John Wetton / Akustika – Live In Amerika, Akustika II – Return To Amerika – CD-Review

John Wetton (12. Juni 1949 – 31. Januar 2017) hat in der Musik etliche prägnante Spuren hinterlassen. Es begann mit The Corvettes, The Palmer-James Group, Tetrad, Mogul Thrash, setzte sich fort mit Family, King Crimson, Roxy Music, Uriah Heep, U.K., Wishbone Ash und erreichte mit Asia wohl einen Höhepunkt. Das Debütalbum war 1982 ein Riesenerfolg. In den neunziger Jahren widmete sich Wetton jedoch zumeist einer Solokarriere. Aus dieser Zeit stammen die Aufnahmen zu dieser Doppel-CD. Zum einen ist es die Platte "Akustika, Live In America", die 1996 veröffentlicht wurde und deren Aufnahmen während Wettons Tour im Oktober 1995 an verschiedenen Orten entstanden. Als Bonus gibt es mit der zweiten CD bisher unveröffentlichte Aufnahmen einer akustischen Show aus dem Jahre 2005 (United Fan Con XV; Springfield, MA; November 11, 2005).

Die Songauswahl der Platten setzt sich aus verschiedenen Epochen der musikalischen Laufbahn des Künstlers zusammen, Songs aus der Zeit mit King Crimson ("Book Of Saturday"), mit U.K. und Asia, sowie einige aus der Solophase. "Hold Me Now", "Rendezvous 6:02", "Don’t Cry", "Only Time Will Tell" oder "Heat Of The Moment", das sind Titel, die natürlich nicht fehlen dürfen.

Unterschiede der beiden Konzertzeiträume gibt es. 1995, da war Wetton stimmlich in sehr guter Form. Nur von Piano, Keyboards oder akustischer Gitarre begleitet, verleiht er bekannten Nummern einen ganz neuen Rahmen, und dieses Reduzierte steht den Stücken sehr gut zu Gesicht. Mit einer sehr guten Klangqualität versehen bereitet es Freude, in diese Klangwelt einzutauchen. Es gehört sicherlich dazu, sich von bekannten Strukturen abzukehren, denn zum Beispiel ist "Heat Of The Moment", der große Hit von Asia, nicht zu vergleichen mit der bombastischen Produktion des Originals. Aber gerade das macht den Reiz dieser Einspielungen aus, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Kern der Songs zu erfahren. Diese scheinen durch diese spartanischen Interpretationen zu neuem Leben erweckt zu werden, zum Beispiel wird das ohnehin bereits ruhige "Hold Me Now" nun noch etwas mehr romantisch und ein wenig melancholisch.

Einer meiner Lieblingssongs ist das ursprünglich mit U.K. eingespielte "Rendezvous 6:02", das ganz wunderschön und verträumt über die Runden läuft. Ach, der Höhepunkte in dieser Richtung gibt es viele, da gerade die Reduzierung sehr viele harmonische und schöne Augenblicke beschert, "The Smile Has Left Your Eyes", "Don’t Cry", ein Schauer jagt den nächsten über den Rücken. Die Musik dieser Platte sollte man sich unbedingt 'antun'.

Zehn Jahre später klingt Wetton auf diesem Soundboard-Recording (mit gutem Klang) schon ein wenig anders. Seine Stimme scheint ein wenig belegter zu sein, nicht mehr mit diesem speziellen Ausdruck gesegnet, etwas unsicherer ist die Intonation, die Höhen werden nicht uneingeschränkt erklommen, nur die instrumentalen Parts sind nach wie vor einwandfrei. Das Konzert wurde übrigens seinerzeit initiiert, nachdem Wetton seine Alkoholabhängigkeit wieder in den Griff bekommen hatte und auf dem Weg der Besserung war, ein kleines Comeback sozusagen. Dennoch – klarer Punktsieger sind die 1995er-Einspielungen! Dafür wirken die 2005er-Aufnahmen ein wenig intimer in der Darbietung, waren sie doch auch wohl nicht für eine offizielle Veröffentlichung vorgesehen. Fans dürften dankbar sein, dieses Konzert nun zu Hause nachvollziehen zu können. Im zwölf Seiten starken Booklet finden wir verschiedene Anmerkungen zu der Show aus 2005 inklusive einiger bisher unveröffentlichter Fotos.

Line-up John Wetton:

John Wetton (lead vocal, Yairi acoustic guitar, Yamaha grand piano, Alvarez acoustic guitar, Shure microphone)

Gesamtspielzeit: 49:00 (CD 1),  67:05 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2017 (1996, unreleased)