Eine musikalische Reise
1973 begaben sich zwei Ex-Santana Musiker auf eine neue musikalische Reise: Neal Schon und Gregg Rolie gründeten Journey.
Die Reise hatte einige Etappen, musikalisch gesehen aber auch vom Line-up her. Das einzige durchgängige Bandmitglied ist Neal Schon. Mit den Wechseln im Besetzungskarussell gingen auch stilistische Veränderungen einher, grob lässt sich jedoch die Musik zumeist einordnen in Rock, Progressive Rock und AOR.
Die Stärke von Journey war meiner Meinung, vor allem in ihrer kommerziell erfolgreichen Phase, dass es ihnen gelang, zugängliche Songs zu schreiben, die dennoch anspruchsvoll arrangiert und nicht billig wirkten. Zudem gelangen ihnen immer wieder ergreifende Balladen, was sich natürlich positiv auf Airplay im Radio auswirkt, und damit wiederum auf die Plattenverkäufe.
Die erfolgreichste Phase – und auch diejenige, die mir spontan in den Sinn kommt, womit ich vermutlich nicht alleine bin – ist die ab dem Einstieg von Steve Perry bzw. die Zeit von 1978 bis 1987. Seine Stimme war/ist für mich ein markantes Merkmal von Journey, wobei es Vorgänger und noch mehr Nachfolger gab. Und es wäre völlig falsch, die Band nur auf diese Zeit zu reduzieren.
Drei Stationen der Reise
Das Label Cannonball steht dafür tolle Radiomitschnitte zu veröffentlichen, die teilweise interessante Dokumente der Musikgeschichte sind, Bands zu bestimmten, bereits lange zurückliegenden Zeiten, tontechnisch gelungen dokumentiert, authentisch erscheinend, zeigen. Nach Kansas und Quiet Riot sind nun auch Journey dran:
2017 kommt die Doppel-CD "Escape From Evolution (The Live Radio Broadcasts 1978 – 1991)" heraus, auf der sich Aufnahmen von drei Konzerten befinden.
Das erste davon stammt von 1979 aus dem Palladium in New York. Eine Woche nach dem Erscheinen von der vierten Studioscheibe von Journey mit dem Titel Infinity, die später Platin erhalten sollte, wurde hier ein (damals) neuer Sänger vorgestellt: Steve Perry.
Mitgeschnitten wurde der Auftritt für die legendäre Radiosendung The King Biscuit Flower Hour, die gesponsert wurde von der King Biscuit Flour Co.(also nicht über die andere Schreibweise wundern), was kombiniert mit dem Begriff Flower Power den Namen der Show ergab, an die sich Radiohörer von früher noch gerne nostalgisch erinnern.
Vorgestellt werden sieben Songs, darunter das überlange "Wheel In The Sky" (inklusive Schlagzeugsolo) in 42 Minuten (damit es in Sendeformat passte). Ohne Zweifel ein hörenswertes und interessantes Zeitdokument, was da ausgegraben wurde.
Um den restlichen Platz auf der CD nicht ungenutzt zu lassen, gibt es noch vier weitere Songs, die ebenfalls etwas Besonderes sind. Sie stammen von 1991 und sind akustisch, da im Park aufgenommen. Hier die Erklärung dazu: »To honor Bill Graham, Steve Kahn and Melissa Gold, the BGP staff organized a free concert in Golden Gate Park for Sunday, November 3, 1991. Mother Nature cooperated and provided a comfortable and cloudless day as 300, 000 people gathered in the Polo Field of Golden Gate Park.«
Herausragend ist dabei (natürlich) "Faithfully", da nicht nur meiner Meinung nach zu dem besten (und das nicht nur unter den Balladen) gehört, das Journey jemals veröffentlich haben. Emotional bewegend wird hier von Gefühlen von Musikern erzählt, von der Zerrissenheit zwischen dem Wunsch nach Familie und dem Leben 'on the road'.
Auch die nächsten beiden Songs gehen etwas in diese Richtung, reichen aber – zumindest für mich – nicht an dieses Highlight heran, sind natürlich dennoch alleine durch die veränderte Umsetzung (akustisch in Dreier-Besetzung) sehr reizvoll.
CD 2 enthält ein Konzert von 1979 in Chicago (eine genauere Info ist nicht dabei), wiederum fürs Radio mitgeschnitten. Da nur ein Jahr Abstand zu dem Auftritt in New York sind natürlich einige Überschneidungen in der Tracklist vorhanden.
Aber es lohnt sich dennoch: Der Gesang von Steve Perry ist hier wirklich beeindruckend. Alleine dafür wäre es schade gewesen, diese Aufnahme in der Versenkung zu lassen.
Fazit: Cannonball haben wieder (wie erwartet) interessante Sachen ausgegraben. Ich persönlich vermisse allerdings Songs wie "Don’t Stop Believin'", "Separate Ways (Worlds Apart)" und "Any Way You Want It", hätte mir ein Konzert darunter gewünscht, bei dem diese Hits dabei gewesen wären. Journey-Fans, die sich daran nicht stören, bekommen jedoch einiges geboten, natürlich in guter Soundqualität. Ein schönes Cover-Motiv im typischen Journey-Stil gibt es ebenfalls.
Line-up Live Performance At The Palladium
Steve Perry (lead vocals)
Gregg Rollie (vocals, keyboards)
Neal Schon (guitars, vocals)
Ross Valory (bass, vocals)
Aynsley Dunbar (drums)
Line-up Live Performance At The Golden Gate Park
Steve Perry (vocals)
Neal Schon (guitars)
Jonathan Cain (keyboards)
Line-up Recorded Live in Chicago
Steve Perry (lead vocals)
Gregg Rollie (vocals, keyboards)
Neal Schon (guitars, vocals)
Ross Valory (bass, vocals)
Steve Smith (drums)
Tracklist "Escape From Evolution (The Live Radio Broadcasts 1978 – 1991)"
CD 1
Live Performance At The Palladium (New York, NY), May 28. 1978 For The King Biscuit Flour Hour
- Feeling That Way
- Anytime
- La Do Da
- Next
- You’re On Your Own
- She Makes Me Feel Alright
- Wheel In The Sky
Live Performance At The Golden Gate Park, San Francisco, November 3. 1991
- Introduction
- Faithfully
- Lonely Road Without You
- Lights
CD 2
Recorded Live in Chicago 1979 Radio Broadcast
- Introduction And Majestic
- La do da
- Next
- Feeling That Way
- Anytime
- Lights
- Lady luck
- Too Late
- Kohoutek
- Winds Of March
- Lovin' Touchin' Squeezin'
- Just The Same Way
- Lovin' You Is Easy
- Guitar And Vocal Solo
- Wheel In The Sky
- She Makes Me (Feel Alright)
- Patiently
- Open The Door
Erscheinungsjahr 2017, Gesamtspielzeit 51:21 (CD 1), 73:10 (CD 2)
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