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Kaskadeur / Uncanny Valley – CD-Review

Ein Debüt und doch kein Debüt.
Als das Quartett für die Songs von "Uncanny Valley" im Studio war, »[…] schien […] etwas nicht mehr ganz zu passen. Die Musik fühlte sich neu und frisch und anders an. […] Also kurzerhand alles auf Null gestellt: Debut Nummer zwei. Neuer Name, neues Album, neue Band, neues Label. […]«
So wurde aus der Combo Stonehenge Kaskadeur.
Unter anderem brachte Stonehenge 2013 "Bunch Of Bisons", 2017 "Mild Thing", 2019 "Live At La Canopée" und 2020 "Gélée ÉP" auf den Markt.
"Uncanny Valley" markiert also einen Neustart von Enrico Semler (guitar, main vocals), Johannes Walenta (organ, synthesizers, backing vocals), Michael Paukner (bass, backing vocals) sowie Ole Fischer (drums).
Die Songs der vorliegenden Platte kommen auf eine Gesamtspielzeit von gut sechsunddreißig Minuten.

Ach, wie schön. Träumen ist erlaubt, wenn sich "_Valleywaltz" in die wärmende Sonne begibt. Gedankenverlorene Melodien tummeln sich auf der Wildblumenwiese. Die E-Gitarre und die hohen Töne vom Bass lassen einen sozusagen in ein weiches Kissen fallen.
Abrupt ist dann Schluss mit der Besinnlichkeit. Kaskadeur wechseln die Klangfarben hin zum bissigen Rock, der sich in seiner Heftigkeit dem Grenzbereich zum Progessive Rock bewegt. Dieser Titelsong haut rein, macht phasenweise in Retro und kommt mit einer ziemlich flotten Power auf den Hörer zu. Hinhörer!

Das Album enthält noch weitere Songs, die sozusagen zwischen einige Nummern geschoben wurden.
So sind "[Least_Mean_Squares]", "Apply_Physics ()", "Snarc’51" sowie "#Nearest_Neighbor (Searching):" solche Klangkollagen, die von ihrer Spielzeit her ungefähr zwischen einer halben und einer Minute pendeln.
Einer kosmischen Expertise ("[Least_Mean_Squares]") folgt eine Improvisation ("Apply_Physics ()"), die sowohl psychedelisch angehaucht ist, als auch von der Fusion geküsst wurde. "Snarc’51" ist eine Sound-Kaskade und in "#Nearest_Neighbor (Searching):" befindet man sich, mit Ole Fischers Drumming als Antriebsfeder, wieder im Kosmos.
Diese Stücke sind speziell, aber erspielen sich ihre Tracklist-Berechtigung.

Wenn schon Spielzeiten eine Rolle spielen, dann ist "Spacegear Awayteam" mit seinen sieben Minuten das längste Lied der Scheibe.
Der Song (fast) ohne Worte ist eine faszinierende Kombination aus herrlich rockender Enrico Semler-E-Gitarre und Johannes Walenta-Orgel. Wenn sich die Atmosphäre hin zum luftigen Himmel ändert, weiß man, wie toll Kaskadeur Songs arrangieren kann. Dann singt Enrico Semler doch noch in den höchsten Tönen. Nach einer riffig-zupackenden E-Gitarre groovt der Song wunderschön dahin, nur um einem am Ende nochmals zu zeigen, was den schließlich auch furiosen Kaskadeur-Rock ausmacht. Highlight!

Ohne eines der gelisteten Zwischenspiele folgt als Album-Abschluss "Bonzen haben Alles".
Hier sind wir dann wieder bei der Wildblumenwiese angekommen. Im balladesken Milieu streichelt einem die Formation die Wangen. Diese Stimmung löst sich im weiteren Verlauf auf und Kaskadeur rockt, was das Zeug hergibt. Herausragend ist aus meiner Sicht diese dann wieder ruhigere Phase mit improvisiertem Charakter. Klasse! Die sich fortsetzenden, hypnotischen Orgeltöne sind das Salz in der Kompositions-Suppe. Ein gigantischer Schlusspunkt.

Viele Worte braucht die Combo nicht gerade, um Emotionen auszudrücken.
"Flashback Fatkids" ist abermals so ein Stück, bei dem man sich schon anstrengen muss, um still sitzen zu bleiben. Verführerisch rockt das Quartett und wieder findet Kaskadeur eine Parklücke, um in einem relaxten Teil quasi kurz Pause zu machen.
Die Lieder sind voller Überraschungen und so muss es schließlich auch sein. Langeweile kennt Kaskadeur nicht.
"Part Of Your DNA" ist ein psychedelischer Rock’n’Roll der besonderen Art und "The Death Of Basic Trust" hinterlässt den Eindruck einer gelungenen Jam, auch wenn Gesang dazu gehört.

Im Informationsblatt zu "Uncanny Valley" steht: »[…] Hier können durchaus die Genre-Grenzsteine verschoben werden und Szene-Polizisten meckern – alle anderen aber begeistert etwas Neues feiern. […]«
Passt!
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Kaskadeur:

Enrico Semler (guitar, lead vocals)
Johannes Walenta (organ, synths, backing vocals)
Michael Paukner (bass, backing vocals)
Ole Fischer (drums)

Tracklist "Uncanny Valley":

  1. _Valleywaltz
  2. Uncanny Valley
  3. [Least_Mean_Squares]
  4. Flashback Fatkids
  5. Apply_Physics ()
  6. Part Of Your DNA
  7. Snarc ’51
  8. The Death Of Basic Trust
  9. #Nearest_Neighbor (Searching):
  10. Spacegear Awayteam
  11. Bonzen haben Alles

Gesamtspielzeit: 36:20, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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