1988 debütierten sie mit "Out Of The Silence Planet". Das letzte Album, "XV" erschein 2008. Dazwischen veröffentlichten sie wirklich gute bis sehr gute Alben, so z. B. "Faith, Hope, Love". Es war nie richtig einzuordnen, wo die Band gerade stand, da sie viele Musikeinflüsse in ihrem King’s X-Universum verarbeiten. Ob Prog à la Rush, Harmonisches à la Beatles oder Krachendes à la Jimi Hendrix – und dies alles in einem Kollektiv aus kräftigem Hard Rock, Soul und Funk.
Dass sie in der Flut des 'Seattle Sound’bekannt wurden, ist auch der Generation X zuzuschreiben. Da das kanadische Trio aber nie in der Flut mitschwamm, haben sie bis heute immer noch einen Insider-Status mit großer Fangemeinde intus.
Nun nach 14 Jahren liegt das neue und 13. Album "Three Sides Of Ones" vor und schon beim Opener "Let it Rain" (bei solchen Tracknamen hab ich immer meine Zweifel …, die meisten 'Lass es regnen-Songs', von denen es sehr viele gibt, sind …,sagen wir mal sehr harmonisch bis schnulzig ) bin ich überrascht.
Zarte Orgelklänge und wabernde Akkorde kommen einem entgegen und ein klares Schlagzeug mit natürlichem Sound gibt den Takt vor. » … Is this the end of the world, or a new beginning —« singt Doug Pinnik gleich zu Anfang – um dann loszurocken. Das ist ein Anfang der gefällt.
Als die Band 2018 zusammenkam, ihre Ideen auf einen Haufen legte und losjammte, sprang der Funke über und diesesmal nahmen sie eben diese Ideen der einzelnen Musiker auf und arbeiteten sie zusammen aus. Dadurch entstand ein wirklich bunter Mix im bandeigenen Gewand. Gutes Beispiel "Flood, Pt1". Harte Progriffs mit zarten floyd’schen Parts; das alles in drei Minuten.
"Give it Up" hat den harten Funk und den gewissen Witz, der den Red Hot Chili Peppers verloren gegangen ist; dazu kommt der melodiöse Refrain – King’s X machen vor wie es geht. "Give it Up" war übrigens die zweite Single nach "Let it Rain"die veröffentlicht wurde. Pinnick machte nie einen Hehl daraus, dass er den Fab Four-Virus hat. "All God’s Children" ist hier sehr nah an der Spätphase der Beatles. In die gleiche Kerbe schlägt auch das schöne "Holidays".
Darf es ein bisschen Tom Petty-Flair sein? Bitteschön. "Take The Time" bedient genau dieses Schema; schön ruhig gemütlich, mit klaren Gitarren und noch ein wenig Streicher im Hintergrund, genau das richtige zum dahinschweben. Danach geht es rockig mit "Festival" weiter. Harmoniegesang und gute Akkordwechsel mit leicht verzerrter Gitarre ohne viel Drumherum, einfach gerade aus. "Swipe Up" ist ein psychedelischer Ausflug mit kurzen Prog-Breaks im Thema, Harmonien und verzerrten, verschachtelten Gitarrenriffs, ziemlich crazy.
Apropos Riffs, da fällt "Watcher" gleich auf. Das Stück beginnt mit einem klaren und tollen Riff, das sich wechselnd im Soundgefüge durch den Song schmiegt und noch ein starkes Solo als Zugabe parat hält. Balladesk und im leichten Americana-Gewand: "She Called Me Home" – unspektakulär fließt es dahin, man erwartet eigentlich nichts mehr, eine kurze Pause, Instrumente klingen aus, dann totale Stille (drei Sekunden können lang sein,) das Schlagzeug zählt ein und Wumms: Eines der geilsten Gitarrensoli ertönt. Ein wirklich genialer Moment von Ty Tabor!
Den Schlusspunkt setzt "Every Everywhere", das sich mir nicht ganz erschließt. Fast ein poppiges (Police)-Intro mit Mehrgesang, dann kommt ein bischen Tempo ins Spiel und am Schluss versuchen sie ein wenig, das Feeling vom endenden "Hey Jude" unterzukriegen. Das geht nicht gut und ist zu gleich der enttäuschendste Moment auf dem Album.
Ansonsten bin ich voll angetan von dem Umfang dieser Scheibe, es gibt viel zu entdecken.
King’s X gelingt es bei "Three Sides Of One" wiederum, eine sehr gute Mischung verschiedener Musikeinflüsse zu verarbeiten und wie der Albumtitel sowie das tolle Covermotiv verraten, haben sie hier eine Menge Arbeit zusammen als Bandgefüge reingesteckt. Das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Dadurch bleiben Sie weiterhin einzigartig und sich und ihren Fans treu. Erstmals in ihrer Karriere zog die Veröffentlichung eines Albums von ihnen in die Deutschen Charts (Platz 21) ein. Da kann ich nur sagen, Glückwunsch.
Line-up King’s X:
Doug Pinnick (vocals, bass)
Ty Tabor (vocals, guitar)
Jerry Gaskill (vocals, drums)
Tracklist Three Sides Of One:
Let It Rain (4:28)
- Flood Pt. 1 (3:03)
- Nothing But The Truth (6:-3)
- Give It Up (2:59)
- All God’s Children (5:32)
- Take The Time (3:45)
- Festival (3:30)
- Swipe Up (3:46)
- Holidays (3:22)
- Watcher (3:43)
- She Called Me Home (3:57)
- Every Everywhere (2:40)
Gesamtspielzeit: 48:46, Erscheinungsjahr: 2022
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