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Kraan / The Trio Years – Zugabe! – CD-Review

Kraan - "The Trio Years - Zugabe!" - CD-Review

Fast genau ein Jahr ist es her, dass wir euch hier das letzte Livealbum The Trio Years von der ursprünglich aus Ulm stammenden deutschen Band Kraan vorstellen durften. Konnte die Platte schon bei unserem Review kräftig punkten, so kam sie ganz offensichtlich auch bei der Fan-Gemeinde richtig gut an. Wenn sich so etwas dann auch noch in den Verkaufszahlen widerspiegelt und aktuell wahrscheinlich kein neues Studioprojekt ansteht, warum nicht noch einen drauflegen? Und genau das hat das Trio aus Süddeutschland nun mit "The Trio Years – Zugabe!" auch getan. Material war bereits letztes Jahr genügend vorhanden, sogar so viel, dass es auf der letzten Veröffentlichung gar nicht mehr alles verbraten werden konnte. Gut für uns, denn somit haben wir nun praktisch den zweiten Teil vorliegen, selbst wenn dieser mit zusätzlichem Material ergänzt wurde.

Kraan hört sich – im positivsten Sinn – auch auf diesem neuen Album immer an wie … Kraan. Der stets anschiebende und nach vorne treibende Bass von Hellmut Hattler, die coolen sowie hier wie da rhythmisch vertrackt-anspruchsvollen Drums von Jan Fride Wolbrandt und die sehr melodiösen wie zeitweise abgedrehten Gitarren-Muster seines Bruders Peter – genau das sind die Zutaten, die den Sound dieser Band so einzigartig machen. Was die Band dabei zu meinem Erstaunen immer wieder schafft, ist dass sie ihre qualitativ hochwertigen Tracks trotz aller technischen Feinheiten immer irgendwie locker-leicht klingen lassen. Das geht einfach sehr gut ins Ohr, ist zumeist tanzbar und die Melodien (wie zum Beispiel bei "Borgward") verfügen über hohen Erinnerungs- sowie Wiedererkennungswert. Apropos "Borgward": Erstmals 1980 auf der Live-Platte "Tournee" veröffentlicht, soll das Stück bereits zig Wandlungen erfahren haben. Was von Anfang an vorhanden war und auch auf dieser Scheibe immer noch ist – es ist genial!

Mit "Let’s Take A Ride" finden wir auch ein einziges Stück mit Gesang auf diesem Album. Aber selbst wenn dieser absolut okay ist, sind die Vocals doch der einzige Punkt, wo Kraan Angriffsfläche bieten. Ohne mich wiederholen zu wollen: beileibe nicht schlecht, allerdings auch nicht zu einhundert Prozent souverän. Der Titel selbst überzeugt dagegen genauso wie das vom gleichnamigen 1982er Album stammende "Nachtfahrt", das deutlich ältere "Kraan Arabia" sowie (natürlich) der weitere Band-Klassiker "Vollgas Ahoi". Mir liegt für dieses Review die CD-Ausgabe vor, die sich übrigens gegenüber der Vinyl-Veröffentlichung hinsichtlich der enthaltenen Tracks unterscheidet. Auf der CD sind beispielsweise die einzigen neueren Studio-Einspielungen von Kraan in Form von "Siesta", "Hoch das Bein" sowie "Birds" enthalten, die bisher nur auf der Vinyl-Veröffentlichung "Bassball 2" unter dem Namen Hellmut Hattler bzw. Hattler erhältlich waren.

Witzigerweise erinnert das Bass-Thema von "Siesta" zumindest am Anfang (und wiederkehrend) an eine Nummer von Mink- bzw. Willy DeVille, selbst wenn ich jetzt selbst auf die Suche gehen müsste, welches Stück das war. Im weiteren Verlauf kommt dann aber wieder soviel Eigenständigkeit dazu, dass wohl niemand ein Problem mit dieser (bewussten oder unterbewussten) Ähnlichkeit haben dürfte. Während "Hoch das Bein" wieder über die -so bandeigene – einerseits herrliche Leichtigkeit, als andererseits auch Tiefe verfügt, kommt "Birds" schließlich als Rausschmeißer genau richtig. Rausschmeißer? Von wegen, denn schließlich ist da noch "Jam No. 2", eine bei einem Soundcheck aufgenommene Improvisation, die verdeutlichen soll, wie Kraan-Stücke in der Regel so entstehen. Beeindruckend!

Letzten Endes reiht sich "… Zugabe!" nicht einfach nur Eins zu Eins neben "The Trio Years" ein, sondern sollte vielmehr als Ganzes mit dem Vorgänger-Werk gesehen werden. Hinsichtlich der vorliegenden Qualität kann man nur den Hut vor dieser Band ziehen und hoffen, dass es vielleicht sogar auch noch einmal ins Studio für eine Platte mit komplett neuen Songs geht. Solange sich die Band qualitativ auf diesem hohen Niveau befindet und auch gesundheitlich auf der Höhe ist, wäre es jedenfalls eine Schande, falls da nichts mehr kommen würde.


Line-up Kraan:

Jan Fride (drums)
Hellmut Hattler (bass)
Peter Wolbrandt (guitars, vocals – #4)

Tracklist "The Trio Years – Zugabe!":

  1. Nachtfahrt
  2. Kraan Arabia
  3. Vollgas Ahoi
  4. Let’s Take A Ride
  5. Borgward
  6. Siesta
  7. Hoch das Bein
  8. Birds
  9. Jam No. 2

Gesamtspielzeit: 57:50, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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