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2013 gründete der Italiener Andrea Laino die Band Laino & Broken Seeds. Er tingelte durch die Blues-Bars der New Yorker Upper West Side und hatte einen ganzen Haufen an Erlebnissen gesammelt, die er in seinem Heimatland in Songs ummünzte, »[…] die er dann als Straßenmusiker auf den Straßen von Bologna unters Volk brachte. […]«
In Eigenproduktion erschien 2014 "Laino & Broken Seeds" im EP-Format mit sechs Songs. "The Dust I Own" ist das Debütalbum von Andrea Laino und seiner Gruppe Broken Seeds, wobei es sich dabei konkreter um ein Duo beziehungsweise Trio handelt. Neben dem Protagonisten spielt Gaetano Alfonsi das Schlagzeug und Mauro Ottolini, der seines Zeichens Jazzmusiker ist, entlockt seinem Sousafon Töne. Zusätzlich bereichern ein Slide-Gitarrist und eine Sängerin den Sound der vorliegenden Platte.
Trotz der ziemlich knappen Laufzeit von etwas über sechsunddreißig Minuten hat die Anti-Puristen-Scheibe "The Dust I Own" so einiges zu bieten. Ein bisschen Voodoo, ein bisschen spooky, ein bisschen Psychedelic, Gitarrensounds mit Bottleneck wie bei Hound Dog Taylor oder Sonny Landreth oder ohne Metallröhrchen prägen dieses Album. Einen solchen Blues spielen unter anderem auch Bob Log III oder O Lendário Chucrobillyman. Wenn dann noch Country Blues oder folkige Klänge dazu kommen, dann fallen im Informationsblatt Namen wie Tom Waits, Tony Joe White und Grayson Capps. In diesen Momenten bringt es wohl eher die gute Mischung aus genannten Künstlern. Mit seinem Blechblasinstrument verbreitet Mauro Ottolini eine ganz speziell-positive Laune, auch wenn die Gitarre das bestimmende Instrument ist. Aber eine Nummer wie "On The Wood" könnte in in einem "Kluftinger"-Krimi an passender Stelle seinen Platz haben.
Warum Eloisa Atti nur hier die Backing Vocals singt, ist fraglich, denn mit ihrer schönen Stimme hätte sie bestimmt noch andere Lieder bereichern können.
Rustikal und zum Teil schön ungehobelt geht es zu. Die Gitarre mag es häufig ordentlich verzerrt und wenn die Harp zum Einsatz kommt, dann heult sie das Lied der Traurigkeit. "Boogie Tale" ist auf eigentümliche Art und Weise ein Boogie, zu dem man ziemlich schnell Zugang findet, auch wenn sich bei der Nummer nicht eingängig das infizierende Muster durch den Track zieht. Feine ruhigere Phasen machen das Lied zu einer mit Hingabe umgesetzten Angelegenheit und bei dem, was "Boogie Tale" zu erzählen hat, kann dieses Stück definitiv öfter gedreht werden.
Abermals mit verzerrtem Sound propellert sich der Sechssaiter bei "Fate Of A Gambler" in den Himmel der Psychedelic. Nur das von Gaetano Alfonsi gespielte Schlagzeug bleibt beharrlich bodenständig.
Das Titelstück "The Dust I Own" bietet mit Mauro Ottolini und seinem Sousafon abermals klasse Unterhaltung. Diese Nummer bewegt sich eher auf der weiter oben erwähnten Country-Schiene, hat einen schönen Groove, der vornehmlich durch das Blasinstrument in Szene gesetzt. Mittendrin darf es in der Auslegung vom Blues auch etwas freier zugehen. Die Komposition "The Dust In Own" ist ein außergewöhnlicher Hinhörer.
Im ersten Gang des Blues-Tempos bewegt sich "What Once Was Dead" fort und wird nochmals mit einer aufgewühlten Slidegitarre aufgemischt. Der unmittelbar folgende ruhige Part ist einfach nur toll und über das eingängige "Can’t Wake Myself Up" kommt es zum finalen "Pay Day", einem der längsten Tracks auf der Scheibe. Geradezu balladesk lassen uns der Protagonist & Co. träumen. Ist vielleicht ein Slow Blues zu erwarten? Man bleibt nicht ganz in der verkehrsberuhigten Zone, aber das letzte Stück ist schon sehr fein und wenn man den Songtitel hernimmt, muss der Leser nun nach einigen Hörproben suchen und selbst entscheiden, ob "The Dust I Own" zu seinem "Pay Day" für das Album wird.
Line-up Laino & Broken Seeds:
Andrea Laino (vocals, Resonator guitar, electric guitar, diddley-bow, harmonica)
Gaetano Alfonsi (drums, percussion, sounds)
Mauro Ottolini (sousaphone – #2,4-6,8,9)
With:
Alessio Magliocchetti Lombi (Resonator guitar, electric slide guitar solo – #4)
Eloisa Atti (backing vocals – #6)
Tracklist "The Dust I Own":
- Bo Weavil
- Boogie Tale
- Fate Of A Gambler
- Old Tape Of Memories
- The Dust I Own
- On The Wood
- What Once Was Dead
- Can’t Wake Myself Up
- Pay Day
Gesamtspielzeit: 36:23, Erscheinungsjahr: 2017
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