Das Album-Nachfolgemodell von Full Moon Night In Memphis hört auf den Namen "Southbound I-95".
JP Soars And The Red Hots nennt sich die Band des in Arkansas geborenen und mittlerweile in Florida beheimateten Künstlers. Auf dem Highway donnern drei Musiker in einem Hot Rod über den Asphalt. Da bleibt noch Platz für eine Bassgitarre und Verstärker im hinteren Teil des von mächtig vielen PS gefütterten Motors.
Das Line-up der vorliegenden Platte ist tatsächlich länger als die Tracklist. Quasi stehen achtzehn Musiker fünfzehn Songs gegenüber. Liest man den Text im inneren Teil das Digipaks, dann wird klar, warum dem so ist: »[…] Over the years I have been very fortunate to have met and played with some incredible musicians. Musicias I look up to, musicians that I admire and that inspire me. Some of these musicians appear here on this recording. […]«
Aus meiner Sicht sind es herausragende Namen: Harp-Spieler Lee Oskar, Jimmy Thackery, Albert Castiglia, Terry Hanck oder Sax Gordon. Damit werden die anderen Musiker natürlich nicht in den Hintergrund gesetzt.
"Southbound I-95" von JP Soars lässt sich nicht ausschließlich nur auf den Blues reduzieren. Die Musik auf der Scheibe hat sozusagen so viele Arme wie ein Oktopus.
Fast siebzig Minuten darf man sich einem abwechslungsreichen Vergnügen hingeben. Die von dem Protagonisten komponierte Musik ist hinlangend und die beiden Coversongs von Albert King sowie Muddy Waters haben die erwartete Interpretations-Klasse.
Hier sind die bereits erwähnten Jimmy Thackery und Albert Castiglia aktiv. Letztgenannter steuert auch noch zwei Strophen Gesang bei. Bei der Nummer des einen der drei Kings "When You Walk Out That Door" regiert der inspiriert-langsam gespielt 12-Takter und man darf sich bei einem der längsten Tracks der Scheibe auf zwei ausgefeilte Gitarren-Soli freuen.
Gleich danach geht es in die sonnig-warmen Gefilde der Vereinigten Staaten. "Deep Down In Florida" stellt den amerikanischen Blueser Albert Castiglia, der in Florida seinen Lebensmittelpunkt hat, prominent in den Vordergrund. Vielleicht nicht gerade der bekannteste Song von McKinley Morganfield, legt die JP Soars-Auslegung eine ganz andere Sichtweise auf die Nummer frei.
Bemerkenswert sind auch die Percussion-Einsätze von diversen Musikern in einigen Songs. Da gibt Oscar Santiago bei dem funkig ausgelegten "Sure As Hell Ain’t Foolin' Me" gleich seine rhythmische Präsenz zum Besten. Überhaupt ist dieser Track voller feiner Nuancen, auch wegen Teresa James' Backing Vocals. Toll!
Der Titeltrack "Sounthbound I-95" reflektiert auf aufgewühlte Weise die Dynamik des Coverbildes. Hier wird gerockt, was die Pneus hergeben. JP Soars gibt auf seiner Gitarre quasi alles. Klasse!
Mit einem relaxten Ambiente eines von der Sonne durchfluteten Songs zeigt sich "Shilling Through The Dark". Die bereits erwähnte Backing-Sängerin zeigt hohe Qualität. Da wäre sogar ein Duett angesagt gewesen. Für den Rock’n’Roll werden die Ärmel hochgekrempelt und bei JP Soars gehört nicht nur ein herrlich klimperndes Piano vom Tastenmann Travis Colby dazu, sondern auch eine hinlangende Bläser-Abteilung, deren Einsatz bis zu einem fetzigen Sax Gordon-Solo reicht. Wow! Über das Blues-Country-Instrumental "Arkansas Poch Party" kommt "Satisfy My Soul" wieder wuchtig daher. Abermals haben die Holzbläser Sax Gordon sowie Tino Barker die Lippen gespitzt, um der Nummer richtigen Antrieb zu verleihen.
JP Soars' gutural-raue Stimme passt perfekt zur Musik. Der längste Track der CD ist "Go With The Flow". Herrlich! Zum instrumentalen Titel passt der flotte Groove und hier darf man sich über einen überaus ansteckenden Gypsy-Sound mit Scott Ankrom-Klarinetten-Solo in den Bann ziehen lassen. So nach vier Minuten ist die Nummer am Ende und innerhalb der Spielzeit des Tracks werden Szenen auf einem Bauernhof eingespielt. Zumindest hört man zwischendrin einen Hahn krähen.
Überhaupt ist "Southbound I-95" eine dieser Scheiben, die auch mit einer zweiten Aufnahme von "Sure As Hell Ain’t Foolin' Me" als Radio Edit, immer und immer wieder punkten kann. Für aufgeschlossene Interessenten ist dieses Album mit seiner Opulenz an Stilrichtungen, die alle überzeugend vorgetragen werden, eine dicke Empfehlung.
Line-up JP Soars:
JP Soars (vocals, electric guitar, slide guitar, acoustic guitar, two string cigar box, viola caipira portuguese folk guitar, bass – #2,8,12)
Chris Peet (drums, percussion, bass – #4,5,7,9,10.12.13, upright bass – #11)
Travis Colby (organ – #1,2,4,13, piano – #5,13, Rhodes electric piano – #2)
Teresa James (background vocals – #2,4,7,13)
Jason Newsted (bass – #3)
Lee Oskar (harmonica – #11)
Jimmy Thackery (guitar – #9)
Albert Castiglia (guitar – #10, vocals – #10)
Paul DesLauries (slide guitar – #1)
Reza Filsoofi (setar, daf drum, tombak drum – #13)
Greg Morency (bass – #1)
Sam Harrisson (percussion – #1)
Oscar Santiago (percussion – #2,12)
Jeremy Staska (percussion – #6,14)
Terry Hanck (tenor saxophone – #4)
Sax Gordon (tenor saxophone – #5,7)
Tino Barker (baritone saxophone – #5,7)
Scott Ankrom (tenor saxophone – #2,10, baritone saxophone – #2,10, trumpet – #2,10, clarinet – #14)
Tracklist "Southbound I-95":
- Ain’t No Dania Beach
- Sure As Hell Ain’t Foolin' Me
- Southbound I-95
- Shining Through The Dark
- The Grass Ain’t Always Greener
- Arkansas Porch Party
- Satisfy My Soul
- Born In California
- When You Walked Out That Door
- Deep Down In Florida
- Across The Dessert
- Dog Catcher
- Troubled Waters
- Go With The Flow
- Sure As Hell Ain’t Foolin' Me (Radio Edit)
Gesamtspielzeit: 69:16, Erscheinungsjahr: 2018
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