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King King / Exile & Grace – CD-Review

Nach "Live" heißt es bei der preisgekrönten Band King King nun "Exil & Grace".
Die zwar nur mit gut neununddreißig Minuten gefüllte Scheibe bringt dafür aber Stimmung in die Bude. Alan Nimmo & Co. servieren dem Hörer neun neue Songs sozusagen auf dem Silbertablett. Auf Preise bei den British Blues Awards scheinen die Formation oder ihr Frontmann ein Abo zu haben. Okay, die bisherige King King-Karriere liest sich ja auch wie eine Geschichte aus dem Bilderbuch.
Alan Nimmo sagt unter anderem, dass "Exile & Grace" »[…] definitiv rockiger ausgefallen […]« ist und: »[…] Auf diesem Album folgen wir unseren Classic Rock Einflüssen, wie Bad Company, Whitesnake und Thunder. […]«

Der "Exile & Grace"-Opener "(She Don’t) Gimme No Lovin'" gießt das riffige Fundament für die noch folgenden Songs. Keyboarder Bob Fridzema eröffnet mit ein wenig nach The Whos "Won’t Get Fooled Again" klingenden Sounds. Ansonsten ist alles andere in diesem ersten Lied hundert Prozent King King. Nach einigen Live-Zwangspausen wegen Alan Nimmos stimmlichen Problemen kommt der Frontmann gesanglich perfekt rüber. Seine Stimme ging immer schon konform mit dem, was King King musikalisch bot. Mit den Spielzeiten der Kompositionen geht man nicht gerade verschwenderisch um. Bei den meisten Nummern steht eine Vier vor dem Doppelpunkt. Kompakt und doch differenziert arrangiert sind die Tracks der vorliegenden Platte.

Die Ecken und Kanten der Songs auf vorherigen Veröffentlichungen hat man etwas glatter gehobelt und so kommt eine nicht von der Hand zu weisende durchgängige Eingängigkeit zum Vorschein. King King scheint den Tank des Blues Rock/Classic Rock für fast jeden Track immer bis zur Halskrause nachgefüllt zu haben. Die volle Energie hat man auf dem Silberling gespeichert und über einen entsprechend deftigen Sound verfügt das vierte, von Chris Sheldon gemixte, Studio-Werk der Formation.
Bei der Power-Ballade "Find Your Way Home" wurden über eine Ladestation andere Formen der Energie getankt. Großformatig nimmt man die sentimentalen Gefühle in Angriff und die Gruppe wandert in dieser Nummer doch stark an der Kliffkante, die mit einem metertiefen Fall in eine Art Kuschelecke führt. Allerdings kommt "Find Your Way Home" noch mit einem blauen Auge davon. So ist auf "Exile & Grace" nicht unbedingt jede der neun Nummern ein Knaller, auch wenn es sich hier um eine Ballade handelt.

"Tear It All Up" schwingt dann wieder zurück auf die Classic Rock-Schienen der riffenden Gitarre und zupackend-dynamischen Rhythmik. Im Refrain ist "Betrayed Me" der Mitsing-Song des Albums und mit dem etwas langsameren Tempo ein echter Hinhörer. Mit seiner Vielschichtigkeit und einem feinen Sechssaiter-Sound ist dieser Track ein Highlight.

Im letzten Drittel der CD ist, wie vorher auch schon, King King-Party angesagt.
"Long Time Running" entwickelt sich zu einem groovend-schottischen Tartan-Dauerbrenner. Auch mit Tempo-Variationen kommt Abwechslung ins Spiel.
Die Rolle des Tastenmanns Bob Fridzema ist für den füllingen Sound der Lieder nicht zu unterschätzen. Nicht erst "Nobody Knows Your Name" ist ein Beleg für seine Fähigkeiten auf den schwarzen und weißen Tasten. Ein Mehr an Soli wäre wünschenswert gewesen. Auf Facebook wurde just am Tag der "Exile & Grace"-Veröffentlichung gepostet, dass Jonny Dyke im Line-up der Band auftaucht. Hat man sich von Bob Fridzema getrennt?

Reaching For The Light war ein extrem gutes Album. Die vierte Studioplatte von King King reicht dabei nicht ganz an die Qualitäten heran. Dennoch reden wir hier über eine tolle Scheibe.


Line-up King King:

Alan Nimmo (vocals, guitar)
Lindsay Coulson (bass)
Wayne Proctor (drums)
Bob Fridzema (keyboards)

Tracklist "Exile & Grace":

  1. (She Don’t) Gimme No Lovin'
  2. Heed The Warning
  3. Broken
  4. Find Your Way Home
  5. Tear It All Up
  6. Betrayed Me
  7. Long Time Running
  8. Nobody Knows Your Name
  9. I Don’t Wanna Lie

Gesamtspielzeit: 39:19, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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