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Juan Carlos Quintero / Desserts… – CD-Review

Juan Carlos Quintero / Desserts...

Der Gitarrist Juan Carlos Quintero stammt aus Kolumbien. Seit seinem achten Lebensjahr spielt er Gitarre. Wie er selbst bemerkte, führe ihn seine Liebe zur Musik stets zurück nach Kolumbien und die dortige Tradition, egal, welche Stile er auch immer spielte oder spielt. So kann man das durchaus nachvollziehen, wenn man den zehn Songs seiner aktuellen Platte "Desserts… " lauscht. Denn dieser ganz besondere Latin-Ausdruck zieht sich durch alle Songs, und das, obwohl diese ursprünglich gar nicht einen solchen Hintergrund haben.

Denn so gibt es Jazz-Tradionals (#1, 2, 4, 6, 9, 10) sowie auch einen Song von Van Morrison (#7) oder auch "Music To Watch Girls By", den man als Popsong von der Bob Crewe Generation kennt. Nach Kuba führt der Weg mit Armando Peraza, von dem "Estampa Cubano" stammt und mit "Insensatez / How Insensitive" landen wir in Brasilien.

Dennoch bieten uns der Gitarrist und seine hervorragende Band einen Reigen einer durchgehend lasziven südamerikanischen Stimmung, aber keine Eigenkomposition. Quintero hat sie sich jedoch alle zu Eigen gemacht und sie mit Emotion und ganz viel Herzenswärme ausgestattet. Über Allem steht sein sehr klares Spiel auf der elektrischen Gitarre, das mich mitunter sehr stark an Wes Montgomery erinnert, und zwar immer dann, wenn der Protagonist die von Jenem angewandte Oktavtechnik vorlegt, wobei gleichzeitig zwei Noten gespielt werden, während die dazwischen liegende Saite mit der Hand abgedämpft wird. Dieses sind jedoch nur gelegentliche Anwendungen dieser Spielart, denn letztlich pflegt Quintero seinen persönlichen Stil.

Inspiration soll er im Übrigen gefunden haben durch Musiker wie Quincy Jones, Gato Barbieri, Cal Tjader, Miles Davis, Tito Puente, Antonio Carlos Jobim, Jeff Beck und Carlos Santana. Ein Musiker der berühmten Wrecking Crew, dieses Studioensembles, dass so manche wichtige Produktion der Musikgeschichte begleitete, der Gitarrist Tommy Tedesco, soll wohl sein Mentor gewesen sein.

Ja, ob es nun der "Moondance" von Van Morrison ist, der nun ganz anders erscheint in diesem cool swingenden Gewand, oder der Klassiker von Dizzy Gillespie, "A Night In Tunisia", hier in einer mitreißenden Stimmung, Quintero hat es verstanden, allen Songs neues Leben einzuhauchen und sie mit seiner eigenen Vorstellung auszustatten, so dass sie nun in einem anderen und frischen Licht erscheinen. Jedenfalls ist ein Album mit Musik entstanden, die voller emotionaler Kraft, voller Leidenschaft und mit charmant-laszivem Anspruch auf hohem Niveau glänzt. Der Protagonist steht hierbei zwar eindeutig im Vordergrund, doch weiß auch Joe Rotondi am Piano Zeichen zu setzen. Und die perfekt agierende Rhythmusgruppe sollte man unbedingt erwähnen, ist sie doch ebenfalls maßgeblich beteiligt. Ja, das ist ein echter Leckerbissen, leicht lasziv und sehr unterhaltend.


Line- up Juan Carlos Quintero:

Eddie Resto (bass, arranger)
Joe Rotondi (piano, arranger)
Joel DeLeon (percussion, arranger)
Aaron Serfaty (drums, arranger)
Juan Carlos Quintero (guitar, arranger, producer)

Tracklist "Desserts…":

  1. Tangerine (5:55)
  2. The Gift / Recado Bossa Nova (5:30)
  3. Estampa Cubana (4:34)
  4. Nature Boy (6:55)
  5. Insensatez / How Insensitive (4:40)
  6. Along Came Betty (5:49)
  7. Moondance (5:43)
  8. Music To Watch Girls By (5:30)
  9. All Or Nothing At All (7:29)
  10. A Night In Tunisia (4:47)

Gesamtspielzeit: 56:56, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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