für den nötigen Drive bei den Stücken.

Dazu ist der Blues-Altmeister richtig gut bei Stimme. Die Vocals kommen klar und kraftvoll rüber. So ziehen sich die ersten vier Songs allesamt mit einer Spielzeit zwischen fünf und sechs Minuten hin und werfen immer wieder Piano- und Harpsoli aus den Boxen, die vom Publikum ein ums andere Mal spontan abgefeiert werden.

Bei "Streamline" kommt dann erstmals die Orgel zum Einsatz und soliert gleich mehrmals filigran. Gleich danach entwickelt sich der Slow Blues "Tears Came Rollin' Down" zu dem Höhepunkt des Albums. Das mit über neun Minuten zweitlängste Stück der CD strotzt nur so vor Feeling. John Mayall brilliert hier endlos am Piano und begeistert die Zuhörer ohne Ende. Ganz starke Version!

Pumpend und stampfend geht es mit "Ridin' On The L & N" weiter. Hier setzt die Bluesharp die Akzente, die den ganzen Mittelteil beherrscht, teilweise auch im Alleingang, nur begleitet vom begeistert mitgehenden Publikum. Der Boogie "Don’t Deny Me" zieht sich zäh und schleppend aus der Anlage und John bearbeitet die Orgel nach allen Regeln der Kunst.

Nach dem das zarte und fast etwas mystisch klingende "Lonely Feelings" (passender konnte der Song nicht benannt werden) die Zuhörer in ganz andere Sphären versetzt hatte, war der längste Songs des Albums angesagt. "Congo Sqare" hat eine Spielzeit von über elf Minuten. Die percussive Drumarbeit bildet die Grundlage für die Soloausflüge an Harmonika und Piano. Auch hier teilweise wieder zeitgleich. Bassist Greg Rzab bekommt Gelegenheit zu einer Soloeinlage, während Jay Davenport hier wohl seine differenziertesten Takte rauslässt. Den Song kann man schon fast als eine Mini-Jam ansehen. Ein würdiges Ende eines starken Albums.

Dieser Livemitschnitt "Three For The Road" reiht sich nahtlos in die Garde der Konzertalben von John Mayall ein. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte dieses großen Musikers.


Line-up John Mayall:

John Mayall (vocals, keyboards, harmonica)
Greg Rzab (bass)
Jay Davenport (drums)

Tracklist "Three For The Road":

  1. Introduction (0:19)
  2. Big Town Playboy (5:02)
  3. Feel So Bad (6:04)
  4. The Sum Of Something (6:02)
  5. Streamline (5:58)
  6. Tears Came Rollin' Down (9:14)
  7. Ridin' On The L & N (5:35)
  8. Don’t Derny Me (5:08)
  9. Lonely Feelings (4:39)
  10. Congo Square (11:09)

 

Gesamtspielzeit: 59:12,  Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Jürgen Bauerochse

Hauptsächlich zu besprechende Musikstile: Blues, Blues Rock, Southern Rock, Classic Rock
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Mail: juergen(at)rocktimes.de

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