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John Murry / The Stars Are God’s Bullet Holes – CD-Review

John Murry / The Stars Are God's Bullet Holes

Der 1979 in Tupelo, Mississippi, geborene Musiker John Miller Murry, kurz John Murry, lebt nun in Kilkenny, Irland. 2013 veröffentlicht er sein Debüt, "The Graceless Age", es wurde seinerzeit viel beachtet und konnte auch gute Platzierungen in entsprechenden Charts verzeichnen.

Nun liegt der dritte Silberling des Protagonisten vor, "The Stars Are God’s Bullet Holes". Der Presse-Info ist zu entnehmen, dass sich Murry auf dieser Platte mit persönlichen Traumata beschäftigt, wie auch auf dem ersten Album, das sich ähnlich auszeichnete, dort mit zunächst nicht diagnostiziertem Autismus, mit Medikamentenmissbrauch, mit Heroinsucht. Auf "The Stars Are God’s Bullet Holes" handeln die Texte, die ich leider nicht gedruckt zur Hand habe, demnach mit gewaltgeprägten (Familien-)Umfeldern, vom täglichen Überlebenskampf und einer tiefen Traurigkeit, die ein seit sechs Jahren in Irland lebender US-Amerikaner in sich trägt.

Die Musik ist stark geprägt von einem trockenen Indie-Sound, einem mitunter stoisch klopfenden und roboterhaften Schlagzeug, verzerrten und gequetscht wirkenden Gitarren und einer Atmosphäre, die mich mitunter an Songs von Lou Reed erinnern lässt. Somit glänzt die Stimmung schließlich durch diesen stark reduzierten Songcharakter, der weit entfernt ist von jeglicher Spur einer Hochglanzproduktion. Vielmehr wirkt die Musik sehr nüchtern und sachlich, dazu trägt in hohem Maße auch die oft gelangweilt wirkende Stimme von Murry bei, der beileibe kein begnadeter, doch aber sehr ausdrucksstarker Sänger ist.

Und so springt der Sound nicht unmittelbar an, man braucht Zeit, um sich Zugang zu verschaffen, ähnliches kenne ich von Nick Cave. Aussagen des Künstlers zufolge war seine Kindheit offensichtlich sehr prägend. Er wurde von einer Familie adoptiert, die verwandt war mit dem Schriftsteller William Faulkner, und das stand wohl nicht unter einem guten Stern. So schrieb er: »They didn’t adopt me; they bought me. I had a very abusive childhood.«

Dieses hat er in dem skurrilen dahinwabernden "Di Kreutser Sonata" verarbeitet:

»I will prune this family tree
Cause there’s nothing left but greed
Blood money and property
Love doesn’t mean a thing
When your last name is Murry
And / Should been swindle.«

Eine Faszination für geneigte Hörer/Hörerinnen mag von dieser simpel gestrickten Intensität der Musik ausgehen, rumpelnde Drums, punkige Gitarrenläufe, sehr authentisch und glaubhaft. Als Highlight des Albums wird eine Coverversion gepriesen, das ist "Ordinary World" von Duran Duran. In dieser Version wirkt es recht düster und fügt sich schließlich nahtlos ein in den Reigen dieser atmosphärischen Dunkelheit, die mitunter auch ein hohes Maß an Zerrissenheit birgt, auf diese Weise durchaus auch faszinierend, aber auch verstörend bei einigen Songs, zum Beispiel bei "1.(1.)1.".


Line-up John Murry:

John Murry (vocals, electric & acoustic guitars, slide, pianos, keys, bells, noise, found sounds – #6,10)
Johnny Boyle (drums (except #10)
Joe Harvey-Whyte (pedal steel – #1,4,6,8)
Tali Trow (bass – #2,3,5, Fender Rhodes – #1)
Nadine Khouri (vocals – #1,2,6,8)
Hopey Parish (backing vocals – #5,7,10)
Joe Jones (electronics – #1,4,7,9,10)
Drew Morgan (cello – #2,6, bowed guitar – #6)
John Parish (bass – #1,4,7, trombone – #1, guitar – #1,4,5,7, percussion – #1,2,5,6, keys – #2,4,5,6,8,
drums – #10, backing vocals – #1,5,7, variophon, 1980 casiotone)

Tracklist "The Stars Are God’s Bullet Holes":

  1. Oscar Wilde (Came Here To Make Fun Of You)
  2. Perfume & Decay
  3. The Stars are God’s Bullet Holes
  4. Di Kreutser Sonata
  5. I Refuse To Believe (You Could Love Me)
  6. Ones + Zeros
  7. Time & A Rifle
  8. Ordinary World
  9. 1.(1.)1.
  10. Yer Little Black Book

Gesamtspielzeit: 43:48, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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