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Junior Wells / Blues Brothers – CD-Review

Wenn man in der Presseveröffentlichung liest, dass »[…] you’ve never heard these classic Wells tracks done like this before […]«, dann dürfte dieses Statement überflüssig sein, denn bei "Blues Brothers" hat man – die Technik macht es möglich – viele angesagte Blues-Musiker unserer Zeit mit dem Blues-Idol Junior Wells zusammen gebracht.
Die Gelegenheit, auf "Blues Brothers" mit Amos Wells Blakemore Jr. (1934-1998) aka Junior Wells zusammen zu spielen, hatten die Gitarristen Colin James, Pat Travers, Tyler Bryant, Albert Castiglia, Mike Zito, Harvey Mandel, Eric Gales, Kirk Fletcher, Guitar Shorty, Joe Louis Walker, Popa Chubby, Bernard Allison und Harp-Spieler James Montgomery.

Junior Wells bringt man in Verbindung mit Buddy Guy, Muddy Waters oder Earl Hooker.
Die Credits für "Messin' With The Kid" gehören ihm und Mel London.
Außerdem hatte Junior Wells Mitte der Sechzigerjahre mit dem Album "Hoodoo Man Blues" so etwas wie einen Blues-Klassiker auf den Markt gebracht. Bevor er bei Muddy Waters an die Stelle von Harper Little Walter trat, war er mit The Aces (auch The Three Deuces/The Three Aces) unterwegs.

Darf man diese Veröffentlichung als originell bezeichnen?
Zumindest sollte es für alle internationalen Blues-Musiker eine Ehre gewesen sein, auf "Blues Brothers" mitzuwirken.
Vielleicht bietet dieses Album sowie die Song-Auswahl auch die Gelegenheit für Blues-Fans der jüngeren Stunde, sich mit dem Leben und der Musik eines Junior Wells näher zu beschäftigen oder auf die eine oder andere Platte von ihm aufmerksam gemacht worden zu sein.
"Hoodoo Man Blues" ist zwar herausragend, aber nicht nur diese Scheibe weckt Interesse.

Einige der dreizehn Lieder stammen von Junior Wells, auch im Verbund mit anderen Leuten – zum Beispiel Buddy Guy – geschrieben.
Darüber hinaus enthält "Blues Brothers" auch Coversongs von zum Beispiel Sonny Boy Williamson, Sleepy John Estes, Willie Dixon oder Freddie King.
Wie bei William Shatners The Blues werden quasi im Kleingedruckten Jürgen Engler (Male, Die Krupps) als Gitarrist und Bassist sowie Ex-L.A. Guns Adam Hamilton (Schlagzeug) genannt.

So geht es mit einem feinen Chicago-Shuffle und Colin James an der E-Gitarre flockig-locker los.
Bei allen beteiligten Musikern haben wir es mit reichlich erfahrenen Leuten zu tun und die sind allesamt in der Lage, sich in die Songs hinein zu fühlen und den Tracks dann darüber hinaus ihre eigene Prägung zu geben. So auch ein Colin James, der neben einem phasenweise leicht fuzzig klingenden Sechssaiter ein klasse Solo hinlegt. Junior Wells ist natürlich überzeugend, so wie man ihn eben kennt.

Hier und da schimmert der Geist der Blues-Geschichte durch die Qualität des Gesangs eines Junior Wells. Allerdings verpasst es der Hörfreude eine Delle und so einen Klassiker wie zum Beispiel "Messin' With The Kid" zumindest vom Protagonisten gesungen, macht schon Laune.
Als einer der Vertreter der der heftigeren Blues-Gangart, vermutet man bei Eric Gales einen powervollen Gitarren-Einsatz. Aber es zeigt sich, dass sich ein Draufgänger auch zurückhalten kann. Zum herrlichen Groove macht man bei "Lovey Dovey Lovey One" einen Abstecher in den gepflegten Rock’n’Roll.
Am Ende steht dann Junior Wells' balladeskes "Hoodoo Man Blues" mit Joe Louis Walker-Gitarren-Exkursen. Dieser Track fällt ebenfalls auf fruchtbaren Boden.
Hört man die Lieder hintereinander, dann stellt man fest, wie sehr die Gitarristen ihre eigene Note zur Geltung bringen.

Schritt für Schritt, Song für Song entwickelte sich die große Skepsis gegenüber einem solchen Projekt schließlich zu einem Gartenzwerg.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Junior Wells:

Junior Wells (vocals, harmonica)
James Montgomery (harmonica – #2,4-6,8-10,12)
Jürgen Engler (guitars, bass)
Adam Hamilton (drums)
Colin James (guitar – #1)
Pat Travers (guitar – #2)
Tyler Bryant (guitar – #3)
Albert Castiglia (guitar – #4)
Mike Zito (guitar – #5)
Harvey Mandel (guitar – #6)
Eric Gales (guitar – #7)
Kirk Fletcher (guitar – #8)
Guitar Shorty (guitar – #9)
Joe Louis Walker (guitar – #10,13)
Popa Chubby (guitar – #11)
Bernard Allison (guitar – #12)

Tracklist "Blues Brothers":

  1. Blues Hit Big Town
  2. Good Morning Little Schoolgirl
  3. Messin' With The Kid
  4. Baby, Scratch My Back
  5. Worried Life Blues
  6. When The Cat’s Gone The Mice Play
  7. Lovey Dovey Lovey One
  8. You Got To Love Her With A Feeling
  9. Two-Headed Woman
  10. Snatch It Back And Hold It
  11. You Don’t Care
  12. It’s A Man Down There
  13. Hoodoo Man Blues

Gesamtspielzeit: 43:58, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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