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Krissy Matthews – Konzertbericht, 09.03.2018, blues, Rhede

Live At Freak Valley erschien im Sommer 2017 und der aus der Universitätsstadt Oxford stammende Musiker Krissy Matthews bekam dafür anerkennende Kritiken der Fachpresse. So hieß es bei RockTimes: »[…] Es gibt anscheinend nichts, was der Mann nicht kann. Gefühle haben nicht nur in seiner Stimme ein Sprachrohr. […]«
Zumindest zu Beginn des Jahres 2018 dürfte der junge Künstler zu Hause wohl ein Bild von sich aufgestellt haben, denn seit Anfang Januar ist er mit der Hamburg Blues Band ausgiebig auf Tour. Zwischendrin schafft es Krissy Matthews noch mit seiner eigenen Band durch die Lande zu reisen und Konzerte zum Beispiel in Deutschland, Norwegen, Italien oder der Schweiz zu geben. Unabhängig davon ist er schon verdammt viel in der Welt herum gekommen, denn mittlerweile sind es schon über zwanzig Länder, in denen er gespielt hat.
Kaum aus den Babyschuhen herausgewachsen, nahm ihn sein Vater Keith Matthews – ebenfalls Musiker – mit auf die Bühne. Einige Jahre später war es dann John Mayall zu verdanken, dass der Youngster bei einem Festival in Norwegen in die größere Öffentlichkeit trat.
Radio- und TV-Auftritt trugen natürlich auch dazu bei, dem Namen Krissy Matthews mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Logische Konsequenz war dann seine erste Combo Krissy’s Blues Band mit Vater Keith zusammen. Gerade mal achtzehn Jahre jung, waren bereits drei Alben von ihm auf dem Markt und "Live At Freak Valley" ist die erste Live-Platte.

Krissy Matthews im blues Rhede

Krissy Matthews im blues Rhede

Gegen 21:20 Uhr griff Schlagzeuger Kev Hickman zu den Paukenschlägel und brachte damit die Becken zum Klingen. Dazu lieferte Bassist Sam Weston sphärisch-tiefe Töne und gemeinsam mit Krissy Matthews' Wah Wah-Pedal-Klängen kreierte das Trio eine schwebende Stimmung. Was dann im "Paranoid Prison" folgte, entpuppte sich als purer Rock’n’Roll der härteren Gangart.
Nahtlos schloss sich mit einem "I’ve Been Searching"-Rückgriff auf das Album "Scenes From A Moving Window" der zweite Song an. Zu einer riffig-griffigen Gitarre baute sich weitere gute Stimmung im Publikum auf. Im Bereich des Solos wirkte die sich immer wiederholende, leicht modulierte, Tonfolge hypnotisch.
Ohne Pause brachte "All Night Long" die Konzert-Besucher im blues, Rhede ordentlich in Bewegung, denn dieses Stück war ein Synonym für Groove, Groove und nochmals Groove. Als ein Musterläppchen des Gigs kristallisierten sich ganz unterschiedliche Tempi-Wechsel heraus. Diese Be- beziehungsweise Entschleunigungen waren ein Teil Salz in der musikalischen Suppe des Trios.
Knackige Riffs sorgten für gute Laune, lautstark geäußerter Spannung folgte groovende Entspannung und Krissy Matthews konnte durch seine Stimme im Einklang mit dem an vielen Stellen mitsingenden Sam Weston punkten. Der Schlagzeuger genoss seine heftig-dynamische Rock-Drum-Welt in vollen Zügen und sah seine Rhythmusinstrumente nicht nur einmal als Härtetest-Herausforderung. Krissy Matthews hat das Feeling für den Blues, besonders in den langsamen Momenten, wie zum Beispiel bei "Can’t Get It Down On Paper". Sam Weston schnitzte während seines kurzen Solos den Funk auf den dicken Saiten. Der Wah Wah-Pedal-Einsatz verfügte über einen Sechssaiter-Klang scharf wie Chili.
"Strange Ways" fiel unter die Kategorie klasse Song und "Girl That Lied" favorisierte gelungene Breaks. "Watch Your Love Fade Away" bettete sich inklusive eines ausufernd-expressiven Saiten-Gefühlsausbruchs der extremen Art im Classic Rock. Dem von Robben Ford stammenden "Too Much" drückte Krissy Matthews mit der Macht des extrovertierten Feelings seinen Stempel der Solo-Heftigkeit auf. Diese Art der musikalischen Diktion musste erst einmal verarbeitet werden … Pause.

Krissy Matthews (guitar, lead vocals)

Krissy Matthews (guitar, lead vocals)

"I Don’t Wanna Be" eröffnete den zweiten Teil des blues, Rhede-Auftritts. Mit melodiösem Refrain folgte auf diese Nummer "Level With The Devil". Blues Rock der lauten Art mit emotionalem Gesang. In dieser Rubrik konnte die Combo besonderes im zweistimmigen Bereich mit Sam Westons Backing Vocals punkten. Ein zum Teil wilder Slide-Einsatz prägte "Is This The Love I Think It Is?".
Konzert-Highlights gab es natürlich auch. So beeindruckte Krissy Matthews mit einem gigantischen "Out Of Control". Hier gab es zwar auch diese hypnotisch wirkenden Tonfolgen, aber das furiose Solo des Bandleaders verankerte sich geschmeidig in den Gehörgängen und Kev Hickman trommelte sehr differenziert. Die jazzige Scat-Gesang-Einlage gefiel. Diese Nummer war einer der längeren Titel des Gigs.
Krissy Matthews hatte den Blues. So zum Beispiel im solo gespielten "Rambling Blues". Traditioneller Retro-12-Takter mit dem gewünschten individuellen Geschmack. Klasse! Auch "Killing Floor" (Howlin' Wolf) – wieder mit Band – tollem Basssolo sowie Gesang ohne Mikrofon am Bühnenrand begeisterte das Publikum.
"Sweet Loving" zählte ebenfalls zu den Höhepunkten. Kev Hickman glänzte mit einem rhythmischen Allerlei-Drumsolo. Der plötzliche Deep Purple-"Black Night"-Ausflug ließ aufhorchen. Mit einem coolen Groove sowie dynamischer Steigerung wirkte "Soul Will Never Die" ansteckend auf das Tanzbein und "Bad Boy" war mit seinen klasse Breaks ein sprunghafter Rock’n’Roll der besonderen Art. Highlight! Als Zugabe spielte das Trio "Freedom" von Jimi Hendrix. Als Showeinlage diente nicht nur hier gymnastisches Hüpfen auf der Stelle.
Die sich mit dem Blues vermischenden Stile wie Funk, Soul oder R&B standen bei diesem Konzert leider nicht auf dem Stundenplan, auch wenn der Frontmann hier und da das Wah Wah-Pedal einsetzte. Wie viele Dinge in der Welt – zum Beispiel bei der Kunst – gibt es immer eine persönliche Sichtweise. Der Daumen zeigte nicht immer nach oben, aber auch nicht ganz nach unten. So oder so bleiben die knapp zwei Stunden Live-Blues Rock in Erinnerung.
Wir bedanken uns bei André Knoch für den Platz auf der Gästeliste.
Am 13. April wird Elizabeth Lee’s Cozmic Mojo im blues, Rhede spielen.

Line-up Krissy Matthews:

Krissy Matthews (guitars, lead vocals)
Sam Weston (bass, backing vocals)
Kev Hickman (drums)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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