Der Gitarrist Mick Clarke sowie der Sänger/Harp-Spieler Bill Thorndycraft hatten bereits zusammen bei The Loop gezockt, bevor sie beschlossen eine eigene Band auf die Beine zu stellen. Daraus resultierte Killing Floor, eine Combo die 1968 gegründet wurde und ihren Namen von dem Howlin' Wolf-Song gleichen Namens entlehnte. Relativ schnell waren die weiteren Musiker Lou Martin (piano, später u. a. Rory Gallagher), Stuart McDonald (bass) sowie Bazz Smith (drums) gefunden und auch ein Plattenvertrag wurde relativ schnell an Land gezogen. 1969 erschien das gleichnamige Debüt, das zwar nur über einen wirklichen Cover-Song (Willie Dixons "You Need Love") verfügte, ansonsten aber durchgängig aus überarbeiteten und mit neuen Texten ausgestatteten Blues-Klassikern bestand. Nach der Veröffentlichung und einigen Sessions für die BBC verließ Lou Martin die Band und in der Folge kam es zu vielen weiteren Besetzungswechseln.
Wie auch immer, im Jahr 1971 erschien die zweite Scheibe "Out Of Uranus", als deren Line-up überraschenderweise nach wie vor das originale ausgewiesen ist. Unmittelbar auffällig ist, dass der Blues hier einer deutlich rockigeren Ausrichtung gewichen war. Der eröffnende Titelsong zeigt gleich mal mit einer rockigen Gitarre Kante und driftet sogar mal ins Psychedelische ab. Die härtere Gangart war ganz sicher auch ein Zeichen der Zeit, wenn man die Musik der damals ganz Großen wie Led Zeppelin, The Who oder Mountain bedenkt. Auf jeden Fall ist hier bereits jede Menge los, wobei das sehr agile Schlagzeug sowie die variantenreiche Gitarre von Clarke am meisten Eindruck machen. Ein beeindruckender Einstieg. Deutlich verspielter und melodischer kommt dann "Soon There Will Be Everything", das sich in einem psychedelisch angehauchten Mantel ebenfalls sehr wohl fühlt.
Nach dem wieder deutlich rockigeren "Acid Bean" (mit sehr starker Gitarrenarbeit von Mick Clarke) folgt mit "Where Nobody Ever Goes" dann doch noch ein astreiner (wenn auch mit weiteren Stilistiken versehener) Blues, bei dem Thorndycraft neben seinem Gesang vor allem mit der Bluesharp kräftig Punkte sammelt. Über mangelnden Ideenreichtum und Abwechslung kann man sich bei "Out Of Uranus" ganz sicher nicht beschweren. Und nachdem ich dies gerade geschrieben habe, dürfte es auch nicht mehr überraschen, dass die erste Seite erfolgreich mit einer coolen Rock’n’Roll-Nummer ("Sun Keeps Shining") beschlossen wird. Aber auch die Kehrseite der Medaille, sprich Seite 2 dieses starken Albums, lässt um keinen Deut nach.
Den Anfang macht die knapp zweieinhalb Minuten lange damalige Single "Call For The Politicians", die musikalisch deutlich poppiger, dafür aber mit sehr kritischem Text hinsichtlich der Verfehlungen der Politik ausgefallen ist. Nicht die einzigen Lyrics auf der Platte, die in diese Richtung zielen. "Fido Castrol" (wer damit wohl gemeint war?) geht musikalisch zurück zum Rhythm’n’Blues der Sechziger von Bands wie beispielsweise The Yardbirds, während "Lost Alone" im Mittelteil ein kurzes Bass-Solo sowie mehr psychedelisches Jammen auffährt. Nach wenigen Minuten mündet "Son Of Wet" sogar in ein langes Schlagzeugsolo. Krass für ein Studioalbum, aber für die damalige (wenn auch kurze) Zeit gar nicht mal so ungewöhnlich (siehe beispielsweise Chicken Shacks "Telling Your Fortune" auf der Scheibe Imagination Lady). Das bluesige "Milkman", die zweite Single der Scheibe, beschließt dann ein großartiges Album einer heute leider fast vergessenen Band. Ein klassischer Fall für die Auszeichnung 'Vergessene Perlen'.
Wer den britischen (Blues) Rock der Jahre um 1970 liebt, dazu den (in ein ultrageiles Foldout Cover eingepackten) feinen Sound von schwarzem Vinyl, der sollte sich "Out Of Uranus" von Killing Floor nicht entgehen lassen. Die Band löste sich danach (1972) übrigens auf, bis es erst im neuen Jahrtausend zu einer Reunion und zwei weiteren Alben kam.
Line-up Killing Floor:
Bill Thorndycraft (harp, lead vocals)
Mick Clarke (guitars)
Stuart McDonald (bass, background vocals)
Bazz Smith (drums & percussion)
Lou Martin (piano)
Paul Spencer Mac (violin, special effects)
Tracklist "Out Of Uranus":
- Out Of Uranus
- Soon There Will Be Everything
- Acid Bean
- Where Nobody Ever Goes
- Sun Keeps Shining
- Call For The Politicians
- Fido Castrol
- Lost Alone
- Son Of Wet
- Milkman
Gesamtspielzeit: 23:07 (Side 1), 23:04 (Side 2), Erscheinungsjahr: 2018 (1971)
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