Es war lange ruhig um Le Mur, der Band aus dem Pott, deren beide Vorgänger nun mit "Exorta" ihr Trilogie-Ende finden. Die Arbeiten zum Album fanden von 2013 bis 2018 in Bochum statt und wie man dem Anschreiben entnehmen kann, weil die Bandaktivitäten heruntergefahren worden sind.
Allerdings ist das Line-up mit Matthias Gräf, Janine Ficklscherer und Georgios Dosis unverändert, sodass die lange Pause kein Grund zur Sorge, was den Fortbestand der Gruppe angeht, ist. Unverändert ist auch der Anspruch der Band an die Qualität ihres Outputs: Kein Geringerer als Mastermind EROC hat hinter den Reglern agiert.
»Ich glaube, von Le Mur werden wir noch hören – mein Plattenspieler steht bereit …« schrieb ich als Schlusssatz im Review zum 2013er Album Silentia Nova. Eingetroffen! Wenn allerdings dieses Mal der Plattenspieler keine Runden drehen darf, denn mir liegt die Promo-CD vor. Von daher kann ich das Cover nicht so richtig genießen. Dieses ist ein Kunstwerk von Bojana Jokic und der/die Künstler(in) ist ebenso geheimnisvoll wie die Band selbst: Man findet fast keine Infos im Netz, was im Falle von Le Mur etwas schade ist, denn gerade in Bezug zur Trilogie möchte man etwas mehr erfahren.
Auf jeden Fall ist es aber so, dass das Motiv der Platte schön zur Musik passt, die etwas Endzeitmäßiges hat. Selbst beschreiben die Musiker ihren Stil als Heavy Dark Trip Rock. Das kann man so stehen lassen, wobei das eindeutig auch als Psychedelic-, Space- und Krautrock durchgeht. Durch die herausgebrüllten Vocals, wie z. B. das fast befreiende »Gottverdammte Kreatur« in "Die Nacht der Lemuren" bekommt – besonders durch das Gitarrenspiel – das Ganze auch einen Post Rock-Anstrich. Die 'Lemuren', sowie 'O.m.e.n' scheinen die Haupthemen der Trilogie zu sein, ziehen sie sich doch durch alle drei Werke. Besonders interessant bzw. spannend wird die Musik durch den Einsatz des Saxofons, welches sich zu melodiebetont aufspielendem Bass sowie akzentuiertem Schlagzeugspiel wunderbar einbringt.
Daneben hat die Orgel viele Momente und in Verbindung mit gesprochenen Worten und verfremdeten Effekten kristalliert sich eine Melange aus düsteren, ja fast dystopischen Szenerien, die immer wieder durch vokale, oder saitenmäßige Eruptionen mal verstärkt oder abgeschwächt werden. Der Hörer kann seine Kopfreise je nach Gusto lenken, wobei der Grundtenor aber stets in die gleiche Richtung geht und man am Ende irgendwo im Coverbild landet.
Dieses wird Dank des Formates der Vinylscheibe sicherlich das Auge des Betrachters genauso in Beschlag nehmen, wie das die Musik mit den Ohren, oder besser, dem Kopf tut. Die Musik passt schon auf das Medium Langrille, wobei dort allerdings das Problem des Umdrehens auftaucht und somit die Reise eine Unterbrechung erfährt. Diese Unterbrechung wird aber dadurch versüßt, dass die LP-Version auf 520 Exemplare limitiert ist. Allesamt 180 g schwer, 210 in schwarz und 210 in Farbe. Beide Versionen mit Flyer und downloadable content. Die restlichen 100 Stück sind als special/Die Hard-Edition inklusive 3D Gel Aufkleber (Doming) ausgewiesen. Wer trotzdem nicht zm Umdrehen aufstehen will, muss sich die Downloadversion besorgen. Dank NAS-Speicher im Netz und verlustfreien Formaten ist das mittlerweile eine Alternative zu den Regal-füllenden Scheiben.
Schön wäre es, wenn es bis zum nächsten Album keine fünf Jahre dauert. Zumindest nicht, wenn man gerne Kopfreisemusik hört.
Line-up Le Mur:
Matthias Gräf (vocals, guitar, saxophone, organ, sound effects)
Janine Ficklscherer (bass, sound effects)
Georgios Dosis (drums, percussion)
Tracklist "Exorta":
- O.m.e.n. – Towards The End (3:18)
- Die Nacht der Lemuren [Teil 1] (9:25)
- (Intro) The Broken Pieces Of … (3:55)
First Piece: Fields Of Misery
Second Piece: Broken
Third Piece: Intro From The Past - Our Doom (6:09)
- These Symptoms Are Temporary (8:19)
- Exorta (8:01)
- O.m.e.n. – Arisen (8:00)
Gesamtspielzeit: 47:11, Erscheinungsjahr: 2018
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