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Joyous / Joyous – CD-Review

Joyous / Joyous – CD-Review

Dieses Review bringt Erinnerungen an die Oberfläche, die zum einen unvergessen sind und die zum anderen ebenfalls unvergessen sind. Unvergessen weil schön, ist das Zurückblicken auf unseren ersten Besuch im Frankenthaler Krone Music Club. Das war zum Konzert von Glenn Hughes und den Lizards, der Band, die eine nicht unwesentliche Rolle im Review zu vorliegendem Album hat.

Unvergessen weil nicht schön und ein Armutszeugnis für die Stadt Frankenthal, oder besser für den 2006er Stadtrat ist ein Gespräch mit dem Betreiber Frank Schumann, der im Januar 2006 die Tür zum Krone Music Club für immer abschließen musste. Bisschen Recherche hat ergeben, dass Frank heute in seiner Heimatstadt Worms kulturmäßig unterwegs ist, Und zwar offiziell, was mich sehr freut, denn dieser Mann liebt und versteht Musik.

Die Lizards, das waren damals in der Krone Basser Randy Pratt, die Drum-Legender Bobby Rondinelli, Shouter Mike DiMeo und Flinkefinger Patrick Klein. Bis auf Bobby sind die anderen 'Eidechsen' auf Joy Mansicalco-Pratts Debütalbum zu hören. Randy ist ja klar, man erkennt die Verbindung zu Joy an den Nachnamen. An der Schießbude ist der allererste Lizard-Schlagzeuger Phil Weiss zugange. Wenn man sich die weiteren Musiker anschaut, so wird man erkennen, dass Randy im Umfeld seiner Bands – neben Lizard nenne ich da auch mal Cactus, Star People und Ruffyunz – Musiker rekrutiert hat. Auch Klienten des Labels Hyperspace Records finden sich im Line-up und spätestens wenn man den Namen Dean Parrish liest, wird man wissen, dass dieses Debütalbum nicht oder nicht nur aus neugeschriebenen Stücken besteht.

Laut den spärlichen Infos sind da ein paar neue Nummern, einige ältere, sowie Duette mit u. a. dem 2021 verstorbenen amerikanischem Sänger Dean Parrish. Und das Jagger/Richards-Cover "Out Of Time" ist eines der Highlights auf "Joyous". Eröffnet wird die Platte von einer rhythmisch nahe am Funk liegenden Nummer, "Midtown Afternoon". Randys Blues Harp zu diesem Track erstaunt erst einmal, passt dann aber. Allerdings wird klar, dass es wohl keine übliche Musik im Stil der beteiligten Musiker geben wird. "Stuyvesant Town" hat weniger Funk, dafür eine gute Spur Soul in den Genen. Jedoch macht das Gitarrenspiel richtig Spaß und auch der Songaufbau ist gelungen.

Bei "Grabbing My Attention" wird klar, dass die Musiker an den Instrumenten ihr Handwerk perfekt beherrschen und in ihren Disziplinen glänzen. Das kann ich gerne für alle Stücke so stehen lassen. Es wird aber auch klar, dass Joys Stimme da weniger adäquat mithalten kann. Sie war bis dato im Songwriting für andere Künstler unterwegs, und dass sie darin gut ist, kann man an den vielen Liedern des Albums, an deren Songwriting sie beteiligt war, erkennen. Dass ihre Stimme nicht mithalten kann, ist sicher etwas vorlaut, denn wenn weniger Akrobatik angesagt ist, schwingen die Bänder auch lecker. In "Cultivate The Light" etwa. Oder im Retro Pop-Rock angehauchten "Luxury". Auch "Electric Kiss" ist eine dieser Nummern, in denen Joy gut klingt. An dieser Stelle auch gerne noch einmal großes Lob an die Mitmusiker, vor allem an den Gitarristen, aber nicht nur an den. Es passt eigentlich alles.

Wenn Frau Mansicalco-Pratt Oktaven in Bodennähe nutzt, klingt ihr Gesang auf einmal ganz toll. In "Somedays" etwa, oder im Duett mit Ed Terry bei "Watcha Doin' With My Heart". Etwas dünn dagegen "In The Dark" und vielleicht ist das die Nummer, bei der Joy am schwächsten klingt, weil nicht ihre Tonlage und wenn das Label schreibt, dass ihre untrainierte Stimme frei von Selbstzweifeln sei, so ist das enorm ehrlich und trifft den Punkt. Mit ihrer Schar musikalischer Freunde sollte das aber zu beheben sein und wenn sie ihren Platz bei den weiblichen Vokalisten gefunden hat, wird da mit Sicherheit noch das eine oder andere Schmankerl über den Teich kommen. In ihrer Heimat New York sollen Joyous auf jeden Fall ziemlich angesagt sein.

"Captured", "6 Miles High" und "Fun" sind wieder perfekt für Randys Frau. Dass "Out Of Time" mächtig auf die Glocke haut, schrieb ich ja bereits. Summa summarum denke ich – als überhaupt nicht singen könnender Rezensent – dass bei etwa 20% des Materials die Stimme nicht so ganz passt und das ist für untrainierte Stimmbänder eigentlich ein sehr guter Wert.


Line-up Joyous:

Joy Mansicalco-Pratt (lead vocals)
Randy Pratt (bass, harmonica)
Patrick Klein (guitar, vocals)
Phil Weiss (drums)

Additional musicians:

Paul Latimer (all guitars – #1)
Scott 'The Doctor'  Treibitz (keys – #3,9)
Mike Dimeo (keys – #2)
Dean Parrish (duet vocal – #11,12, guitar & bass – #12)
Rob Schwimmer (Continuum – #6,9)
Jimmy Kunes (backing vocals – #10)
Jesse Berlin (guitar solos – #10)
Danny Biondo (duet vocals – 13)
Paul Gifford (percussion & backing vocals – #5, piano & percussion – #7, percussion – #11,12)
Ed Terry (duet vocals – #8, backing vocals – #10)
Alex Cassella (extra guitar – #4)
Phil Bader (guitar & solos  – #11)
T.C. Tolliver (drums – #9)

Tracklist "Joyous":

  1. Midtown Afternoon
  2. Stuyvesant Town
  3. Grabbing My Attention
  4. Cultivate The Light
  5. Luxury
  6. Electric Kiss
  7. Somedays
  8. Watcha Doin' With My Heart
  9. In The Dark
  10. Captured
  11. 6 Miles High
  12. Out Of Time
  13. Fun

Gesamtspielzeit: 42:25, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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