Stramme siebeneinhalb Jahre sind seit "Mystic Spirit", der letzten Scheibe der norwegischen Progressive-Rocker von Kerrs Pink ins Land gezogen, bis die Band Ende März diesen Jahres mit "Presence Of Life" nachlegte. Schaut man sich die Bandgeschichte an, ist dies jedoch keine Besonderheit. Bereits 1980 erschien das gleichnamige Debütalbum, gefolgt von "Mellom Oss" (1981), bevor dann für etwa zehn Jahre Schicht im Schacht war. Beide Platten wurden 1991 bzw. 1992 auf CD wiederveröffentlicht und da der Erfolg offensichtlich groß genug war, wurde 1993 "A Journey On The Inside" mit neuem Material nachgeschoben. "Art Of Complex Simplicity" kam 1997, "Tidings" im Jahr 2002 und dann dauerte es wieder zehn Jahre bis zur bereits erwähnten "Mystic Spirit", von der weltweit immehin etwa 50 000 Einheiten verkauft werden konnten. Eine Zahl, die in den letzten etwa vier Jahrzehnten des vorangegangenen Jahrhunderts noch nicht mal erwähnenswert gewesen wäre, aufgrund der neuen digitalen Möglichkeiten seit ca. 2000 aber durchaus mal genannt werden darf.
Die Musik und der Sound von Kerrs Pink sind eindeutig in den siebziger Jahren verwurzelt, wobei die Skandinavier hier in den seltensten Fällen auf Virtuosität setzen. Die Stücke kommen meist getragen, dominiert von den Tasteninstrumenten sowie Eirikur Haukssons Gesang. Sehr viel Melodie und Wohlklang fließt durch die Boxen, wobei die einzelnen Nummern aber auch immer wieder von komplexeren Breaks unterbrochen werden. Bass, Drums, zwei Gitarren und zwei Keyboarder teilen sich die einzelnen Parts untereinander auf, während der bereits erwähnte Hauksson über diesen Sound-Teppich seine (oft melancholischen) Geschichten erzählt. Im abschließenden (zwölfeinhalb Minuten langen) "In Discipline And With Love" drehen die Gitarren dann nochmal richtig auf und lassen die Scheibe sehr positiv ausklingen. Mein Favorit auf diesem Album.
Etwas außer der Reihe kommt der Titel "Luna", bei dem es sich auch um die erste Single-Auskopplung aus diesem fast fünfzigminütigen Gesamtwerk handelt. Hier geht es sogar noch etwas melodiöser zur Sache, während der erste Part nur mit Piano und Gesang gebracht wird, denen sich dann aber bald die restlichen (zunächst sehr sachte und zurückhaltend gespielten) Instrumente und hier mit Linda Kallevik sowie Synne Wennersberg-Lövholen sogar zwei Background-Sängerinnen anschließen. So etwas wie die Ballade von "Presence" Of Life". Nach dem ruhigen Opener "Ressurection" geht es bei "Private Affairs" deutlich vertrackter zur Sache, bevor wieder in einen sehr harmonischen Refrain eingebogen wird. Auffällig und erwähnenswert auch die Violine von Gast Öystein Torp bei den Titeln "The Book Of Dreams" sowie "Away From Shadows", die noch eine zusätzliche Klangfarbe in den Sound der Band einbringen.
Letzten Endes ist "Presence Of Life" von Kerrs Pink ein solides Prog Rock-Album, dem allerdings der eine oder andere Ausbrecher, der eine oder andere Höhepunkt gut getan hätte. So kommen die Songs zwar durchgehend gefällig, allerdings auch etwas zu gleichförmig zur Geltung. Die Qualität der Musiker ist durchaus zu erkennen und phasenweise wird eine sehr dichte Atmosphäre kreiert, was dann wieder auf der Habenseite zu verbuchen ist. Fans der Band können hier ganz sicher nichts falsch machen, alle anderen ebenfalls nicht, wenn sie die Platte mal anchecken.
Line-up Kerrs Pink:
Glenn Fosser (Hammond C3, Mini Moog, mellotron, accordion, keyboards)
eirikur Hauksson (lead vocals)
Lasse Johanssen (piano, Mini Moog, mellotron, keyboards)
Magne Johansen (bass, background vocals)
Hans Jörgen Kvisler (guitars)
Per Langsholt (bass, Moog Taurus bass pedals)
Harald Lytomt (guitars)
With:
Öystein Torp (violin – #3,4)
Linda Kallevik (background vocals – #5)
Synne Wennersberg-Lövholen (background vocals – #5)
Tracklist "Presence Of Life":
- Ressurection
- Private Affairs
- The Book Of Dreams
- Away From Shadows
- Luna
- In Discipline And With Love
Gesamtspielzeit: 48:58, Erscheinungsjahr: 2021
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