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Krissy Matthews / Pizza Man Blues – CD-Review

Wir kennen den Herbst-Blues oder Winter-Blues.
Aber beim "Pizza Man Blues" braucht man wohl eine Erklärung.
Dazu erklärt Krissy Matthews:
»[…] Im vergangenen Jahr haben wir uns alle an die neuen Bedingungen anpassen müssen. […] Ich durfte zwar nicht mehr auf Tour gehen, habe aber versucht – während ich meinen Kopf irgendwie über Wasser hielt – meine Leidenschaft beizubehalten. Ich habe gejobbt wie ein Verrückter: als Pizzabote, als Blumenlieferant, als Assistent eines Baumchirurgen,  als ehrenamtlicher Helfer des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS. In den neuen Songs verarbeite ich diese Erfahrungen. […]«

So oder anders kann man die Beweggründe der Künstler/Bands für die Veröffentlichungen während der Pandemie sehen und der Umgang/die Verarbeitung veränderter Lebenssituationen führen eben zu Plattenaufnahmen und neuen Alben.
Folglich macht der Titel von Krissy Matthews' Scheibe "Pizza Man Blues" Sinn. Aufgenommen wurden die zehn Songs in den Echo Studios, Buckingham, UK.
Produziert vom Protagonisten wurden – bis auf "Carry You" mit Joshua Rigal – alle Lieder von ihm geschrieben. Auch bei den Texten von Krissy Matthews und Pete Brown gibt es Ausnahmen. Die Worte von "Mayday" stammen vom Musiker und wie beim Komponieren war bei "Carry You" Joshua Rigal beteiligt.

So, jetzt soll es aber um die Musik der insgesamt gut achtundvierzig Minuten gehen.
Wir zäumen die vorliegende Platte von hinten auf, denn in "Grateful Unplugged" hören wir den Klarinettisten Felix Peikli sowie den Gesang von Layla Zoe. Klar, wenn es um unplugged geht, dann ist sind akustische Instrumente gefragt. Krissy Matthews schultert die akustische Gitarre und viel mehr an Instrumenten hören wir von Beginn an auch nicht. Nachdem der Protagonist das Stück gesanglich eingeleitet hat, ist Layla Zoe dran. Wow, welch ein Kontrast, welch eine raue Stimme. Herausragend! Auf diesem Niveau soliert auch der Klarinettist. Herrlich, diese balladeske Stimmung. Einen Teil des Tracks singen beide im Duett. Wunderschön! Das Album findet einen enorm hingebungsvollen Abschluss.
Ups, bei "Grateful" prägt die Akustische abermals den Beginn. Der Song wird dann allerdings von der ganzen Band gespielt. Ballade bleibt Ballade. Im Hintergrund wimmert ein Lap Steel-Sound und eine Harp ist ebenfalls mit von der Partie. Klasse Chorgesang von Kristel Morrison. Beide Lieder gefallen sehr gut.

Kommen wir zur anderen Seite der Buchstützen.
"Mayday", so kennt man Krissy Matthews und so liebt man ihn für seinen hinlangenden Blues Rock. Flexibel im Arrangement, eingehend im Refrain mit klasse Gitarren-Solo fällt der Notruf sozusagen über den Hörer her. Daumen hoch! Schon am Start ein Ausrufezeichen.
Da fiebert man förmlich dem nächsten Song entgegen. "The Man Said No" heißt der Track und, sorry, phasenweise erinnern Gitarre und Rhythmus an Pink Floyd. Egal, mit seiner Bläser-Ausrichtung und Greg Coulsons Keyboards ist das Stück ein Bringer. Auch weil sich Krissy Matthews für sein E-Gitarren-Solo etwas Besonderes hat einfallen lassen.

Der Künstler widmet das Album unter anderem Hansi Wallbaum.
Mit einem schnellen Blick in den musikalischen Rückspiegel ist "Hairdryin' Drummer Man" die Würdigung für den ehemaligen Schlagzeuger der Hamburg Blues Band.

Krissy Matthews & Co. haben den heftigen Blues Rock ("Ride") im Gepäck, nehmen einen Abstecher nach Chicago ("Anti-Social Media"), der heiße Funk durchzieht den "Pizza Man Blues" und können wunderschön soulig sein. Die tollen Bläser-Klänge ziehen sich wie ein roter Faden durch fast alle Lieder.
An dieser Stelle und zu diesem Zeitpunkt sollte erwähnt werden, dass Michael van Merwyk und Boris Kam für das Artwork zuständig waren.

Dieses Album ist Krissy Matthews echt gelungen.
Einmal hören bringt einem Freude.
Mit jedem weiteren Durchgang steigt die Freude und wird zur Begeisterung.
Pizzabestellungen ab jetzt bitte nur von Krissy Matthews liefern lassen.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-Up Krissy Matthews:

Krissy Matthews (guitars, lead vocals)
Joshua Rigal (bass, backing vocals)
Max Maxwell (drums, percussion, backing vocals)
Greg Coulson (keyboards)
Kristel Morrison (backing vocals)

Special Guests:
Felix Peikli (clarinet – #10)
Layla Zoe (vocals – #10)

Tracklist "Pizza Man Blues":

  1. Mayday
  2. The Man Said No
  3. Disaster
  4. Anti-Social Media
  5. Hairdryin' Drummer Man
  6. Pizza Man Blues
  7. Ride
  8. Carry On
  9. Grateful
  10. Grateful Unplugged (feat. Layla Zoe & Felix Peikli)

Gesamtspielzeit: 48:25, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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