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Kai Strauss / Getting Personal – CD-Review

Jetzt wird es persönlich. Kai Strauss zum Dritten! Nach This Time und I Go By Feel trägt die dritte Veröffentlichung den Titel "Getting Personal". Auf dem Coverbild steht nur der Name des Protagonisten, im Inneren des Digipak wird deutlich, dass es ein Album mit The Electric Blues Allstars plus diverser hochkarätiger Gäste ist.
So wirken zum Beispiel Sax Gordon, Tony Vega oder Big Daddy Wilson mit. Produziert hat "Getting Personal" der Bandleader persönlich. Für Mixing sowie Mastering war Martin Meinschäfer zuständig.

Knapp fünfundfünfzig Minuten Gesamtspielzeit kommen auf den geneigten Hörer zu. Davon gehen alleine gut neun Minuten auf das Konto von "Blues For Anne". Gitarrist Tony Vega wird hier gefeatured. Er spielt das mittlere Solo in diesem Slow Blues-Instrumental und auch vom weiteren Line-up her ist dieses Stück anders, denn Mads Andersen trommelt und Henrik Poulsen (auch The DeSoto Caucus) zupft den Tieftöner. Diese Anne muss für Kai Strauss eine besonders bedeutende Rolle spielen, denn der Track ist in seiner musikalischen Verneigung ein derart mit Hingabe gespielter Zwölftakter, dass einem schon nach dem Song-Start die Gänsehaut wächst. Mit einer dezenten Bass’n’Drums-Begleitung steht das Lied ganz im Zeichen der solierenden Gitarren. Der Übergang von Kai Strauss zu Tony Vega ist fast nahtlos und es ist einfach herrlich, wie Emotionen unterschiedlich zum Ausdruck gebracht werden. Tony Vegas E-Gitarre hat auch einen anderen Sound. Der Hörer fällt fast automatisch in das großformatige Kissen dieses Slow Blues und versinkt bei diesen wunderschönen Tönen ganz tief in die Entspannung. Wer ausgiebige E-Gitarren-Fretboard-Fahrten erleben möchte, steht definitiv auf der Gästeliste von "Blues For Anne".

Mit luftigem Flair und einer zupackenden Gebläseabteilung zeigt Kai Strauss quasi die andere Seite seiner Blues-Medaille. Zupackend heißt auch, dass es rockig zugeht und das fernöstliche Gitarren-Blitzlicht ist so überraschend wie extrem gut. "Getting Personal" könnte man auch ein Gitarren-Album nennen. Allerdings ist der Frontmann ein Teamplayer, denn zum Beispiel auch Keyboarder Mo Fuhrhop hat die Gelegenheit, seine brillanten Soli zu platzieren.
Der hat für "Get The Ball Rolling" auf Piano gestellt und überhaupt bringt der knackige Rock’n’Roll die knapp unter drei Minuten so richtig ins Rollen. Klasse Track! Was hat es denn nun mit dem etwas geheimnisvollen Albumtitel "Getting Personal" auf sich? Tja, da darf der interessierte Blues-Fan ein wenig rätseln, denn Kai Strauss gibt hier kein wörtliches Statement ab. Das Titelstück ist ein Instrumental und da kann der Hörer, genauso wie der der Gitarrist, seiner Fantasie freien Lauf lassen. Wie im vom Rock’n’Roll infiltrierten "Get The Ball Rolling" sind beide Nummern auch die Spielwiese von Mo Fuhrhop. Darüber hinaus spielen er und Kai Strauss im Titelsong auch noch unisono. Toll! Hinhörer!
Ein musikalisch-geografischer Abstecher nach Chicago ist sehr gelungen und nicht erst hier darf man feststellen, dass der Gesang von Kai Strauss auf identischer Augenhöhe mit seinen Sechssaiter-Zaubereien ist. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, denn "I Can’t Wait" wird vokal von Big Daddy Wilson in Szene gesetzt. Dieses von Kai Strauss sowie Alex Lex geschriebene Stück ist sozusagen für den Sänger maßgeschneidert worden. Da könnte man mit einem leichten Lächeln im Gesicht die Frage stellen, wer war zuerst da, das Lied oder wollte man den Sänger ins Studio laden? Ganz gleich wie, "I Can’t Wait" ist ein Highlight, weil der Gesang auf seine Weise die Gefühle des Gitarristen reflektieren und man muss den Leser nicht mehr über die Stimm-Qualitäten eines Big Daddy Wilson aufklären.

Kai Strauss hat bereits in Folge drei German Blues Awards (2014, 2015, 2016) erhalten und genau in diese Kategorie passt sein Album "Getting Personal".


Line-up Kai Strauss:

Kai Strauss (vocals, guitar)
Kevin DuVernay (bass)
Alex Lex (drums)
Mo Fuhrhop (keyboards)
Thomas Feldmann (harmonica)

Special Guests:
Big Daddy Wilson (vocals – #5)
Tony Vega (guitar – #11)
Mads Andersen (drums – #11)
Henrik Poulsen (bass – #11)
Sax Gordon (baritone saxophone, tenor saxophone solos)
Alex Lee-Clark (trumpet)
Brian Thomas (trombone)
Martino Boni Beadle (tenor saxophone)

Tracklist "Getting Personal":

  1. The Blues Is Handmade (6:05)
  2. Get The Ball Rolling (2:58)
  3. Did You Wrong (4:23)
  4. I Ain’t Buying It (4:01)
  5. I Can’t Wait [feat. Big Daddy Wilson] (5:06)
  6. Getting Personal (4:31)
  7. Quick Buck (4:40)
  8. What You Do (4:20)
  9. This Game Ain’t Worth Playing No More (5:27)
  10. Gotta Let You Go (3:57)
  11. Blues For Anne [feat. Tony Vega] (9:07)

Gesamtspielzeit: 54:49, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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