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Kraan / The Trio Years – CD-Review

Kraan - "The Trio Years" - CD-Review

Die deutsche Band Kraan aus Ulm hat zweifelsohne eine bewegte Vergangenheit, wobei die (und hierbei speziell die erste Hälfte der) siebziger Jahre wohl die erfolgreichste Zeit war. Das Personalkarussell drehte sich spätestens ab dem Ende jener Dekade ganz kräftig und es kam bis heute zu mehreren Auflösungen sowie auch Reunions. Am skurillsten ist dabei wahrscheinlich die Geschichte, als die Band im November 2013 ihr Abschiedskonzert gab, nur um gerade mal eine Woche später weitere Shows für das kommende Jahr anzukündigen. Aber wie dem auch sei, Kraan war (zumindest damals) eine der angesagtesten Bands unserer Breiten und legte dabei mit unter anderem dem gleichnamigen Debüt (1972), "Wintrup" (1973) , "Andy Nogger" (1974) sowie dem Klassiker "Kraan Live" (1975) sehr starke Scheiben vor. Seit etwa zehn Jahren ist die Combo nun in Trio-Besetzung mit den Gründern Peter Wolbrandt (guitars, vocals), Hellmut Hattler (bass, vocals) sowie Jan Fride Wolbrandt (drums) unterwegs.

Nachdem der Verfasser dieser Zeilen die Süddeutschen bereits zwei Mal auf dem Finki Festival genießen durfte, liegt ihm nun in Form von "The Trio Years" auch das brandneue Livealbum vor, das Songs von Konzerten aus den Jahren 2008 bis 2017 präsentiert. Und wenn wir schon von präsentieren sprechen, dann verfügt bereits das eröffnende "Club 20" über viele der Stärken dieser Gruppe. Hellmut Hattlers hyperaktiver, swingender und mit den Drums von Jan Fride Wolbrandt alles im Swing haltender groovender Bass, dazu die feinen Melodien von Peter Wolbrandts Gitarre nehmen den Hörer mit auf eine Reise durch sein eigenes Kopfkino, die auch mit "Wintruper Echo" nicht endet, sondern noch lange weiter geht. Etwas anders verläuft sie vielleicht, da hier die Gitarrenakkorde anfangs ein bisschen härter reinhauen. Was den Mann an den sechs Saiten aber keinesfalls daran hindert, auch weiterhin wunderschöne Gitarrenfiguren zu zaubern.

Bei Kraan gehen viele Tracks instrumental über die Bühne und so greifen die Vocals erst bei der etwas neueren Nummer "Silver Buildings" ins Spiel ein. Sehr cool übrigens und vom Feeling sowie der Atmosphäre fühlt man sich dabei im positiven Sinn wieder in die Siebziger zurück versetzt. Jazz Rock, für den Kraan unter anderem berühmt waren, wird auf diesem Live-Album eher weniger bzw. nicht so offensichtlich geboten, vielmehr versteht es der Dreier ganz hervorragend mit seinen Stücken Geschichten zu erzählen, die nie langweilig werden und immer eine Überraschung in der Hinterhand zu haben scheinen. "The Schuh" (wie "Club 20" und "Akua" vom letzten Studioalbum der Band, "Diamonds" aus dem Jahr 2011) verfügt darüber hinaus über einen funkigen Rhythmus, der dem Hörer trotz (oder vielleicht gerade wegen) aller musikalischen Klasse viel Raum lässt, sich auf seine ganz eigene Reise zu begeben.

Und die bereits genannten Stilistiken ziehen sich durch die gesamten fast achtzig Minuten, einen schwachen oder schwächeren Titel wird man hier nicht finden. Lediglich Präferenzen für sich selbst ziehen können, was ja auch legitim ist. Zu Klassikern wie "Andy Nogger", "Let It Out", "Hallo Jaja, I Don’t Know" oder dem grandiosen, hier über 18 Minuten langen, "Nam Nam" noch Worte zu finden, ist – außer der Bemerkung, dass sie nach wie vor hammerstark und quicklebendig rüberkommen – wohl nicht mehr nötig. Hört man sich "The Trio Years" an ist es eigentlich unmöglich, sich dieser nach wie vor ungebändigten Spielfreude, diesem ultracoolen Groove und diesen tollen Melodien zu entziehen.

Kraan stehen nach wie vor im Saft und sind so gut wie eh und je. Wer das nicht glaubt, sollte sich schleunigst dieses neue Live-Album besorgen und davon überzeugen lassen. Klasse!


Line-up Kraan:

Peter Wolbrandt (guitars, vocals)
Hellmut Hattler (bass, vocals)
Jan Fride Wolbrandt (drums)

Tracklist "The Trio Years":

  1. Club 20 (5:11)
  2. Wintruper Echo (5:59)
  3. Silver Buildings (6:27)
  4. Jerk Of Life (4:59)
  5. Holiday am Marterhorn (8:34)
  6. Andy Nogger (3:45)
  7. The Schuh (9:41)
  8. Dinner For Two (1:33)
  9. Let It Out (6:55)
  10. Akua (5:20)
  11. Hallo Jaja, I Don’t Know (3:14)
  12. Nam Nam (18:20)

Gesamtspielzeit: 79:59, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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