Krokus habe ich zum ersten Mal live gesehen beim legendären Heavy Metal Rock-Pop in Concert 1983 in der Dortmunder Westfalenhalle. Auf der Setlist waren damals schon die Klassiker "Long Stick Goes Boom", "American Woman", "Heatstrokes" und natürlich "Bedside Radio". Toll, dass die Jungs diese Perlen des Hard Rock auch heute noch spielen.
Und da wären wir auch schon bei der neuen Live CD/DVD "Adios Amigos – Live @ Wacken". Hier steigt die Band direkt am Anfang der Show mit drei der oben genannten Klassiker ein und zeigt auch den Greenhorns im Publikum gleich wo der Hammer hängt. Krokus brauchen hier auch keine große Bühnenshow, denn mit den Marshall-Türmen im Rücken und dem großen Dirty Dynamite-Logo hinter den Drums geht es richtig nach vorne los.
Wenn ich Marc Storace sehe und höre muss ich hier wieder einmal an eine Geschichte denken, die mich heute noch beschäftigt. Warum haben AC/DC statt Axl Rose nicht diesen Marc Storace als Ersatz für Brian Johnson bei der letzten Tour mitgenommen? Marc hätte da gepasst, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, wo mir Axl Rose eher als ein Solist mit Begleitband vorkam. Aber das ist nur meine Meinung und manche sehen das womöglich ganz anders? Vielleicht hätte Marc wegen Terminen mit Krokus auch gar keine Möglichkeit für eine Tour mit Angus und Co. gehabt?
Kommen wir also wieder zurück nach Wacken. Über die Songauswahl kann hier wirklich keiner meckern. Mit "Hellraiser", "Winning Man", "Hoodoo Woman" und "Fire" wird ein echter Querschnitt durch die Jahre nach "Headhunter" geboten. Dass die Jungs mit "Rocking In The Free World" und "Quinn The Eskimo" (als Zugabe) auch zwei Coversongs im Programm hatten, werden die jüngeren Fans wohl kaum bemerkt haben. Krokus haben diesen Stücken den eigenen Stempel aufgedrückt. Sie wurden so im Set integriert, dass alles wie aus einem Guss herüber kam.
Wer schon die Krokus Live-CD "Fire And Gasoline" von 2004 in seiner Sammlung hat und sagt, dass er Wacken deshalb nicht braucht, irrt. Alleine wegen der zwei Coversongs würde ich mir diese neue CD/DVD schon besorgen. Ich habe die beiden Nummern vorher nie in einer besseren Live-Version gehört. Außerdem werden mit "Bedside Radio", "Eat The Rich", "Easy Rocker" und "Heatstrokes" dem Zuhörer und Zuseher noch vier weitere absolute Kultsongs geboten.
"Bedside Radio" ging mir nach dem Dortmund-Konzert 1983 schon nicht mehr aus dem Ohr und läuft bis heute noch auf jeder meiner Partys. Ab jetzt natürlich in dieser neuen Live-Version. Ein tolles Drumsolo ("Drumdög On The Loose") gibt es auch noch. Was will der Hardrocker mehr?
Das Fazit: Ein brillianter Klang bei CD und DVD. Der Schnitt der DVD ist absolut fantastisch und passt genau zum Sound der Band. Hier kann auch der Altrocker noch mit seinen Augen folgen. Es gibt ein einfaches gutes Menü und keinen unnötigen Bonuskram. Hier ist weniger echt mehr. Das Tageslicht war auch ein großer Vorteil um die Atmosphäre von Wacken und das Publikum mal zu zeigen. Da möchte man gleich seine alte Kutte anziehen und in den Fernseher springen.
Line-up Krokus:
Mandy Meyer (guitar)
Chris von Rohr (bass, vocals)
Marc Storace (lead vocals)
Mark Kohler (guitar)
Fernando von Arb (guitar, vocals)
Flavio Mezzodi (drums)
Tracklist "Adios Amigos Live @ Wacken":
- Headhunter
- Long Stick Goes Boom
- American Woman
- Hellraiser
- Winning Man
- Hoodoo Woman
- Fire
- Bedside Radio
- Rocking In The Free World
- Eat The Rich
- Easy Rocker
- Heatstrokes
- Drumdög On The Loose
- Quinn The Eskimo
Gesamtspielzeit: 73:04 (CD), 74:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2021
4 Kommentare
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Stefan
23. Februar 2021 um 9:54 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Wilhelm,
Deine Songauswahl gefällt mir. Die Alben "One vice at a time" (82) und das leider etwas übersehene "Rock the block" (03) haben ausgesprochen viele tolle Lieder zu bieten. Von den Alben nach der Reunion hatte ich mir etwas mehr versprochen. Im Vergleich find ich die Scheiben "Rock the block" und "Hellraiser" – die noch von der Vorgängerbesetzung eingespielt wurden – stimmiger. Das wird der Chris von Rohr natürlich anders sehen 😉
Marc Storace hat auf FB zuletzt einige seiner persönlichen Lieblingslieder benannt. Darunter auch "Russian winter" (vom Headhunter-Album). Toller Song, der offensichtlich selten bis gar nicht live gespielt wurde. Wäre schön, wenn Marc weiter aktiv bleiben würde.
Wilhelm Eric Berwanger
23. Februar 2021 um 13:20 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Stefan,
klar Russian winter vom Headhunter-Album habe ich glatt vergessen. One vice at a time und Headhunter waren meine ersten Krokus-Alben, die bei mir rauf und runter gespielt wurden. Rock the Block und Hellraiser waren ebenfalls hammermäßige Alben die absolut unterschätzt wurden Wir könnten hier jetzt noch so viele gute Songs nennen, da müsste Marc wohl 4 Stunden am Stück spielen. Vielleicht tut er uns ja den Gefallen und geht nach Corona mit seiner eigenen Band wieder on tour? Bis dahin, bleib gesund and "Rock the Block".
Stefan
22. Februar 2021 um 9:45 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo, hab das Konzert damals im Wacken-Livestream auf Magenta gesehen.
Ja, war ein richtig guter Auftritt. Statt der Cover-Songs hätte ich mir allerdings viel lieber blühende Eigengewächse gewünscht.
Der Fundus an eigenen tollen Songs wäre ja groß genug gewesen. Schade, dass die Schweizer schon von der Rockbühne abtreten. Marc Storace ist einfach noch viel zu gut bei Stimme, um in Rente zu gehen.
Wilhelm Eric Berwanger
22. Februar 2021 um 11:51 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Stefan,
danke für dein Feedback. Ja, statt der Coversongs hätten die Jungs noch jede Menge an eigenen Klassikern gehabt. Auf die schnelle würden mir da einfallen: Rock the Block, Down the drain, Bad Boys rag Dolls, Hangman, I want it all, Leading the Pack und viele andere. Vielleicht geht Marc ja doch noch nicht in Rente und macht noch ein Soloalbum? Wenn er dann auf Tour geht hat er hier ja schon ein paar Vorschläge für die Setlist.
Bleib gesund and keep on rockin'
Wilhelm