Irgendetwas haben sie ja schon, diese Mädels mit Gitarren – und dabei sollte es doch eigentlich selbstverständlich sein, dass Frauen genauso (gut) Rock-Musik machen können, wie das ihren männlichen Kollegen zugeschrieben wird …
Laura Cox, aktuell 29 Jahre alt, Tochter eines Engländers und einer Französin, in Frankreich geboren, aus Paris stammend und musikalisch von klein auf in die richtige Richtung geeicht. Geeicht auf ZZ Top, Dire Straits, Roger McGuinn, Johnny Cash oder The Band, geeicht auf Rock, Folk und Country. Ab 14 begann sie dann selbst zu spielen und, als Kind der Neuzeit, stellte sie ihre Fähigkeiten auch schnell ins Netz. Der Zuspruch aus dem Web war ihr Ansporn, selbst Bonamassa lobte sie schon früh, bald auch auf die Bühne zu müssen. In Mathieu Albiac, heute immer noch Gitarrist der Laura Cox Band, fand sie einen 'partner in crime' und man nahm erste Songs auf. Das Debütalbum ("Hard Blues Shot") wurde 2017 veröffentlicht und die Fanschar auch außerhalb des Netzes wuchs. Wann und wo sie auch auftreten, die Venues sind voll und das Mädel, ihre Band und ihr sogenannter Southern Hard Blues erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
So wundert es wenig, dass nach rund zwei Jahren ein weiteres Werk erscheint, das mit dem derzeitigen und bewährten Line-up eingespielt wurde. "Burning Bright" lautet der Titel und den mag man gerne auch metaphorisch sehen, denn die Band brennt und ist sicherlich gut beraten, den anhaltenden Support der Hörerschar auszunutzen. Dazu hat man kürzlich zehn feine Tracks eingespielt, die uns mit einer Gesamtlänge von etwas mehr als fünfunddreißig Minuten wirklich erfreuen können. Cox selber sagt zum Inhalt, dass sich das Album wesentlich persönlicher gestaltet, als es beim Vorgänger der Fall war. Die Inspirationen dazu hat sie ihrem Leben und ihren Erfahrungen entlehnt. Obschon sie im Grunde nicht so gern über sich selber redet, sieht sie die Musik und die Texte als probates Mittel, ihren Empfindungen Ausdruck zu verhelfen. Na denn:
Mit "Fire Fire" steigt Fräulein Cox richtig knackig in den runden Silberling ein, bringt uns einen Vorgeschmack auf das, was uns in der nächsten halben Stunde noch erfreuen mag. Ihr Gitarrenspiel, gepaart mit einer toll agierenden Rhythmusabteilung, wobei besonders die Bass-Läufe bei vielen Tracks immer wieder sehr gefallen, sticht natürlich hervor. Aber auch ihre Stimme, die viel reifer klingt, als es ihr biologisches Alter vermuten lässt, weiß durch die Bank weg zu überzeugen. Ein wenig kommen beim Gesang in diesem Einstieg Erinnerungen an "Black Velvet" von Alannah Myles hoch. Es schwingt so eine gewisse schwüle Südstaaten-Atmosphäre mit.
Überhaupt kann man auf sehr angenehme Weise ihren Southern Rock-Einfluss an allen Ecken und Enden spüren – im wahrsten Sinne des Wortes, nicht nur hören. Und ich wage jetzt eine subjektive Äußerung: Sie erinnert mich unheimlich an die guten alten Backing-Sängerinnen bei Skynyrd oder 38 Special, wenn sie beim Singen etwas mehr Energie in die Strophen legt. Daraus soll jetzt nicht fälschlicherweise abgeleitet werden, dass ansonsten keine Energie in der Platte ist, mitnichten. Wer sich auf dem weiten Feld des rockigen Southern Blues bewegt, wird an Songs wie "Looking Upside Down" eine helle Freude haben. Wer es ein wenig ruhiger mag, dem sei z. B. "Just Another Game" ans Herz gelegt, ein Track, der anfangs durch nur wenig akzentuierte Gitarrenarbeit und gefühlvollen Gesang zu punkten weiß. In der zweiten Hälfte gibt es dann ein paar Briketts mehr und der Rest der Band steigt auch mit ein – gelungen!
"Here’s To War" ist ein weiteres Beispiel perfekt dargebotener Tempo- und Rhythmuswechsel im Dienste der Dramaturgie. Ganz slow aus der Boxengasse kommend, gerät die Band mehr und mehr in Fahrt und bringt uns mit zunehmendem Tempo einen echt überzeugenden Titel.
"Freaking Out Loud" mutet zu Beginn etwas funkig an, die Gesangslinien wirken eher ein wenig wie gesprochen, denn wie melodiös dargebotene Textzeilen. Gitarre und Bass, wieder einmal der Bass, laufen zu Höchstform auf und machen dem Titel dieses Tracks alle Ehre. Daran schließt sich "As I Am" an, das eine echt coole Blues Rock-Boogie-Mischung ist und jedem in die Beine fahren sollte, denn speziell am Ende dieses Stücks hauen die Musiker noch richtig einen raus, so dass alles in einem fulminanten Schlusspunkt mündet.
Mit den beiden ebenfalls sehr überzeugenden Songs, "River" und "Letters To The Otherside", verabschiedet sich Laura Cox leider schon wieder vom Hörer. Während "River" gut nach vorne abrockt, stellen Cox & Co. noch einmal unter Beweis, dass sie nicht nur auf die Zwölf hauen, sondern eben auch gut und gefühlvoll musizieren können.
Wer Laura Cox und ihre Band bislang nicht auf dem Radar hatte, für den ist es nun an der Zeit aufzumerken. Ihr Southern Hard Blues, gepaart mit einem überzeugenden Spielvermögen der Instrumentalisten, rauchig und voll von atmosphärischem Sangeskönnen vorgetragen, ist mehr als nur einen kleinen Lauschversuch wert. Aktuell ist sie ja noch mit ein paar Restterminen bei uns unterwegs und im Grunde darf das keiner verpassen. Die Gute muss sich schon mal darauf vorbereiten, zukünftig größere Menschenmassen zu ziehen.
Line-up Laura Cox:
Laura Cox (vocals, guitars, lap steel, banjo)
Mathieu Albiac (guitar)
Francois C. Delacoudre (bass)
Antonin Guérin (drums)
Tracklist "Burning Bright":
- Fire Fire
- Bad Luck Blues
- Last Breakdown
- Looking Upside Down
- Just Another Game
- Here’s To War
- Freaking Out Loud
- As I Am
- River
- Letters To The Otherside
Gesamtspielzeit: 36:52, Erscheinungsjahr: 2019
4 Kommentare
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Jochen
10. November 2019 um 18:39 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Lieber Steve,
das Mädel wird Dich nicht enttäuschen – besonders, wenn Du mal die Gelegenheit hast, Fräulein Cox live zu sehen.
Viele Grüße,
Jochen
Steve
30. Oktober 2019 um 9:45 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Lieber Carlo LF,
lieber Jochen,
die CD-Review finde ich höchst informativ und hat mich dazu inspiriert, mich mit dem Mädel musikalisch näher zu beschäftigen.
Rock on
Steve
Carlo LF
27. Oktober 2019 um 17:30 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Also Herrlein Jochen,
deine Formulierungen sind schon von anno dazumals. "Fräulein", das "Mädel" und "Irgendetwas haben sie ja schon, diese Mädels mit Gitarren" drücken doch eher Verachtung aus. Fragt man sich, warum du überhaupt eine Rezension geschrieben hast?
Peace in the valley.
Jochen
28. Oktober 2019 um 18:32 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Lieber Carlo (wer oder was auch immer, ist ja so schön anonym das gute alte Internet…),
sehr gerne darfst Du für Dich verachtende Konnotationen in den von mir verwendeten Formulierungen erkennen.
Ich sehe Derartiges eher in Begriffen wie Schlampe, Weibsbild oder Tussi. Gleichzeitig nehme ich mir auch in Zukunft die Freiheit, mir nicht von Hinz und Kunz 'political correctness' in allen Lebensbereichen aufdrücken zu lassen.
Für Deine Zukunft empfehle ich die Verwendung einer der äußerst praktischen Errungenschaften des Computer-Zeitalters: das Rädchen an der Maus – zum Weiterscrollen (solltest Du nochmal auf eines meiner Reviews stoßen).
Ein schönes Leben noch.