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Kaskadeur / Phantom Vibrations – Digital-Review

Uncanny Valley hat einen Nachfolger.
"Phantom Vibrations" heißt das Album und wurde, laut Label Noisolution, »[…] im ehemaligen Flughafen Tempelhof von Ingo Kraus, der schon im legendären Conny Plank Studio gearbeitet hatte. In den muffigen Fluren, wo einst der amerikanische Geheimdienst saß, wurde aufgenommen und gemischt. […]«
Nimmt man den Titel des Albums in den Blick, kann man, sofern noch nicht bekannt, etwas lernen: »[…] "Phantom Vibrations" nennt man das Phänomen, wenn man denkt, das Handy summt – aber dies nur eingebildet war. Eine klassisch medizinische Halluzination. Hier wird deutlich, wie geistige und körperliche Wahrnehmung verschmelzen und kaum noch unterschieden wird zwischen Realität und Einbildung, Körper und Geist, Gedanken und Gefühl. Zwischen oldschool Analog-Equipment und neuestem Computer-Editing. […]«

Die Combo Kaskadeur hat ein Merkmal, das herausgestellt werden muss. Die Musik des Quartetts lässt sich nicht auf ein Genre festlegen. Okay, da gibt es wohl einige mehr Künstler oder Bands, auf die das zutrifft. Aber bei Kaskadeur ist die kunterbunte Mixtur eben so vielfältig, dass man von Progressive Rock, Heavy Progressive Rock, Ausflüge in den Space oder Jazz sprechen muss. Da bezieht sich das Label in der Information sogar auf »[…] Pop […]«
Solch eine Mischung ist wagemutig, aber Kaskadeur gelingt es auf überzeugende Weise, dieses Gemenge unter einen Hut zu bringen.

Eines steht jedenfalls so fest wie das Amen in der Kirche … Kaskadeur halten für Gesamtspielzeit von ganz knapp über achtunddreißig Minuten die Leute vor den Lautsprechern.
Kaskadeurs Musik íst magnetisierend, so abwechslungsreich und schon mit dem Opener "Bubble Burst" setzt die Formation eine erste Duftmarke. Da zerplatzen die Prog-Blasen durch messerscharfe Gitarren-Riffs und die vertrackte Musik sorgt für herrliche Vibrations. So sinkt man tief in den Track ein, nur um nach zirka der Hälfte des munteren Treibens in ein Konglomerat von feinster Improvisation, geprägt durch schweren sowie luftigen Charakter, beeindruckt zu werden.

Pop? "All Comes From Nothing" rockt von Beginn bis Ende. Dennoch durchzieht die Nummer, besonders im Refrain mit Chorstimmen, ein Hauch von Pop. Feine Piano-Läufe begleiten uns durch den Track. Die Tastenklänge werden hier und da in besonderer Weise in den Vordergrund gestellt. Das energiegeladene Gitarren-Solo verortet man definitiv im Hard Rock. Klasse!

Ganz anders begegnet uns das Album abschließende Instrumental "Particel Physics". Bei schwankender Dynamik ist dieses Lied ein Stück toller Fusion, der Mischung aus Jazz und Rock. Kaum merklich ändert sich in seinem Verlauf das Ambiente des Songs. Von relaxter Stimmung zu Beginn steigert sich die Energie hin zum Hard Rock. Wieder eine tolle Mischung. Irgendwie bekommt man schon vorher den Eindruck, als sei Ole Fischer ein Schlagzeuger, der ganz grundsätzlich auch mit dem Jazz in Verbindung steht.

Sozusagen als Kontrast zur "Particel Physics"-Entspanntheit, ist das mächtig rockende "The Post-High Gitters" von der Macht eines Katapults geprägt. Enrico Semler, auch ein klasse Sänger, spielt sich bei seinem Gitarren-Solo in den Himmel der Psychedelic. Hier geht es so richtig ab.
Eine weitere große Portion Psychedelic bekommen wir in "An Oppertunity Gone By" mit auf den Weg. Auch hier imponiert Kaskadeur durch einen improvisierten Teil, der die Keyboards im Spotlight hat. Klasse Vibrations!
Wurde der Schlagzeuger schon erwähnt, fasziniert er uns mit seinem Drumming im luftig-leichten "The Truth, The Curse, The Lie".

"Phantom Vibrations" von Kaskadeur ist Hör-Spaß im XXL-Format.
"Phantom Vibrations" vereint viele verschiedene Musikrichtungen überzeugend unter einem Hut.
Beide Daumen hoch für Kaskadeur.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Kaskadeur:

Enrico Semler (guitar, lvocals)
Johannes Walenta (keyboards)
Michael Paukner (bass)
Ole Fischer (drums)

Tracklist "Phantom Vibrations":

  1. Bubble Burst
  2. All Comes From Nothing
  3. The Truth, The Curse, The Lie
  4. Join The Cult
  5. Generation Absolution
  6. The Post-High Gitters
  7. An Oppertunity Gone By
  8. Particel Physics

Gesamtspielzeit: 38:03, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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