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Kansas / Live Confessions (From New York To Omaha) – CD Review

Kansas - Live Confessions Cover

Noch irgendwas über die Proglegende Kansas sagen zu müssen wäre wie Eulen nach Athen zu tragen. Wer diese Institution des Rock nicht kennt, hat definitiv die letzten vierzig Jahre unter einem Stein auf dem Mond verbracht.
So soll es nun um diese Dreier Live-Scheibe gehen, die im Zuge des 2016er Albums "The Prelude Implicit"erschienen ist.

Zugegeben, man könnte jetzt fragen, wer braucht schon einen weiteren Live-Mitschnitt von anno dunnemals? Denn eines ihrer bekanntesten Werke, nämlich Two For The Show, bot und bietet alles, was man sich als Fan wünscht. Könnte man so stehen lassen, denn auf "Two For The Show" bekommt man ja schon einiges geboten.

Aber und jetzt kommt das große Aber: Diese beiden Live-Alben sind mit das authentischste Live-Material, das mir von den Jungs jemals untergekommen ist. Auch wenn es sich mehr oder weniger um ein offizielles Bootleg handelt.

Der Sound dieser beiden Konzerte klingt so dermaßen natürlich, wie selten zuvor. Man hat den Eindruck, die ganze Chose wurde direkt vom Mischpult abgenommen. Klar, das Publikum ist recht wenig zu hören. Aber die Instrumente, und zwar alle, sind wunderbar differenziert abgenommen. Auch der Gesang von Steve Walsh zählt zu den stärksten. Man hat wirklich das Gefühl, mit auf der Bühne zu stehen und was ganz Besonderes mitzuerleben. Mit all seinen Variationen und kleinen Spielfehlern. Kansas waren ja schon immer bekannt dafür, auf der Bühne nicht alles 100%ig wie auf den richtigen Scheiben zu zocken, sondern es wurde improvisiert und nach Laune und Gefühl variiert.

Die Setlist des 1977er Konzertes ist ohne jeden Fehl und Tadel. Gut, es fehlt ein "Journey From Mariabronn", dafür gibt es ein "The Spider", bei dem man erkennt, dass hier so einige spätere Progkapellen gut geklaut haben. Das ist Prog!

Einziger Wermutstropfen ist die Aufteilung der Konzerte. Denn mitten auf der zweiten Disk beginnt das 1982er Konzert. Warum macht man so etwas?
Bestimmt spielt mal wieder das liebe Geld eine Rolle. Okay, Schwamm drüber.

Dass Kansas auch in den Achtzigern noch eine formidable Live Band sind, zeigt sich hier. Zwar mit anderem Sänger, Steve Walsh hatte keine Lust mehr auf ausufernde Progfrickeleien und wollte die Band mehr rockiger und straighter werden lassen. Wohingegen Kerry Livgren als neugeborener Christ das Christliche mehr in den Vordergrund rücken wollte.

Wie auch immer. Der neue Sänger John Elefante schlägt sich ebenfalls prächtig. Wenn auch mit merklich höherer Stimmlage als sein Vorgänger.

Dass die Band in den Achtzigern zugänglicher wurde und mehr nach Radio Airplay Ausschau hielt, merkt man an der Setlist. Songs wie "Play The Game" und sonstige gradlinigen Stücke sind eben nichts gegen echte Proggiganten aus der eigenen Feder. Sicher, auch die schlicht nach vorne rockenden Songs haben ihren Reiz, zeigen aber, dass auch bei Kansas in den 1980ern nicht alles Gold war, was glänzte und dass die wirkliche Stärke der Band immer noch in den kleinen Meisterwerken des Prog steckt, statt radiotaugliche Stücke zu schreiben. Dennoch fehlen Songs wie das obligatorische "Dust in The Wind" natürlich nicht. Ohne kann die Band ja nicht von der Bühne.

Schlussendlich bekommt der Fan hier aber ein wertiges Stück Musikgeschichte geboten. Sogar aus zwei Blick- bzw. Hörwinkeln.
Eine wirklich schöne  Angelegenheit und für Fans eine klare Kaufempfehlung.


Line-up:

Kansas in New York 1977:

Kerry Livgren (guitar, keyboards, synthesizers, vocals)
Steve Walsh (keyboards, synthesizers, percussion, vocals)
Robby Steinhart (violin, vocals)
Richard Williams (guitar)
Dave Hope (bass, vocals)
Phil Ehart (drums, percussion)

Kansas in Omaha 1982:

Phil Ehart (drums, percussion)
John Elefante (keyboards, vocals)
Dave Hope (bass, vocals)
Kerry Livgren (guitar, keyboards, vocals)
Robbie Steinhart (violin, vocals)
Rich Williams (guitar)


Tracklist Live "Confessions (From New York To Omaha)":

Disk: 1

  1. Incomudro – Hymn To The Atman (Excerpt) / Hopelessly human (Medley) *
  2. Point Of Know return *
  3. Paradox *
  4. Icarus – Borne On The Wings Of Steel *
  5. Child Of Innocence *
  6. Closet Chronicles *
  7. Dust In The Wind *
  8. Lonely Wind *
  9. Cheyenne Anthem *
  10. Miracles Out Of Nowhere *
  11. The Spider *
  12. Portrait (He Knew) *

Disk: 2

  1. Sparks Of The Tempest *
  2. Carry On Wayward Son *
  3. Down The Road *
  4. Magnum Opus (Part 1) *
  5. Magnum Opus (Part 2) *
  6. Paradox +
  7. Windows +
  8. Right Away +
  9. Sparks Of The Tempest +
  10. Diamonds And Pearls +
  11. Mysteries And Mayhem / No One Together (Medley) +
  12. Hold On +

Disk: 3

  1. Dust In The Wind +
  2. Chasing Shadows +
  3. Crossfire +
  4. Face It +
  5. Miracles Out Of Nowhere +
  6. Play The Game Tonight +
  7. Carry On Wayward Son +
  8. Portrait (He Knew) / Down The Road (Medley) +
  9. Magnum Opus (Outro) +

* Recorded At The Palladium, New York, December 18, 1977

+ Recorded At The Civic Auditorium, Omaha, NE, July 21, 1982

 

Gesamtspielzeit: 74:48 (CD 1), 68:24 (CD 2), 53:35 (CD 3), Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Jens Groh

Hauptgenres: Metal in (fast) allen Varianten / aber auch mal Rock, Pop…
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Konzertberichte als Team mit Andrea
Mail: jens(at)rocktimes.de

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