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Katortz / Ballast – Digital-Review

Katortz / Ballast

Es kommt eher selten vor, dass mir das Leben deutschsprachige Veröffentlichungen auf den Schreibtisch weht. Wenn das aber in der Vergangenheit tatsächlich mal passiert ist, dann stand am Ende in der Regel eine Bereicherung unter dem Strich. Dass es sich im vorliegenden Fall auch um eine eben solche handelt, möchte ich ausnahmsweise schon an dieser Stelle vorwegnehmen.

Aber worum geht es hier eigentlich? Katortz, eine Band aus dem Großraum Aachen – Köln, ein Trio, bestehend aus Karsten Nordhausen (b/v), Toshi Trebess (g/v) und Stefan Schwartz (d). Wie sich der Bandname aus Namensteilen der Musiker zusammensetzt, dürft Ihr selber herausfinden. Wichtig ist auf jeden Fall, dass die drei Herren seit rund einem Dutzend Jahren gemeinsam unterwegs sind und mit dem aktuellen Album, "Ballast", ihr viertes Werk, dreimal eigenes Material und einmal Cover-Arbeit, vorlegen können. Rechtzeitig zu Ostern erscheint die digitale Fassung und Anfang Mai gibt es das gute Stück dann als Vinyl-Rundling.

Acht Songs währt "Ballast", alles während dieser unsäglichen Pandemie kreiert und aufgenommen und natürlich auch inhaltlich davon zumindest mittelbar nicht unberührt. Dass deutsche Texte nicht automatisch trällernde Liedermacher bedeuten müssen, merken wir schon beim sich ins Mittelschwere steigernden Intro zum Opener, "Es gibt hier nichts zu sehen". Knackiger Rock mit melodiöser Gesangslinie dominiert den Track, der Text ist durch die Wiederholungen auf ein eingängiges Minimum reduziert – guter Einstand.

Der "Bazar der stetig Frustrierten" nimmt ein wenig an Tempo auf und wird speziell von den Drums fleißig nach vorne getrieben. Leichte Prog-Komponenten machen sich zwischendurch bemerkbar, geben der Instrumentierung des Songs trotz teilweise schweren Riffings eine leichte Note. Fast schon zäh fließt unmittelbar danach "Weit genug" aus den Speakern, hinterlässt eine psychedelische Note – gut zum aufmerksamen Zuhören.

Womit sich "Influencer" beschäftigt, bedarf fast keiner Erläuterung – eine parodistische Auseinandersetzung mit diesen teilweise schon krank(haft)en Auswüchsen unseres digitalen Zeitalters, gut gerockt dargebracht. Über "Autopilot" und das fast ein wenig punkig-NDW-mäßig anmutende, knackig kurze "Durchgebrannt" kommen wir zum Titeltrack, "Ballast". Eine erneut schwere Melodie, die sich da lava-artig aus der Anlage ins Ohr ergießt, zugleich mit etwas mehr als sieben Minuten auch längster Song der Scheibe. Textlich nicht minder schwere Kost, sollten wir uns doch alle mit ein wenig Leichtigkeit des vielen Ballasts entledigen, den wir so ein Leben lang mit uns rumschleppen – eine coole Komposition mit diversen Tempi- und Rhythmuswechslen.

Mit dem Abspann, "Vor dem Abspann", einem weiteren, von eindringlichen psychedelischen Einflüssen sich nicht frei machenden Song, entlässt uns die Band nach einer knappen dreiviertel Stunde etwas nachdenklich und zugleich auch beschwingt. Diese Scheibe hätte auch gut und gerne sehr, sehr schwere Kost werden können, wäre es dem Trio nicht gelungen, mit seinen knackigen Kompositionen einen – zumindest mal subjektiv gefühlten – musikalischen Gegenpol zu den textlichen Inhalten zu setzen. Saubere Arbeit!


Line-up Katortz:

Karsten Nordhausen (bass/vocals)
Toshi Trebess (guitar/vocals)
Stefan Schwartz (drums)

Tracklist "Ballast":

  1. Es gibt hier nichts zu sehen
  2. Bazar der stetig Frustrierten
  3. Weit genug
  4. Influencer
  5. Autopilot
  6. Durchgebrannt
  7. Ballast
  8. Vor dem Abspann

Gesamtspielzeit: 41:57, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

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