Wer schon einmal ein Konzert des energiegeladenen Gitarristen Julian Sas erlebt hat weiß, dass der Mann auf der Bühne keine Gefangenen macht. Seine explosionsartigen Boogie Rock-Nummern und gefühlvollen Bluessongs haben noch jeden Konzertbesucher überzeugt. Ob der sympathische Niederländer es allerdings geschafft hat, all dies auch auf seiner neuen Live-CD rüber zu bringen, wollen wir heute mal beleuchten. Nach "Live" (1998) und Dedicat10n (2005) erschien nun mit "Feelin' Alive" sein drittes Live-Album.
Es hat einige Umbesetzungen in der Julian Sas Band gegeben. So zupft jetzt Fotis Anagnostou für Tenny Tahamta, der im vergangenen Jahr die Band verließ, den Bass und der Keyboarder und Organist Roland Bakker stieß dazu. Für die druckvollen Drums sorgt der immer gut gelaunte Rob Heijne, der schon länger mit Julian Sas unterwegs ist.
Wie gewohnt starten die Jungs mit Vollgas. "Jump For Joy" ist ein cooler Boogie Rock mit einem tollen, rotzigen Orgel- und Gitarrensolo, coolen Riffs und einer treibenden Rhythmusabteilung. Bei "High And Low" wird etwas Fahrt raus genommen. Julian Sas überzeugt mit seiner tollen Stimme hier für die nötigen Schwingungen. Sehr gut gefallen mir die Einlagen von der Orgel. Roland Bakker tut der Band wirklich gut. Besonders, wenn er den Lesley seiner Schweineorgel kurz anlaufen lässt, wie er es oft bei "Did You Ever Wonder" macht, läuft mir eine Gänsehaut nach der anderen den Rücken runter.
Mit "Fear Of Falling" wechselt Julian zum Slow Blues. Ein bluesgetränktes Gitarrensolo macht den Song zu einer Ohrenweide. Wenn ich die Augen schließe sehe ich die Band förmlich auf der Bühne agieren. Nicht zuletzt ist hierfür auch der gute Sound verantwortlich. Da hat der Mann an den Reglern ganze Arbeit geleistet! Bei "Mercy" fällt einem bei dem Gitarrenintro sofort Julians Nähe zu seinem Idol Jimi Hendrix auf. Im weiteren Verlauf ist wieder diese schmierige Hammondorgel mit einem tollen Solo zu hören. Auch das anschließende Gitarrensolo lässt keine Wünsche übrig. Richtig gefühlvoll wird es dann bei dem Titeltrack seines aktuellen Albums Coming Home.
Boogierock bestimmt den längsten Song auf der Livescheibe "Helping Hand". Der Bass und die Drums bereiten ein stabiles Fundament für Gitarre und Orgel, die sich darauf so richtig schön austoben können. Trotz seiner Überlänge wird die Nummer zu keinem Zeitpunkt langweilig. Hier zeigt der Gewinner des European Blues Award 2016 dass er den Preis wirklich verdient hat. Ganz tolle Gitarrenarbeit. Genauso energiegeladen geht es mit "Highway 61 Revisited" weiter. Die Jungs lassen es noch mal ordentlich krachen. Beendet wird die CD mit dem Traditional "Bullfrog Blues", den ein weiteres Vorbild von Julian Sas, Rory Gallagher, bekannt gemacht hat. Und wer glaubte, das man nach den letzten Krachern nicht noch eine Schippe drauflegen kann, täuscht sich ganz gewaltig. Mit einem flotten Pianosolo und einer singenden Gitarre in Manier seines Vorbildes dreht Julian Sas mit seiner Band noch mal richtig auf. Als der Song verklungen ist, bin ich schon fast ein wenig traurig, dass die Platte schon zu Ende ist und ich beschließe mal wieder ein Konzert dieser tollen Band zu besuchen!
Fazit: Julian Sas und seine Band haben es geschafft, die Energie, die sie auf der Bühne versprühen, auch auf CD zu pressen. Es bereitet einem pure Freude, sich die Songs um die Ohren hauen zu lassen. Wegen meiner hätte das Ganze gerne noch länger dauern dürfen, eben ein volles Konzert. Trotzdem: Hut ab für "Feelin' Alive"!!!
Line-up Julian Sas:
Julian Sas (vocals, guitar)
Fotis Anagnostou (bass)
Roland Bakker (piano, organ)
Rob Heijne (drums)
Tracklist "Feelin' Live":
- Jump For Joy (04:48)
- High And Low (06:26)
- Did You Ever Wonder (04:04)
- Fear Of Falling (08:00)
- Mercy (05:28)
- Coming Home (04:31)
- Helping Hand (08:19)
- Highway 61 Revisited (04:46)
- Bullfrog Blues (04:49)
Gesamtspielzeit: 51:11, Erscheinungsjahr: 2017
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