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Lazuli / 11 – CD- Review

Lazuli / 11

Mit der Band Lazuli begeben wir uns nach Südfrankreich. Die Gründung erfolgte im Jahre 1998. Musikalisch bewegen sich die Musiker im Bereich zwischen Rock/Progressive Rock und World Music. Im Vordergrund steht sicherlich die Verwendung eines Instruments namens Léode. Dieses wurde von Claude Leonetti kreiert. Es handelt es sich hierbei laut Hersteller, der im Übrigen durch einen Motorradunfall seinen linken Arm nicht mehr benutzen konnte, um eine »unwahrscheinliche Kombination aus einer Gitarre, einem Synthesizer, einer Melodiesäge, einer Onde Martenot und einem Stück Holz.« Nun, man könnte es auch als eine Art elektronischer Lapsteel-Gitarre bezeichnen.

Als Mitglied der Band kann Claude dieses nun gut zur Schau stellen, und, wie er weiter ausführte, sei er wahrscheinlich der beste, weil einzige, Léode-Spieler der Welt. Doch nun zum Thema, wobei mich von der zu erwartenden Musik zunächst erst einmal die Verpackung davon abhält. Denn diese ist sehr edel gestaltet, man hat das Gefühl, ein kleines Büchlein in der Hand zu halten. Das integrierte Booklet enthält ein Vorwort in Französisch, Englisch und Deutsch, sowie die Texte, alle in französischer Sprache. Diese werden vorgetragen von dem Sänger Dominique Leonetti, der gelegentlich auch mit seinem Gitarrenspiel etwas beiträgt, ganz allein, nur Gitarre/Gesang hört man das dann auf "Les mots désuets". Dieser Song stellt insofern die Besonderheit dar, wird die etwas dunklere Stimmfärbung hier doch stärker in den Fokus gerückt und man bemerkt die emotionale Ausrichtung ganz hervorragend.

Doch auch bei den übrigen Liedern weiß Dominique zu punkten mit seiner einfühlsamen Art, jeder einzelnen Songgestaltung zu folgen, ob es nun bei dem ein wenig dramatisch wirkenden "La bétaillière", dem dahinschwebenden "Sillonner des océans de vinyles" oder dem sanft rockenden und abwechslungreichen "Triste carnaval" zutrifft. Dabei fällt mir auf, dass sich eine ganz besondere Einheit gebildet hat. Nimmt man die Musik instrumental, ohne Gesang, dann wird man diverse Spielarten von Prog Rock entdecken, auch Art Rock, alles gedanklich angesiedelt letztlich in den Siebzigern, als sich dieses Genre so vielfältig entwickelte. Stelle ich mir dazu Gesang vor, dann eigentlich einen anderen als den von Dominique. So könnte ich ihn mir, wie beim erwähnten "Les mots désuets" eher im Bereich des Genres Singer/Songwriter, hochwertiger Popmusik oder gar im Bereich des Chansons vorstellen. Und genau das ist diese Einheit, die ich meine, nämlich das dadurch etwas entstanden ist, was sich ganz wunderbar aneinanderschmiegt.

Geschaffen wurde somit Musik, die sich mit warmer und harmonischer Ausstrahlung rasch in den Solarplexus schleichen kann, und meistens ist es Prog Rock der eher sanften Art. Manchmal taucht die eine oder andere bombastische Passage auf, und "Lagune grise" etwa trägt gar Spuren von Popmusik in sich. Ja, und wie klingt sie denn nun, die Léode? Das soeben genannte Stück ist eines jener, das ein Solo mit dem Instrument präsentiert. Nun, es klingt halt wie eine Lap Steel, recht breitflächig gespielt.

Resümierend kann ich feststellen, dass Lazuli Musik vorstellt, die mit Herz und Verstand komponiert wurde und anhand durchdachter Arrangements musikalisch sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt wurde. Im Bereich des Prog Rocks ist das für mich auf jeden Fall eine besondere Art des Genres, wie sie hier vorgeführt wird.


Line-up Lazuli:

Claude Leonetti (Léode)
Romain Thorel (keys, french horn)
Arnaud Beyney (guitars, bass)
Vincent Barnavol (drums, percussion)
Dominique Leonetti (vocals, guitars 6 & 12 string)

Tracklist "11":

  1. Sillonner des océans de vinyles (5:03)
  2. Triste carnaval (5:03)
  3. Qui d’autre que l’autre (4:36)
  4. Égoïne (5:22)
  5. Lagune grise (5:21)
  6. Parlons du temps (5:05)
  7. Le pleureur sou la pluie (5:04)
  8. Les mots désuets (3:09)
  9. La bétaillière (4:05)
  10. Mille rêves hors de leur cage (6:20)
  11. Le grand vide (5:11)

Gesamtspielzeit: 54:42, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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