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Kerry King / From Hell I Rise – Digital-Review

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Hier meldet sich ein Meisters seines Faches zurück, der die Spielfreude in seinem Metier gepachtet hat: Mit einem Instrumentalstück ("Diablo") zu Beginn des Longplayers erreicht Kerry King Hörgänge und Gänsehaut gleichermaßen, um sich nur ein paar Takte später stilecht von den leisen Klängen wieder zu verabschieden. Denn mit dem folgenden "Where I Reign" demonstriert der ehemalige Slayer-Gitarrist, dass Thrash Metal in bester Blüte steht. "From Hell I Rise" ist das mit Spannung erwartete erste Soloalbum des Mannes, der unumstritten zu einem der angesehensten Musiker der gesamten Szene gehört. King zieht alle Register und gönnt dem Hörer erwartungsgemäß keine Ruhepause mehr. Die ruhige Spielart war noch nie Sache des Mitgründers und Co-Songwriters der 2019 aufgelösten Thrash Metal-Band Slayer.

Nach der Trennung der Band war es nur eine Frage der Zeit, wann und in welcher Form sich Kerry King zurückmelden würde. Letztlich hatte er sich für ein Soloprojekt entschieden, das schon länger geplant war und bei dem ihn vier Musiker in Bandstärke unterstützen: Mit an Bord sind Sänger Mark Osegueda (Death Angel), der Gitarrist Phil Demmel, Bassist Kyle Sanders und der ehemalige Slayer-Schlagzeuger Paul Bostaph. Bestätigt wurden seine Pläne erst im Februar 2024. Für Frühjahr 2024 war das Debütalbum "From Hell I Rise" angekündigt. Produzent war Josh Wilbur. Nach verschiedenen Überlegungen wurde die Band nach Kerry King selbst betitelt.

Die 13 Tracks haben eine Spiellänge zwischen eineinhalb und fünf Minuten. Es wird folglich im munteren Schlagabtauch drauf los musiziert, wobei die Kompositionen ebenso auf eine LP passen. Die Wucht der Gitarren kommt bereits zu Beginn bei "Where I Reign" und  "Idle Hands" deutlich zum Ausdruck. Letztlich unterscheiden sich die Tracks nicht grundsätzlich voneinander. Das Album enthält erstklassige Vertreter des Genres, bei denen Gesang und die Gitarren derart gut auf den Punkt abgestimmt sind, dass das Ergebnis den harten Sound schon einmal vergessen lässt. Die Instrumente passen einfach nur gut zusammen, dabei ausdrucksstark von Sänger Mark Osegueda unterstützt.

Die Gitarren bestechen in ihrer Harmonie, nur eben deutlich härter eingestellt. Kraftvoll, aber bestens getunt. "Toxic" ist für mich das herausragende Lied des Albums. Giftig ist hier nur der Name. Klangbeispiele als Anspieltipp gibt es reichlich. Zu empfehlen sind neben "Toxic" "Idle Hands", Shrapnel  und "Tension", das mit einem fast schon akustischen Einstieg und Gitarrenarbeit par excellence besticht. Eine der Stärken ist, dass es bei "From Hell I Rise" keinen Spannungsabfall gibt. Auf die Frage aller Fragen gibt der Hauptakteur selbst eine Antwort: »Ich denke, die Leute werden es mit Slayer vergleichen. Davor habe ich keine Angst, weil ich denke, dass es allem, was wir in unserer Geschichte gemacht haben, musikalisch und leistungstechnisch standhält.« Daraus leitet sich als Schlussfolgerung ab: »Es wird Leute geben, die sich beschweren: 'Warum klingt es nach Slayer?' Und 'Warum klingt es nicht eher nach Slayer?' Das ist einfach das, was die Leute tun.«

Weil der ehemalige Vio-Lence– und Machine Head-Gitarrist Phil Demmel mit seinem melodischeren Stil einen Kontrapunkt zu Kerry King setzt, leitet sich schon allein ein Unterschied zu Slayer ab. Trotzdem reicht "From Hell I Rise" dem Genre alle Ehre. Seine Musikerkollegen rekrutierte King 2023, nur mit dem früheren Slayer-Schlagzeuger Paul Bostaph begann er bereits 2019 zu proben. Die Corona-Pandemie brachte auch dieses Soloprojekt ins Stocken. Dafür präsentiert sich "From Hell I Rise" anno 2024 als ein ausgereiftes Album, auf dem Kerry King einmal mehr unter Beweis stellt, dass er als Musiker immer einen Plan hat.


Line-up Kerry King:

Kerry King (guitars)
Phil Demmel (guitars)
Mark Osegueda (vocals)
Kyle Sanders (bass)
Paul Bostaph (drums)

Tracklist "From Hell I Rise":

  1. Diablo
  2. Where I Reign
  3. Residue
  4. Idle Hands
  5. Trophies Of The Tyrant
  6. Crucifixation
  7. Tension
  8. Everything I Hate About You
  9. Toxic
  10. Two Fists
  11. Rage
  12. Shrapnel
  13. From Hell I Rise

Gesamtspielzeit: 46:28, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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