Manchmal kommt davor eben danach … oder so ähnlich. Jedenfalls durften wir euch vor gut drei Jahren das damals auf Vinyl wiederveröffentlichte zweite (und für viele Jahre letzte) Album Out Of Uranus der englischen Blues Rock-Band Killing Floor vorstellen. Und in diesem Jahr wurde im selben Format auf ’schwerem' Vinyl auch die gleichnamige Debütscheibe noch einmal in die Regale der (doch immer noch und zahlenmäßig wieder öfter vorhandenen) Plattenläden gestellt. Am bekanntesten unter den Bandmitgliedern dürften heute noch der Gitarrist Mick Clarke sowie der Tastenmann Lou Martin (später unter anderem in der Band von Rory Gallagher) sein. Killing Floor hinterließ ab 1968 vor allem auf den Bühnen mit rauhen Blues Rock-Performances mächtig Eindruck und dann dauerte es auch gar nicht lange bis zum ersten Plattendeal. 1969 ging es schließlich ins Aufnahmestudio, um das erste Werk einzuspielen.
Im Gegensatz zur zweiten (mehr dem Rock als dem Blues zugewandten) Scheibe stehen hier die Blues-Einflüsse – speziell die des Chicago Blues – doch ganz klar an erster Stelle. Wobei das ganze dann doch sehr englisch, sprich mit einem ganzen Batzen mehr Härte und Power, rüberkommt. Also nicht die stärker an die Originale angelehnte Sounds von damals sehr angesagten Bands wie Fleetwood Mac oder Chicken Shack werden hier zelebriert, sondern vielmehr noch ein bis zwei Gänge höher geschaltet und die Lautstärkeregler der Verstärker auf 10,5 gedreht. Spielerisch und auch von der Attitüde her geht das allerdings vollkommen in Ordnung. Bereits der Opener, Willie Dixons "Woman You Need Love", legt ein sehr flottes und schweißtreibendes Tempo vor und man kann sich regelrecht vorstellen, wie das live auf der Bühne abging. Immer wieder sehr stark (wie beispielsweise bei "Come Home Baby") kommt auch die Blues Harp von Bill Thorndycraft zum Einsatz.
War jemand auf "Out Of Uranus" noch über das Schlagzeugsolo auf einem Studioalbum überrascht, dem sei gesagt, dass er auf "Killing Floor" ebenfalls eines, und zwar bei dem über achtminütigen "People Change Your Mind" finden wird. Das war Standard bei Killing Floor und darunter wollte es Bas (auch Bazz) Smith offensichtlich auch nicht machen. Passt trotzdem wunderbar in diese kraftstrotzende Nummer. Und auch wenn fast sämtliche Stücke bei den Songwriting-Credits den Bandmitgliedern (meistens Clarke, MacDonald sowie Thorndycraft) zugeschrieben wurden, so handelt es sich doch sehr oft um Neuinterpretationen (mit zumeist neuen Texten) von Stücken, die einst von anderen Autoren aus der Windy City geschrieben wurden. Lou Martin hat übrigens bei seinem eigenen Titel "Lou’s Blues" noch einmal die Scheinwerfer auf sich gerichtet, während er diesen flotten (Instrumental-) Boogie als Hauptfigur zum Besten gibt. Kein Wunder, dass der gute Rory Gallagher ihn in seiner Band haben wollte.
Sechs Titel auf jeder Albumseite hört sich erstmal klasse an, allerdings sind auf jeder neben zwei Longtracks ("Bedtime Blues" und "People Change Your Mind") mit "Sunday Morning" sowie "Wet" auch jeweils ein Stück vertreten, das als kleine Zwischeneinlage die sechzig Sekunden-Grenze nicht knacken kann. Alles in allem ein klasse Album, das sich unbedingt lohnt, wieder entdeckt zu werden. Für Blues Rock-Fans sowieso, aber auch für alle anderen, deren Herz eher am Puls der Rock-Musik schlägt. Der Sound dieser Vinyl-Ausgabe kommt 'voll' und erhaben daher. Wer erstmal reinhören möchte, dem lege ich meine Anspieltipps "Woman You Need Love", "People Change Your Mind", "Keep On Walking" sowie "Come Home Baby" ans Herz. Feine Sache!
Line-up Killing Floor:
Bill Thorndycraft (harp, lead vocals)
Mick Clarke (guitars)
Stuart McDonald (bass, background vocals)
Bazz Smith (drums & percussion)
Lou Martin (piano)
Paul Spencer Mac (violin, special effects)
Tracklist "Killing Floor":
- Woman You Need Love
- Nobody By My Side
- Come Home Baby
- Bedtime Blues
- Sunday Morning
- Try To Understand
- My Mind Can Ride Easy
- Wet
- Keep On Walking
- Forget It!
- Lou’s Blues
- People Change Your Mind
Gesamtspielzeit: 25:16 (Side 1), 24:32 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2021 (1969)
2 Kommentare
Thomas Völge
22. Juli 2021 um 7:31 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Starke Platte, kannte die Combo bislang nicht. Danke für die Rezi.
Manni
21. Juli 2021 um 13:28 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Zu dieser (tollen) Platte gibt es noch ein anderes Covermotiv:
Von Sire Records und in anderer Farbgebung u.a. von Repertore Records.