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Kingdom / Lost In The City – CD-Review

Kingdom / Lost In The City – CD-Review

Nach meinen Informationen wurde "Lost In The City" ursprünglich 1987 unter dem Namen "Kingdom" veröffentlicht. Die Band änderte 1988 den Bandnamen in Domain und brachte die Scheibe unter dem Titel "Our Kingdom" noch einmal heraus. Vielleicht ist das Album ja aus diesem Grund in der Flut der legendären 80er Jahre Melodic Rock-Veröffentlichungen untergegangen oder einfach vergessen worden.

Diese neue Auflage im Jahr 2021 war also längst überfällig. Wer die 80er-Alben von Dokken, Y&T, Rainbow, Gary Moore, Journey, Europe, Whitesnake, Def Leppard, Chroming Rose oder den Scorpions gut fand (und immer noch findet), der kann hier bedenkenlos zugreifen. Vielleicht wäre der Band damals auch der Sprung in die Charts gelungen, wenn einer der Songs in einer Fernsehwerbung zum Zuge gekommen wäre.
Ich möchte als Beispiel "Here I Am" von der deutschen Band Dominoe nennen, der dieser Sprung 1988 in einem Werbespot für Renault gelungen ist. Doch zurück zu "Lost In The City". Das Songwriting und die Produktion dieser neu aufgelegten CD muss sich hinter den eben genannten Gruppen überhaupt nicht verstecken. Gleich beim Titelsong muss ich an "I Surrender" von Rainbow mit Joe Lynn Turner sowie "Over The Hills And Far Away" von Gary Moore denken. Das dominante Keyboard-Intro hätte auch auf einem Europe-Album sein können. Also drei Supergruppen (Künstler) schon im ersten Song vereint, nicht schlecht Jungs.

"The Run" hätte auf "Lovedrive" von den Scorpions gepasst und "We Got Love" hätte wohl auf "Departure" von Journey seine Heimat gefunden. "Waiting For Love" würde ich dem Gary Moore-Album "Victims Of The Future" zuordnen und Def Leppards "High And Dry"-Album von 1981 hätten "Riding Through The Night" und "Rollin'" gut zu Gesicht gestanden. Dann wären wir bei Whitesnakes "Saints And Sinners" von 1982 mit den Songs "Love Child" sowie "Sign From Your Heart" und last, but not least "On The Line" und "Back From Hell", die auf das Album Louis XIV von Chroming Rose 1990 gepasst hätten.

Meine Auflistung hier soll lediglich die Vielseitigkeit von "Lost In The City" zeigen und dem potentiellen Käufer eine Vorstellung davon geben, welche Bandbreite diese Produktion hat. Alle Songs auf "Lost In The City" sind völlig eigenständige Perlen des Melodic Rock, mit einem eigenständigen Songwriting und großartigen Refrains. Einen Lückenfüller sucht man hier vergebens. Die Tracks elf bis dreizehn sind Bonus-Songs und bei den Live-Versionen "Rollin'" und "The Run" von 2008 gießt die Band noch einmal mächtig Öl ins Feuer. Eine Extended Version von "Lost In The City" in der Länge von siebeneinhalb Minuten beendet ein Album, das jeder AOR-, Hard Rock- und Melodic Rock-Fan in seiner Sammlung haben sollte.

Ehrlich gesagt, habe ich immer noch nicht verstanden, wie mir dieses Album 1988 durch die Lappen gehen konnte?


Line-up Kingdom:

Axel Ritt (guitar)
Mario Schramme (guitar)
Bernd Kolbe (lead vocals, bass)
Cliff Jackson (electric. and acoustic guitars, backing vocals)
Volker Sassenberg (keyboards, backing vocals)
Freddy Diedrichs (drums and percussion)
Ralf Bloch (drums – #4)

Tracklist "Lost In The City":

  1. Lost In The City
  2. The Run
  3. We Got Love
  4. Sign From Your Heart
  5. Waiting For Love
  6. Riding Through The Night
  7. Rollin'
  8. Love Child
  9. On The Line
  10. Back From Hell
  11. Rollin' (live)
  12. The Run (live)
  13. Lost In The City (extended version)

Gesamtspielzeit: 59:40, Erscheinungsjahr: 2021 (1987/88)

Über den Autor

Wilhelm Eric Berwanger

Stilrichtungen: Hard Rock, Heavy Rock, Classic Rock, Heavy Metal

2 Kommentare

  1. Wilhelm Eric Berwanger

    Hallo Carlo,
    sehr gut erkannt!
    Die sehr gute Gitarrenarbeit inclusive der guten Hardrock-Riffs hebt dieses Album etwas ab von dem "normalen" Mainstream-Rock der 80er. Deshalb ist es schade, dass dieses Album damals so untergegangen ist. Aber es gibt ja jetzt einen neuen Anlauf für die Jungs und vielleicht sogar ein Comeback?
    Danke für dein Feedback und "Rock n' Roll" von Wilhelm

  2. Carlo Luib-Finetti

    "Adult"-oder Mainstream-Rock der 80er. Die Vorbilder, denen "Kingdom" folgte oder von denen die Band klaute, hat der Reviewer gut aufgezählt. Außer den als Hits bekannt gewordenen Songs habe ich damals von diesen Bands sehr wenig kennengelernt. Gut, wegen Ritchie nahm ich auch Rainbow irgendwie zur Kenntnis, ein bisserl Whitesnake. Aber begeistert war ich als Purple-Fan gar nicht. Wenn ich jetzt die besprochene CD von Kingdom bei Spotify höre, kommt mir das doch alles sehr bekannt vor und mir erscheinen sofort Bilder dieser Bands mit ihren sehr langen, großartig toupierten Haaren (meine waren damals schon gecuttet). Das süßliche Flair des melodiösen Rock und der manchmal gar etwas mädchenhaften Gesang(Texte sind entsprechend) lässt doch sofort Erinnerungen hochkommen, weil mal damals wohl im Radio daran nicht vorbei kam und weil ich den Stil nicht mochte – und immer noch nicht. Anerkennen muss ich aber unbedingt die sehr gute Gitarrenarbeit, und bisweilen gute Hardrock-Riffs.

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