Ach, sieh mal einer an … Late Night Venture sind nun bei Czar of Crickets, wie cool, passt ins Programm – das war mein erster Gedanke, als ich die CD "Subcosmos" ausgepackt habe. Die Dänen habe ich noch in guter Erinnerung von der 2015er Veröffentlichung Tychonians. Nun kommt also der Nachfolger, der laut Info den Abschluss einer Trilogie darstellt, die von den Menschen und deren Begegnung mit dem Universum handelt.
Während die beiden Vorgänger geprägt waren von Betrachtung, soll nun "Subcosmos" persönlicher sein. Was direkt auffällt: Die Musik ist rauer geworden. Der Postmetal der ’spätnächtlichen Unternehmung' hat mittlerweile mehr Schwere und Schwärze im Soundbild.
Wobei es immer noch psychedelische Elemente gibt, doch der Ton ist ruppiger und heavier geworden. Der Blickwinkel hat sich gewandelt. Schaute "Pioneers Of Spaceflight" noch offen und neugierig in das Weltall, wich dessen Naivität dem wissenschaftlichen Interesse von Tycho Brahe und seinen Nachfolgern auf "Tychonians". Nun, endgültig im irdischen angekommen, wird es dystoptisch und dunkel im Staate Dänemark.
Der Begriff 'Subcosmos' erinnert mich an 'Subconscious', das Unterbewusstsein, was sicherlich kein Zufall ist. Nun geht die Reise ins Innere, zum Unbekannten, das darin verborgen liegt, dem 'Es' von Sigmund Freud.
Außerdem umschreibt der Titel die Welt, die die Musiker von Late Night Venture in der Jugend in trostlosen Vorstädten erlebt haben. Die Schatten der Vergangenheit wirken noch nach, legen einen schwarzen Schleier auf die Musik. Gleichzeitig ist unterschwellige Aggression vorhanden und die Bereitschaft, für die eigenen Träume zu kämpfen.
"Subcosmos" versinkt nicht in Selbstmitleid, sondern strebt nach Leben, trotz trostloser Umgebung. Auch zwischen Hochhäusern ist immer noch ein Stück Himmel zu sehen, wenn man hochschaut (siehe Covermotiv). Dieser mag zwar schwarz sein, aber nicht ohne Sterne.
Deren Licht scheint auf der Scheibe immer mal wieder etwas durch. Die psychedelischen, über-(außer?-)irdisch angehauchten Klänge sind nicht ganz verschwunden (das Titellied überrascht sogar mit Anklängen an den Soundtrack von "Blade Runner"). Zwischen der Finsternis gibt es Erhabenheit. Doch häufig dominieren schwere Riffs, gegen die die Stimme dann manchmal ein wenig anbrüllen muss.
»Da ist nicht viel Licht in "Subcosmos", aber wir haben die Scherben eingesammelt und ein hartes, dunkles Mosaik aus unser Erfahrung gemacht. "Subcosmos" ist die Welt, die wir unterbewusst erschaffen. Der Untergang, den wir in uns hineingelassen haben.« meint Michael Falk.
In dieser Welt wütet ein fieses Sludge-Monster. Dieses lässt jedoch nicht permanent seinem Schmerz und Wut freien Lauf, sondern zeigt teilweise seine sensible Seite, beispielsweise im Stück "2630" und dem vor allem am Anfang ruhigen "Desolate Shelter" danach. "No One Fought You" beginnt zwar sanft, aber schon bald kommt etwas unterschwellig Böses daher gekrochen. Das Biest lauert unter der Oberfläche, wird dominanter, bleibt jedoch erstaunlich gezügelt. Mehr Fratze zeigt es im finalen "No Burning Ground", bevor die Scheibe ruhig ausklingt.
"Subcosmos" ist eine emotionale Reise, ein neues Gesicht von Late Night Venture, das im ersten Moment vielleicht etwas verwundern mag, dennoch viele typische Elemente enthält. Wer die Vorgängerscheiben mochte, sollte nicht enttäuscht sein, jedoch könnten nun neue Fans hinzukommen. Eine andere Nacht, eine andere Art der Unternehmung, die jedoch nicht weniger reizvoll als zuvor ist, ganz im Gegenteil. Gefällt mir gut, weil facettenreicher geworden durch die verschiedenen, in Töne umgesetzten Schattierungen der Schwärze.
Line-up Late Night Venture:
Jens Back (bass guitar)
Michael Falk (vocals, guitar)
Peter Falk (drums)
Søren Hartvig (vocals, guitar)
Jonas Qvesel (synth)
Trackliste "Subcosmos":
- Far From The Light
- Bloodline
- 2630
- Desolate Shelter
- Subcosmos
- Noone Fought You
- No Burning Ground
Gesamtspielzeit: 48:25, Erscheinungsjahr 2019
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