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Kuck mal, wer da fotografiert!

Stoppok / Band- und Solo-Tour 2024 sowie neues Video

Ein Eingang, zwei Kontrollen und drei Mal auf dem Weg zur Abendkasse der besorgte Hinweis, dass doch kein Fotoapparat für das Konzert zugelassen sei. Was sollte ich mir als Antwort zurechtlegen, lassen sich doch Fotos vom Konzert ohne Kamera schlecht erstellen?

Die Ansage kenne ich, sie gab es in diesem Jahr zuletzt bei Deep Purple in Halle an der Saale. Ausgestattet mit einem umgehängten Fotopass, wollte dieser einem Security-Mitarbeiter nicht ins Auge springen. Also wieder der gleiche Spruch. Und allmählich kommt man sich wie ein Schwerverbrecher vor…

Wobei mir schon beim Thema oder besser deren Auflösung wären, welches heißt: Security.

Menschen entwickeln sich, Berufsstände ebenfalls. Aber es muss schließlich auch Stillstand geben, den wir bekanntlich genug in diesem Land haben.

Als ich vor 31 Jahren mit den Scorpions, BAP, Bob Geldof und Dave Stewart (Letztgenannte drei Künstler neben anderen bei einem Open Air) meine ersten größeren Konzerte erlebte, gab es diesen Stressfaktor definitiv noch nicht. Ja, Sicherheitsdienste waren ebenfalls unterwegs, aber deren Mitarbeiter waren irgendwie entspannter. Woran liegt das, mag mancher jetzt vielleicht fragen?

Einer der Hauptgründe: Neben einigen anderen Problemen in der Veranstaltungsbranche lastet auf den Firmen ein enormer finanzieller Druck. Angst ums Überleben? Also ist es um die Qualität der Mitarbeiter nicht immer bestens bestellt und manche rasten aus. Folglich machen sie Dienst nach Vorschrift. Das sah konkret so aus, dass mich am 8. Oktober diesen Jahres bei einem Saxon-Konzert in Offenbach ein Bediensteter einer Security–Firma nach Ende des dritten Liedes an die frische Luft setzte. Ich stand plötzlich auf der Straße, für einen Moment ohne Chance auf Rückkehr. Dass ich noch Garderobe im Capitol hängen und vom Veranstalter einen Gästepass für die Dauer der Veranstaltung erhalten hatte, interessierte diesen Protagonisten nicht ansatzweise. Zu dumm: Vor Konzertbeginn  hatte ich mich mit ihm noch völlig normal unterhalten, doch irgendetwas muss bei ihm eine Fremdsteuerung ausgelöst haben.

Diese Vorgänge stehen im Widerspruch zu der Praxis, die sich in jüngerer Zeit eingebürgert hat. Auf Geheiß von Veranstaltern und unter Einbeziehung von Security-Mitarbeitern vor Ort, ist es mittlerweile möglich, die Kamera für die Dauer eines Konzerts zu behalten. Also keine Garderobe und kein eigenes Fahrzeug müssen dafür herhalten, um das gute Stück wegzuschließen. Offenbar haben inzwischen schlaue Menschen kapiert, dass es einem Fotografen nicht daran gelegen sein kann, gegen die Hausordnung zu verstoßen. Außerdem stellt sich die Frage, was ich damit bezwecke, wenn ich aus der 50. Besucherreihe die Bühne fotografiere.

Im Juli 2019 hatte ich diese Möglichkeit zum ersten Mal, bei einem Freiluft-Konzert von Dream Theater in Mainz die Kamera während des Konzerts am Körper zu tragen. Dem Veranstalter sei Dank. Geschadet hatte es niemandem. Bei gleicher Band gab es im Mai 2022 in Wien das gleiche Spiel.

Für alle Beteiligte bedeutet es weniger Stress, dafür gute Laune und beste Motivation. Allerdings ist die geschilderte Praxis noch die Ausnahme, steckt dies in den Kinderschuhen, sodass Frischluftaufenthalte nach Titel Nummer drei immer wieder passieren können.

Ich persönlich setze auf die Vernunft unter allen Beteiligten und möchte an dieser Stelle denen danken, die ein entspanntes Verhältnis mit den Berichterstattern pflegen.

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

7 Kommentare

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  1. Hans-Jürgen Müller

    Ich habe das mal 1987 in der Schleyerhalle Stuttgart bei Deep Purple erlebt. Da kam die Security aus dem Publikum auf die Tribühne geklettert und hat Kameras abgenommen.
    Das letzte mal habe ich das in Bonfeld (Black Sheep Festival) erlebt. vor Beginn des Jethro Tull Konzertes wurde explizit das Fotografieren verboten, da Ian Anderson das nicht wünscht.
    Da haben sich dann auch alle dran gehalten.
    Gruss Hans-Jürgen

  2. Steffen Nitzsche

    Hallo Mario, ich kann deinen Beitrag verstehen und nachvollziehen. In 15 Jahren und 500 Konzerten ist mir einiges passiert in allen Richtungen.
    Auch dei "Deep Purple" in DD vor Jahren gab es große Irritationen. Naja…..Über das Thema könnte man Romane schreiben. Grundsätzlich muss man erstmal die verschiedenen Standpunkte und Sichtweisen von Fan, Veranstalter, Musiker, Presse und Security sehen. Das wird schon mal schwierig. Wenn man so über Jahre unterwegs ist kennt man natürlich paar Location, paar Veranstalter und Securitys, für die es nur Geschäft und Darstellung ist. Keine Kultur. Bei den sogenannten Großkonzerten von "Stars" ist es mittlerweile alles nur noch Show und Kommerz wo es bis zur Presse/Foto/Berichterstattung geht. Unglaubwürdig. Ich verabschiede mich davon, weil auch die Qualität nachlässt in allen Bereichen. Ich persönlich fotografiere nur noch wo der Veranstalter und die Band ein Herz für alle Seiten hat und wo, die Security eigentlich zum Musikteam gehört und mit Leidenschaft dabei ist und nicht als Wichtigtuer. Auch gibt es vom Veranstalter und den Musikern zu 80% positive Resonanz. Natürlich hat sich auch der Fotograf bei solchen kleineren Events, wo eh mehr Hingabe im Spiel ist an Regeln zu halten. Und das können leider auch nicht alle, was auch nerven kann. Ich freue mich jedenfalls immer wieder Musiker zu knipsen, die man kennt und wo ein gutes Wort am Bühnenrand ausgetauscht wird. Die Branche wo die großen Stars fotografiert werden, wenn man darf (bei gewisser positiver Berichterstattung) ist für den Selbstständigen Fotografen eh Tod. Ich wünschte mir trotzdem das so mancher Veranstalter mal genauer seine Security anschaut…..das ist schon manchmal echt eine Zumutung. Frohe Weihnachten

  3. Ilka Heiser

    Was das Fotografieren bei Groß-Konzerten betrifft, konnte ich auch genug Erfahrungen sammeln, sowohl als Fan im Publikum als auch mit Akkreditierung für Musikmagazine im Fotograben.
    Das krasseste Erlebnis war u.a. beim Tollwood-Festival 2001 in München und dem Auftritt von George Thorogood. Es herrschte absolutes Fotoverbot! Die Security stand auf Leitern oder anderen Erhöhungen, um die Fans zu beobachten und wehe, es wurde jemand mit dem Fotoapparat – und mochte dieser noch so klein und leistungsschwach sein – erwischt! Dem Sünder wurde der Apparat aus der Hand geschlagen und er flog sofort vor die Tür!

  4. Bernd

    Hallo Mario,
    die Carl Diem Halle in Würzburg war in den 80er und 90er Jahren buchstäblich mein "Temple of Rock". In diesem Zeitraum hat dort alles gespielt, was Rang und Namen hatte. Ich habe dort von A, wie Asia, Bryan Adams, Joe Cocker (als dieser wieder aus der Vesenkung aufgetaucht ist und während des Gigs eine ganze Palette Dosenbier vernichtet hat), Jethro Tull, Manfred Man´s Earth Band, Santana, Yes bis Z, wie Zappa(!) und ZZ Top gesehen (eigentlich ist die Liste noch viel länger). Anfang 2000 kam man in Würzburg darauf, dass der Namensgeber der Halle damals dem NS-Regime sehr nahestand und man müsse dringend den Namen ändern! Gesagt, getan und aus der Carl Diem-Halle wurde die s.Oliver-Arena. Leider hatte sich ab dem Zeitpunkt der Namensänderung das kulturelle Angebot langsam aber sicher sehr verändert, anstatt toller Rock-Acts hat man dort vorwiegend u.a. den Musikatenstadl, die Schlagerhitparade und angesagte Musicals auftreten lassen:-((
    Kurzum die Halle steht noch und mein neuer Temple of Rock ist mittlerweile der Colos-Saal in Aschaffenburg:-)

    Euch allen hier ein rockiges Fest und einen guten Rutsch in ein hoffentlich friedliches neues Jahr!

    Viele Grüße
    Bernd

  5. Wolfgang

    Nun, das Problem der Fotografie scheint wohl offensichtlich mehr die Großveranstaltungen zu betreffen. Hier am Orte und umzu habe ich das noch nicht erlebt, dass es untersagt wurde. Nun ja, vielleicht hatte hier ja auch niemand Angst davor, dass durch das Fotografieren die Seele gestohlen wird.

    Aber letztlich aus möglicherweise rein kommerziellen Gesichtspunkten kann ich das nicht nachvollziehen, denn wer schon will damit Geld verdienen und den "erlaubten" Knipsern damit Konkurrenz zu sein? Man möchte doch nur seine individuellen Eindrücke für sich selbst festhalten. Oder befürchtet man, dass man mit Kameras nicht nur Fotos, sondern auch andere Munition schießen könnte? Nur einmal habe ich es erlebt, als ich in der ersten Reihe fotografierte, dass mich ein Künstler bat, doch bitte den Blitz auszuschalten, da ihn das stören würde. Nun, sicher kein Problem…

    Wolfgang

  6. Mario Keim

    Hallo Bernd, vielen Dank für Deine Eindrücke. In der Tat kaum zu glauben, was damals schon möglich war. Bei mir ruft die Carl-Diem-Halle Erinnerungen an ein Konzert mit Deep Purple am 23. Februar 1991 wach. Sänger war damals Joe Lynn Turner (Besetzung Mark V). Seitdem hatte ich mich immer gefragt, was wohl aus dieser Halle geworden ist. Es war aus der Ferne nichts mehr zu hören.
    Danke für Deinen Besuch. Im Namen von RockTimes wünsche ich Dir und Deinen Angehörigen ein frohes Weihnachtsfest mit hoffentlich besinnlichen Stunden. Bleib‘ gesund. Immer viel Freude mit guter Musik.
    Liebe Grüße Mario

  7. Bernd

    Hallo,
    bei dem Bericht erinnere ich mich an ein Konzertbesuch 1990 in der damaligen Carl Diem Halle (heute Tectake Arena) in Würzburg von Heart (für die jüngeren Leser: Ann und Nancy Wilson, Tophits Baraccuda, Crazy On You etc.). Vor dem Eingang der Halle stand ein Tickethäuschen an dem waren in großen Lettern zu lesen "FOTOGRAFIEREN VERBOTEN!" Eine ganze Fußball-Mannschaft von Security Mitarbeitern war damit beschäftigt allen Konzertbesuchern ihre Fotoapparate abzunehmen und gegen eine Pfandmarke auszutauschen! Warum damals schon das fotografieren verboten war, war nicht zu erfahren. Veranstaltungstechnisch gesehen, war dieses Konzert sowieso der blanke Horror! Es wurden viel mehr Leute in die Halle eingelassen als sie von der Kapazität her fassen konnte. Auf den Rängen oben, waren sämtliche Zugangstreppen zu den Sitzplätzen und sogar die Fenstersimse mit Konzertbesuchern besetzt. Die Halle platzte förmlich aus allen Nähten, Fluchtwege und Notausgänge komplett blockiert! Nicht auszudenken, wenn da ein Notfall passiert wäre. Ich habe mir das Konzert aus genannten Gründen aus dem Foyer angeschaut, was nicht wirklich prickelnd war.

    Viele Grüße
    Bernd

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