»Das is' aber jetzt ’n bisschen komisch hier«, hab ich mir vor kurzem mal gedacht. Da geht’s um eine deutsche Punk Rock-Band aus Mecklenburg-Vorpommern namens Larrikins, die zu ihrem zwanzigjährigen Jubiläum eine Compilation namens "Reminiszenz" veröffentlicht hat. Und … ein (Titel- und Rückseite mitgezählt) 140-seitiges Magazin zur Geschichte der Band. »Die schicken das Magazin, abei keine CD???« Natürlich weit gefehlt, wie sich nach kurzer Recherche heraus gestellt hat, denn das Album zum Magazin hatte unser Joe bereits im Oktober 2022 besprochen. Ah, alles klar, dann das Magazin also nur etwa ein halbes Jahr zeitversetzt geschickt… Aber wie dem auch sei, die Musik des Goldberger Quartetts ist im Review ja bereits ausführlich zur Sprache gekommen, sodass wir uns an dieser Stelle ausgiebig den schriftlichen Ausführungen der Bandmitglieder widmen können und dürfen.
Zunächst sei erwähnt, dass hier alle vier Musiker in längeren Blöcken jeweils abwechselnd die Historie des Punk-Vierers Revue passieren lassen. Ein cleverer Schachzug, der erstens kleine Hinweise auf die jeweilige Persönlichkeit gibt und zweitens auch noch Abwechslung hinsichtlich des Schreibstils bietet. Tja, und die Geschichte an sich kommt herrlich real, manchmal etwas schrullig und abgefahren, immer aber sehr sympathisch rüber. Wer selbst einmal Jahre seines Lebens als Mitglied einer Rock-Band verbrracht hat, kann hier sehr viele Parallelen finden: Erst mal gings darum, so laut wie möglich zu sein und so viel Chaos wie möglich zu verbreiten. Selbstverständlich muss das dann erstmal gefeiert werden. Nach und nach werden die technischen Fähigkeiten sowie das Songwriting ausgebaut und immer besser, was erstmal ein gewichtiger Grund ist, die Fortschritte zu feiern. Dann kommen die ersten Konzerte und die ersten Erfolge. Klar, muss gefeiert werden und wenn’s mal nicht so läuft, dann muss man sich eben mal über eine Strecke von drei bis sieben Bierchen darüber unterhalten.
Was aber nicht spöttisch oder besserwisserisch klingen soll, denn so war’s nun mal bei den Larrikins. Und bei weitem nicht nur bei dieser Band. Klasse zu lesen ist, wie die treue Fan-Gemeinde immer größer wird und den Jungs sogar zu Konzerten in weiter weg gelegene Orte gefolgt ist. Wie die bespielten Clubs (wenn teilweise auch ’nur' als Vorgruppe) immer größer werden, die ersten Erfahrungen mit Plattenaufnahmen, die Umstellung bei späteren Alben, als plötzlich in einem professionellen Aufnahmestudio (eine ganz andere Welt) gearbeitet wurde und der Stolz sowie die Genugtuung, die fertige Scheibe wie das eigene Baby in der Hand zu halten. Und dann gibt es natürlich auch alle möglichen Arten von Pannen, die einem im Bandleben so passieren können. Heute gibt es die Larrikins immer noch und wir drücken die Daumen, dass dies auch noch lange weiterhin der Fall sein wird.
Um ehrlich zu sein, war mir bis zum Lesen des Magazins "Reminiszenz" kein einziger Song der Band bekannt, was dem Spaß an der Lektüre aber überhaupt nichts genommen hat. Und klar, je mehr man liest, desto neugieriger wird man auch auf den Sound der Larrikins, was auch den Rezensenten in die Arme der berühmt-berüchtigen Online-Plattformen getrieben hat, um sich das Werk der Band mal zu Gemüte zu führen. Darüber hinaus gibt es ein paar Interviews mit den Bandmitgliedern und jede Menge Fotos von der Bühne, dem Proberaum und privateren Orten.
Klar, Fans der Band brauchen unbedingt sowohl CD (bzw. Vinyl), als auch dieses begleitende Magazin. Aber auch Interessierte dürften unbedingt Gefallen am Lesestoff finden und sich dann vielleicht/wahrscheinlich ebenfalls auf die Musik stürzen.
Seitenzahl: 140 Seiten, Erscheinungsjahr: 2022
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