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Laturb / All Work & No Play – CD-Review

Die Bremer Band Laturb versucht Fuß zu fassen.
Dazu hat das Trio Mitte Mai 2022 sein Debütalbum "All Work & No Play" auf den Markt gebracht.
Die Bremer Band Laturb hat acht Songs, die eine Gesamtspielzeit von gut über zweiundvierzig Minuten verfügt, auf die Scheibe gepackt.
Der musikalische Inhalt der vorliegenden Platte wird als »[…] turbulente Achterbahnfahrt […]« beschrieben.

Okay, bei einem klanglichen Rauf und Runter dürfte der Körper wohl nicht mit irgendwelchen unerwünschten Nebenwirkungen reagieren.
Die Musik könnte so gesehen höchstens Nerven kosten.

Aus der Pressemitteilung des Fuego-Labels:
»[…] Wollen Laturb den deutschen Pop retten? Die Energie scheinen sie zu haben und mit so viel Psychedelic, Punk und Pathos wäre es ihnen zuzutrauen. […]«

Zum Trio lesen wir:
»[…] 2019 aus dem Anarcho-Hexenkessel des legendären Mafia-Varietés an der Bremer Schaulust entsprungen. Premiere im März 2020 in der Schwankhalle Bremen. […] Erfolgreiche Startnextkampangne in März 2021. […]«

Bevor es um musikalische Inhalte geht, etwas zum Äußeren.
Da gehen schon für die Digipak-Verpackung sowie das Booklet beide Daumen hoch. Eine Doppelseite für jeden Song mit Text und einem feinen Foto. Zum Artwork heißt es: »[…] tinydash aka Cordel […]«.

Das Lob setzt sich dann fort, denn die Nummer "River" weckt die Gänsehaut nicht im Knie, sondern besonders an den bekannten Stellen. Da geht einem ein Schauer über den Rücken. Wow! Welch eine Einleitung! Sphärische Synthesizer-Sounds füllen die Atmosphäre und dann dauert es nur einen Moment, bis Cordel mit einer Stimme singt, die eine wunderschöne Gospel-Stimmung reflektiert. Im weiteren Verlauf gesellt sich prägnante Rhythmik in diversen Farbgebungen dazu. Es wird flott und schon ist man nicht nur dabei, sondern mittendrin in einer dynamischen Performance, die zumindest die Fußwippe nicht ruhen lässt. Der Laturb-Fluss schwillt zu einem reißend-rockigen, dann schäumenden Wasserfall an. Zum Schluss befindet sich Cordel mit ihrem Gesang in einer ganz anderen, einer aufgewühlten Gemütslage. Hammer! Die Leute vor den Lautsprechern haben ihre wahre Freude.

Überspringen wir sieben Nummern und widmen uns dem, was sich am Ende von "All Work & No Play" so abspielt.
Tja, da serviert uns Laturb nun sozusagen einen gemischten Salat aus Punk, NDW und Synthie Pop. Und alle: »[…] La La La La La Laaaa La … […]«. Schwer einzusortieren diese Synthie-Sounds. Meines Erachtens grüßen hier die Achtzigerjahre. Egal, dieses Stück haut rein und vielleicht hätte Nina Hagen auf Anfrage zugestimmt, mitzusingen. Hoppla, was ist denn jetzt los? Da hat man sich gerade so richtig eingegroovt und dann ist urplötzlich – so nach fast vier Minuten – Schluss. Eineinhalb Minuten Ruhe. Geht’s noch? Ruhe vor dem Sturm? Definitiv keiner im Wasserglas. Laturb haut noch einmal alles raus.
Persönliche Randbemerkung: Ruhepausen, die über zwanzig Sekunden hinaus gehen, sind ätzend. Die Spannung wird zu einem schlaffen Luftballon.

Die Tanzfläche füllt sich, denn "Tour De Frank" wirkt mächtig motivierend auf die Muskulatur. Da bewegt man sich sehr gerne zu den Dancebeats und rundherum gibt es auch noch etwas zu erleben. Wurde zu Beginn Cordels Gesang hervorgehoben, geht an dieser Stelle ein dickes Lob an Anne sowie Tim. Dank ihrer Einsätze kommt es unter dem Strich zu mehr, als es ein Trio vermuten lässt. Tolle Taten!

Laturb-Freunde hören wir bei "Little Lection".
Brass, Glockenspiel von Anne, zusätzliche Gitarre und Bass von Tim sowie Hinderk Kühl an den Drums machen die anfangs und am Ende faszinierende Ballade zu einem der vielen Highlights der Scheibe. Zwischendrin geht die Post ab.
Prima, diese heftigen E-Gitarren-Blitzlichter an verschiedenen Stellen der Scheibe.

Laturb überzeugt sowohl im großformatigen Stil, als auch in der sehr emotional-persönlichen, mikroskopischen Welt.
Die Combo verbindet in ihrer Musik viele Stile. Die fokussieren sich im musikalischen Spinnennetz des Trios zu einer hinreißenden Einheit.
Die musikalische Symbiose macht die Begeisterung aus.
"All Work & No Play" siedelt die Erwartungen für eine weitere Veröffentlichung ganz schön hoch an.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.


Line-up Laturb:

Cordel (vocals)
Anne (vocals, guitar, glockenspiel)
Tim (programming, keyboards, guitar, additional guitar, bass, vocals)

With:
Trötenfreak (brass – #7)
Vincent Helms (brass – #7)
Hinderk Kühl (additional drums – #7)
Pago Balke (voice – #8)

Tracklist "All Work & No Play":

  1. River
  2. Me & Peaces
  3. Tour De Frank
  4. Scared
  5. Wetlands
  6. 24 Hours Pt. 1
  7. Little Lection
  8. In The Meantime
  9. Sinnkrise (Bonus Track)/24 Hours Pt. 2 (Hidden Track)

Gesamtspielzeit: 42:26, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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