Johnny Cash hatte wohl immer schon ein Faible für orchestrale Sounds. Sein Sohn John Carter Cash erinnert sich an einen Kinobesuch in den frühen 1980er Jahren. Auf der Leinwand lief ein James Bond-Film. Als die Musik zu "Goldfinger" einsetzte, sagte der Vater angeblich zum Filius: »Das ist das allerfeinste Orchester der Welt. Das ist das Royal Philharmonic Orchestra!« Rund 40 Jahre später werden nun ein Dutzend Songs der Country-Legende Johnny Cash in eben dieses neu arrangierte Sound-Gewand gehüllt: Das vom Sony-Katalog-Label Columbia/Legacy Recordings herausgegebene Album "Johnny Cash & The Royal Philharmonic Orchestra" erscheint am 13. November 2020 auf LP und CD und auch digital.
Die als ungewöhnlich angekündigte Kollektion vereint nicht nur unsterbliche Klassiker wie "I Walk The Line" und "Ring Of Fire" oder Duette mit seiner Frau June Carter ("The Loving Gift"), mit Bob Dylan (Girl From The North Country), dem legendären Highwaymen-Quartett und dem inzwischen 82-jährigen Gitarristen Duane Eddy, der für die aktuelle Version von "Farther Along" nochmals famos in die Saiten griff. Alle Stücke erhielten hier auch laut Ankündigung einen »…derart frischen instrumentalen Touch, dass dessen sinfonische Farben völlig neue Sound-Reize offenbaren.«
Johnny Cash (1932-2003) hat in seiner rund 50 Jahre währenden Karriere stets Maßstäbe gesetzt, nicht nur im Genre der Country-Musik. Er war immer ein faszinierender Geschichtenerzähler, sang über alle denkbaren Facetten von Gott, vom (eigenen) Leben und der Liebe. Er begann in den legendären Sun-Studios von Memphis in den 1950ern als vom Rockabilly inspirierter Sänger und entwickelte danach seinen eigenen Musikstil. Er kreierte zahlreiche Song-Klassiker und großartige Alben, trat spektakulär vor Gefängnisinsassen auf, und erntete dann schließlich mit seinen "American Recordings" ab Mitte der 1990er nochmals größten Zuspruch bei Kritikern und auch einem jungen Publikum.
1 Kommentar
Manni
11. Oktober 2020 um 19:46 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
»Das ist das allerfeinste Orchester der Welt. Das ist das Royal Philharmonic Orchestra!«
Wenn das der Vater von Johnny Cash seinem Sohn gesagt hat, kommt es einer Unterlassungslüge gleich. 🙂 🙂
Das RPO ist sicher ein gutes Orchester, aber da gibt es eben ganz andere Kaliber, die Herr Cash u.a. auch in seinem eigenen Land ausfindig hätte machen können: z. B. das "Chicago Symphony Orchestra", das sicherlich eins der Top 5 weltweit ist, seit Fritz Reiner ab 1946 dessen Virtuosität mit ungarischer Disziplin verschmelzen konnte. Dass zu dieser Bewertung die mehr als 100 Jahre existierenden und weltberühmten "Berliner Philharmoniker" und die "Wiener Philharmoniker" gehören, ist ebenso klar, wie die Inklusion in den Kreis für das "London Symphony Orchestra" und das "Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam". Die sind quasi alle Platz 1.
Was nicht heißt, dass andere Orchester nicht auch Spitzenleistungen bringen können, das können fast alle, meistens je nach Komponist und vor allem Dirigent. Im Bereich russischer Symphonik (das geht ja weit, weit über Tschaikowsky hinaus, der oft nur [zu recht?] als Aushängeschild wahrgenommen wird) sind auch die eher rauhen Orchester Russlands hervorragend geeignet, weil da ungehobelt Hämmer auf Nägel geklopft werden (…und wo das Schönspiel der westlich perfekten Musiker in Seichtigkeit abdriftet)
Also Herr Cash Senior: Sie sollten ihre Aussage überdenken und ihren Sohn dahingehend nochmal kontaktieren. Im Himmel sollen die Wege ja kurz sein…
Die Vorstellung, dass Johnny Cashs geniale "American Recordings" durch einen Orchesterklang "verhunzt" worden wären, ist geradezu furchtbar.