
Khazad Dûm ist (nach J. R. R. Tolkien) der zwergische Name für Moria und bedeutet 'Zwergenhalle/heim'. Dort wurde im zweiten Zeitalter Mithril-Silber gefunden, ein Material, härter als Stahl und gleichzeitig leichter als Seide. Doch die Zwerge gruben zu tief und weckten einen Balrog (Dämon; weitere Ausführungen würden hier zu lang werden).
Wenn das nicht mal Stoff für Bandnamen bzw. (Metal-)lyrics ist… und tatsächlich gibt es gleich mehrere Bands, die sich inspirieren ließen.
Bisher standen bei mir im Regal lediglich die britischen Funeral-Doomer (mit der Scheibe "Hymns Of The Deep"), doch nun bekomme ich eine weitere Truppe zu Gehör, nämlich die gleichnamigen Brasilianer, und zwar aufgrund der Wiederveröffentlichung von "Khásma".
Diese Khazad Dûm wurden 2014 gegründet und nach zwei Demos und der EP "Garmad" brachten sie 2019 ihr Debüt "Khásma" heraus, aber ohne 'richtige Veröffentlichung', wie es im Info heißt. Nun nahmen sich zwei italienische Labels (Masked Dead Records / BloodRock Records) der Sache an und es gibt eine Neuauflage, remastert und mit einem Bonus-Track. Das schöne Covermotiv wurde erfreulicherweise beibehalten.
Nebenbei: Der griechische Begriff Khásma bedeutet Kluft (vergleiche Latein: Chasma, Englisch: Chasm) – ich denke dabei an den Abgrund in den Gandalf und der Balrog stürzen.
Musikalisch bewegen sich die beiden Brasilianer irgendwo zwischen Black Metal, Doom und manchmal auch altem Heavy Metal.
Der Opener "I Lust" fängt zunächst einmal ruhig an, erst nach mehr als einer Minute wird es metallisch, einerseits rifflastig, andererseits (durch den Klargesang) melancholisch, im weiteren Verlauf dann schneller und aggressiver, mit fieser Stimme. Dieser Song hat einen interessanten Verlauf mit Steigerung und bewegt sich dabei durch mehrere musikalische Ebenen.
"He Who Fights Fiends" setzt bei der letzten davon ein, führt diese auf etwas mehr als drei Minuten weiter.
Die beiden "Khásma"-Teile sind ruhige Instrumental-Stücke und sorgen für Atmosphäre und Kontrast zum metallischen Rest.
"Dol Amroth" (= "Hügel von Amroth", der Name einer Stadt in Gondor in Mittelerde) fängt ebenfalls eher sanft an, doch nach einer Minute ändert sich das und es wird eher schwarzmetallisch. So bleibt es dann erst einmal, wobei "Celebrimbor" das Tempo etwas steigert. Auch bei diesem Titel wissen Tolkien-Fans gleich, wer gemeint ist, nämlich der elbische Schmied, der zu den Zwergen von Khazad-dûm eine enge Beziehung hat. Angeleitet von dem (verkleideten) Sauron schmiedet er die neunzehn Ringe der Macht, jedoch nicht den einen (Meister-) Ring.
"The Call" ist wieder etwas schleppender, bedrohlicher, dennoch gibt es auch hier eine ruhige Einleitung. Gleiches gilt für "Flood" – auffällig ist hier die Kombination aus fieser Stimme und Klargesang.
Khazad-dûm aus den Tiefen des südamerikanischen Metal-Untergrund haben mit "Khásma" eine reizvolle Scheibe geschmiedet, die es verdient hat, eine (verbesserte) Neuauflage zu bekommen. Diese bekam dabei als Bonus den Song "Rage In The Night" vom zweiten Demo "Vain Efforts", der noch deutlich fieser und schwarzmetallischer ist, weniger episch oder doomig.
Nun haben mehr Fans dieser Richtung(en) die Gelegenheit, die Musik als Hintergrund zum Lesen von Tolkien-Büchern zu hören.
Und vielleicht nimmt die Band das zum Anlass, einen weiteren Ring bzw. Scheibe zu schmieden. Abschließend für Neugierige noch ein kurzer Hinweis zu den Pseudonymen: Gothmog ist ein Balrog (Weiteres dazu siehe "Silmarillon") während Noatún ein Ort in der nordischen Mythologie ist.
Line-Up Khazad Dûm:
Noatún (guitars, vocals)
Gothmog (bass)
Trackliste "Khásma":
- I Lust (5:52)
- He Who Fights Fiends (3:25)
- Khásma [Floating] (02:12)
- Dol Amroth (6:29)
- The Penitent (5:58)
- Celebrimbor (4:23)
- The Call (6:06)
- Flood (6:47)
- Khásma II [Falling] (2:44)
- Bonus-Track: Rage In The Night (3:43)
Gesamtspielzeit 47:39 (Neuauflage), 43:56 (Original), Erscheinungsjahr 2023 (2019)
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