Layla Zoes Album "Gemini" hat zwei Seiten, oder genauer, enthält zwei CDs.
Aus den umfangreichen Informationen zur vorliegenden Platte geht hervor, dass es »[…] time for a change […]« war.
»[…] I wanted to do something more organic, take my time in the studio and be completely free to create. […]«
Die erste CD trägt den Untertitel 'Fragility'. Auf der anderen Seite des wunderschön gestalteten Digipaks gibt es den Rundling 'Courage'. So darf man vermuten, dass es einerseits um fragile, zarte Songs geht und es nach einem CD-Wechsel wohl kräftiger zur Sache geht.
"Gemini" wurde als Eigenproduktion auf den Markt gebracht. Wenn die Künstlerin mit der tollen Stimme davon spricht, dass sie frei kreativ sein wollte, dann muss an dieser Stelle bereits geschrieben werden, dass der Doppeldecker etwas ganz Besonderes geworden ist.
Die Kollaboration mit Jan Laacks, der hier auch aufgenommen, gemixt, gemastert und produziert hat, dauert ja schon lange an. Er ist der kongeniale Partner der Kanadierin.
Alleine die fünfundvierzig Minuten 'Fragility' kommen aus dem obersten Regalbrett des einsamen Blues. Gemeinsam mit dem Gitarristen Jan Laacks sowie in einem Song mit Schlagzeug-Begleitung von Claus Schulte wird man quasi gefangen und über alle zehn Tracks gefangen gehalten. Vom Delta-Blues á la Robert Johnson zum Beispiel in "I’ll Be Reborn Blues" oder "The Good Life", einem Stück, in dem die Studio-Atmosphäre förmlich spürbar ist, bis hin zum Metier der Singer/Songwriter wie in der zeitlos schönen Liebeserklärung "I Can’t Imagine My Life Without You" spannt man das Dach der Genüsse.
Nicht nur in dieser Rezension bekommt das Lied "Mumbai" eine hervorgehobene Position.
Feeling pur! Sphärisch schwebend, mit viel Weite in der Stimmung, flattert diese Komposition sozusagen von der Leichtigkeit einer Feder getragen, vom Himmel der Nachdenklichkeit. Für diese fantastische Nummer gibt es im Booklet ein Dankeschön an »[…] everyone in Mumbai who made our experience there so special. […]«
Zuletzt gibt es ein fröhliches "Rainbow Pacmen And Unicorns". Jan Laacks begleitet die Sängerin in diesem Track auf der Ukulele und zwischendrin bringen Glockenspiel-Töne besonders sonnige Stimmung in die Nummer. Wir erleben Jan Laacks nicht nur an Saiteninstrumenten. Bei "Let Go" spielt er Klavier. Toll!
Auf 'Fragility' wird der Blues auch durch das Bottleneck weiter an den Hörer getragen. Wer das Duo Layla Zoe/Jan Laacks mit einer akustischen Show erleben durfte, wird auch die erste Scheibe lieben.
Achtung! Wer den Player unmittelbar nach 'Fragility' mit 'Courage' füttert, wird aufpassen müssen, dass einem durch die schiere Energie nicht die Perücke vom Kopf fliegt.
Die Lieder auf der ersten CD waren durchaus rau, aber jetzt pflügt die Combo mit dem bestens bekannten Drummer Dirk Sengotta mit einem glühenden Pflug durch den Baumwollacker. Gitarristische Freiräume werden hinlangend genutzt. Riffs zerteilen die fiebrige Luft und ein ganz wenig darf es auch nach Jimi Hendrix klingen. Layla Zoe singt so überzeugend. Da müssen einige Konkurrentinnen ihre Stimmbänder ganz schön strecken. Wenn "Weakness" schon genussvoll heftig rüber kommt, was mag dann erst in "Dark World" los sein?
Der Power-Blues geht in die zweite Runde, ohne auch nur ein Quäntchen an Vergnügen nachzulassen. Unglaublich, wie energisch sich Layla Zoe gibt. Fast schon kompromisslos haut sie ihre Botschaften raus. Was sie in ihren Texten – alle im Booklet nachzulesen – vermittelt, bringt Jan Laacks musikalisch an den Mann sowie die Frau. Klasse!
Dem variantenreichen Blues Rock hat die Band allerdings auch besinnlichere Lieder entgegen zu setzen. So ist es fast schon zu vermuten, dass "Roses And Lavender" in einen ruhigeren Seitenarm des 12-Takters verdingt ist. Ganz unabhängig von der textlichen Sendung ist dieses Lied eine himmlische Hymne der dynamischen Hingabe. Highlight! Das Stück ist »[…] inspired by her niece and nephew back in Canada […]« Slow Blues mit E-Gitarren ist "Are You Still Alive Inside". Ohne Worte!
Mit "Little Sister" packt die Combo dann noch ein Überraschungsbonbon für alle Hörer aus. Die Band kann auch den Reggae. Toller Schlusspunkt!
Mit dem Titel des Songs "Turn This Into Gold" kann man für Layla Zoes "Gemini" kein besseres Fazit ziehen.
Line-up Layla Zoe:
Layla Zoe (lead vocals, harmonica, back-up vocals)
Claus Schulte (drums – CD1 – #3,CD2 – #10)
Dirk Sengottta (drums – CD2 – #1-9)
Jan Laacks (all other instruments, back-up vocals)
Tracklist "Gemini":
CD1: Fragility
- She Didn’t Believe
- I’ll Be Reborn Blues
- Turn This Into Gold
- The Deeper They Bury Me
- Mumbai
- The Good Life
- I Can’t Imagine My Life Without You
- Freedom Flowers
- Let Go
- Rainbow Pacmen And Unicorns
CD2: Courage
- Weakness
- Dark World
- Ghost Train
- Bitch With A Head Of Red
- Gemini
- Roses And Lavender
- White Dog
- Automatic Gun
- Are You Still Alive Inside
- Little Sister
Gesamtspielzeit: 45:07 (CD1), 48:56 (CD2), Erscheinungsjahr: 2018
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