Gerald Arend ist Klangwelt.
Da hat sich der Multiinstrumentalist für sein Projekt einen tollen Namen ausgedacht.
"Here And Why", der Nachfolger von "The Incident" aus dem Jahr 2018, ist bis fast zum Rand gefüllt mit Electronic Music.
Fast achtundsiebzig Minuten verteilen sich auf zwölf Kompositionen, die alle von Gerald Arend produziert sowie gemastert wurden.
Aus dem Pressetext des Labels Spheric Music:
»[…] Gerald Arend aka Klangwelt ist bekannt für innovative Elektronik. […] Klangwelt hat sich von der riesigen Artenvielfalt europäischer Elektronikmusik inspirieren lassen, dabei aber längst seine eigene, unverwechselbare Handschrift gefunden. […]«
Diesem Statement kann man zunächst durchaus folgen, ist "Here And Why" bereits sein fünftes Album.
Dennoch werden im Pressetext Jean Michel Jarre, Kraftwerk, Orchestral Manoeuvres In The Dark (OMD) beziehungsweise Vangelis gelistet.
"Here And Why" zeigt den Leuten vor den Lautsprechern, wie toll gestaltet elektronische Musik ausfallen kann.
Gerald Arend, der die Sound-Installation "An Explanation Of Life" Ulrich Mühl (1969-2022) widmet, ist quasi mit allen Wassern der Electronic gewaschen. Er versetzt uns ein ums andere mal in eine wundervolle Traumwelt, die in den schillernsten Farben strahlt und so ein herrlich stimmiges Bild ergibt.
Als Roger Universe wurde Ulrich Mühls bisher einziges Album Earth Express im Sommer 2022 veröffentlicht.
"An Explanation Of Life" ist nur ein Beispiel einer in die Tiefe gehenden Klang-Welt, der man sich schwerlich entziehen kann.
Diese Nummer ist – wie jeder andere Track – gekennzeichnet von einem ungemein anziehenden Flow. Immer wieder verfeinert der Protagonist seine Kompositionen mit Sprach-Beiträgen, die in keiner Weise störend wirken. Im Gegenteil, sie bereichern die instrumentale Musik auf überzeugende Weise.
Wie unterschiedlich der Klangwelt-Kosmos ausfällt, lässt sich an zwei Beispielen verdeutlichen.
In "Attic", übrigens mit neun Minuten das längste Stück, führen uns bewegend-nachdenkliche Klavier-Läufe durch den Song. Die werden von schwebenden, zum Teil wie Streicher klingenden Sounds sowie Synthesizer-Beigaben umgarnt. Herrlich, wie unterschiedliche Stimmungen ineinander fließen. Hier und da reichen in dem Track nur ganz wenige Klaviertöne, um Aufmerksamkeit zu produzieren.
Aufbruchstimmung! Jetzt ist es die Gitarre, die "Muse" in einer Vielfalt an Fantasien auf uns einwirkt und aus dem Hier und Jetzt entführt. Auch hier verfehlen die Wort-Beiträge nicht ihre Wirkung. "Muse" zerstäubt eine tolle positive Atmosphäre.
In der Klangwelt-Szenerie bestimmen auch Stimmungen die Musik, die wie ein nächtlicher Spaziergang durch dunkle, verregnete Winkel und Ecken einer Großstadt anmuten.
Was ist Corium? Corium ist – wie eine Internet-Recherche ergab – das Material, was bei einer Kernschmelze entsteht. So meint man beim "Corium"-Intro die Geräusche eines Geigerzählers zu hören. Klasse Song, der ein solches Thema sehr individuell umsetzt.
Elektro Pop zum Tanzen serviert uns Klangwelt mit "Futurist" und einem augenzwinkernden Blick auf die Musik von Jean Michel Jarre.
Willkommen sind an einigen Stellen fernöstliche oder ausgefallene Klangmuster.
"Here And Why" ist künstlerische Diversität.
"Here And Why" empfiehlt sich für alle Fans der elektronischen Musik.
Klangwelt kann überzeugen.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Klangwelt:
Gerald Arend (all instruments, sounds, samples)
Tracklist "Here And Why":
- Propaganda
- Cold War Child
- Corium
- Futurist
- Noir
- Information
- Escape
- Attic
- Wake Up. Sleep. Repeat.
- Muse
- Ago
- An Explanation Of Life
Gesamtspielzeit: 77:48, Erscheinungsjahr: 2022
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